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Burkhard Stangl

»Unfinished. For William Turner, painter«

Touch

Seit fast 30 Jahren ist Burkhardt Stangl jetzt schon im »Geschäft«, was eigentlich nach einer fetten Jubiläumsfeier nächstes oder übernächstes Jahr schreit. Da würde dann wirklich alles kommen, was in der österreichischen Avantgarde- und Elektroakustik-Szene Rang und Namen hat, von den internationalen Namen gar nicht zu sprechen – sagen wir einfach nur Eugene Chadbourne, Jim O’Rourke oder Steve Lacy. Mit Österreichs Vorzeigekomponistin Olga Neuwirth hat Stangl auch schon mehrmals zusammengearbeitet, und da wir schon beim eitlen namedropping sind, schreiben wir gleich auch noch Katharina Klement hin. Tolle Komponistin, aber wirklich wahr. Stangls neue CD »Unfinished. For William Turner, painter« ist aber eine Soloarbeit, eine Innerlichkeitsstudie im Zeichen von und als Hommage an William Turner, dem großen britischen Maler der Romantik. Da könnte man jetzt fragen: Avantgarde und Romantik, ja geht denn das zusammen? Stangl bezieht sich vor allem auf das unvollendete Spätwerk Turners, auf die enigmatische Atmosphäre und die nur scheinbare Einfachheit, verdichtet zu verflüssigten Schwebezuständen. Und das war im Prinzip auch schon eine Beschreibung des Hörerlebnisses. »Unfinished« erinnert in Ansätzen an den Soundtrack von Jim Jarmusch‘ »Dead Man«, den damals Neil Young einspielte, eine einzige, riesige Etüde mit schwebender Gitarre. Doch wo Young immer wieder zur Rockphrase zurückfand, da setzen bei Stangl dezente Elemente von field recordings ein, die das hingetupfte, schwebende Gitarrespiel noch mehr verwehen, noch ätherischer machen. »Unfinished« hat etwas von einer Meditationsübung in einer Tropfsteinhöhle, sehr entspannt anzuhören, ohne jedoch allzu leichtgewichtig zu werden. Eine Empfehlung, nona.

Home / Rezensionen

Text
Curt Cuisine

Veröffentlichung
22.01.2014

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