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Voices from the Lake

»Voices from the Lake«

Prologue

Die Musik von Donato Dozzy & Neel ist auf eine sehr diffizile Weise »wärmend«. Sie ist dies, weil sie ein höchstens noch den nur mehr Junggebliebenen bekanntes Phänomen ausdrückt: Den Gedanken des »Chill Out«. Vor gut zehn Jahren waren Chill-Out-Floors nach gang und gäbe. Es war ein Bereich auf einer Party, der sehr sorgfältig und liebevoll gestaltet und dekoriert wurde. Oft auch eine Installation im Au&szligenbereich. Leider verschwand die Idee eines solchen Rückzugsraums langsam aber sicher und wurde durch die Idee des »Second Floor« ersetzt. Dadurch bekam der Begriff eine sehr seltsame, und doch in seinem eigenen Begriff liegende, Konnotation: Die Abkühlung. Als Auszeit vom Geschehen des Main Floors lief abseits davon immer häufiger sehr abstrakter und experimenteller Sound. Prinzipiell ist dagegen natürlich nichts zu sagen und doch vollzieht sich durch diese Entwicklung eine Änderung. Denn dadurch, dass experimenteller Sound eher fordert als Zerstreuung bringt, kühlt er eher ab, als dass er Wärme und Entlastung spenden würde. Entgegen diese Entwicklung lässt sich das Album »Voices from the Lake« stellen. Hier ist der Gedanke der Chill-Out-Musik, nicht als kalte Dusche, sondern als warmes Lagerfeuer, noch spürbar. Tranquilisierend und hypnotisch, sehr organisch und linear. Es hebt sich von anderen Minimalproduktionen durch seinen Detailreichtum und seine Atmosphäre und von anderen Electronica-Produktionen durch seine Geradlinigkeit ab, vereint aber beide Aspekte in überzeugender Weise. Dazu eben dieses fast vergessene Gefühl des Chill-Out-Floors, das durch solche Alben wie »Voices From The Lake« glücklicherweise bewahrt und ins 21. Jahrhundert transferiert wird. Hoffentlich kommt dem einen oder anderen Veranstalter durch den Genuss dieser Musik wieder mal die Idee, ein paar fluoreszierende Schwammerl irgendwo im Raum aufzustellen, nette Beleuchtung und gemütliche Sitzgelegenheiten dazu und solcher Installation seine ursprüngliche Rolle als Lagerfeuer für die Seele wieder zuzuerkennen.

Home / Rezensionen

Text
Adrian Flux

Veröffentlichung
24.01.2012

Schlagwörter


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