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Das Jahr 2025 in Listen

So ein Jahr ist schneller rum, als man dreimal »Donald Trump ist ein Faschist« sagen kann, und am Ende ist unklar, ob irgendwer irgendwas dazugelernt hat. Umso wichtiger, die Learnings festzuhalten und in die beliebten skug-Listen zu packen, die alles festhalten, was hilfreich, edel und gut war.

Die Jahreslisten sind traditionell ein Moment der Rückschau und eine wichtige skug-Institution. In diesem Jahr feiern die Listen ihre zehnte Durchführung und machen damit augenscheinlich, wie sinnvoll ein Online-Magazin eigentlich ist. Denn geht es nicht allen so? Es bleiben doch jedes Jahr so sechs oder sieben Dinge in Erinnerung, die es später lohnt, hervorzukramen. Aber wo wurden die notiert? Auf einem Einkaufszettel im Küchenkasterl? Zwischen zwei Buchseiten in der Nietzsche-Gesamtausgabe? Oder wurden sie im besoffenen Kopf auf die Rückseite eines Pet-Shop-Boys-Covers graviert? Somit gibt es also ein akutes Zugriffs- und Auffindungsproblem. Genau deshalb macht ja skug auch seit einer Dekade seine – zugegeben etwas ausufernden – Jahresendlisten frei zugänglich, in etwas, das Expert*innen das Internet nennen 

Und damit wären wir beim Problem, das in dieser Einleitung noch kurz erwähnt werden darf, bevor es ans genüssliche Jahresendscrollen geht. Denn es ist ein bisschen schwierig geworden für den Journalismus. skug produziert heute Texte inmitten von KI-Slop-Generatoren. Die werden von Konzernen ausgeschickt, um uns unser kostbarstes Gut zu rauben: Aufmerksamkeit. Klare Gedanken waren gestern, heute geht es darum, die Endverbraucher*innen am besten für immer »engaged« zu halten. KI-Slop soll mit täuschend echten Videos ablenken und flutet das Internet mit Äußerungen, die uns aufregen sollen. Anscheinend soll das Publikum daran gewöhnt werden, möglichst nur mehr mit Maschinen zu interagieren. Die menschliche Verelendung geht so weit, dass manche sich sogar in ihre Chatbots verlieben. Neben diesen Extremfällen wird die Bevölkerung allgemein darauf vorbereitet, dass an den ehemals von Menschen besetzten Schnittstellen zu Konzernen oder Behörden nur mehr Apparate sitzen, die mit freundlicher Stimme sagen: »Aha, verstehe, Sie wollen einen Rücksendeauftrag erstellen.« – Nein, will ich nicht, habe ich auch schon zehn Mal gesagt! Aber so ist das eben, wenn man mit Maschinen agieren muss, die unendlich viel dümmer sind als jeder Mensch. Aber eben auch viel billiger als jede*r Mitarbeiter*in. 

Die Maschinen verheißen bequeme Übersicht und machen alles zunehmend nur noch unauffindbarer, schließlich ist ihr Ziel nicht, zu helfen, sondern uns medial an der Stange zu halten. Um dabei »besser« zu werden, grasen die KI-Bots Tag und Nacht den skug-Server ab, weil sie auf skug.at 10.000 von Menschenhirnen ersonnene Texte aufsaugen können. Ihre Meister*innen wissen nämlich genau, wie gefährlich es wird, wenn KIs an anderen KIs trainiert werden. Nach ein paar Runden ist der Schwachsinn einfach zu augenscheinlich. Die skug-Autor*innen produzieren somit mit ihrer eigenen geistigen Leistung jenes Trainingsmaterial, das dann inmitten der millionenfach ausgespuckten KI-Variationen nicht mehr aufgefunden werden kann. Wann war Diebstahl je so dumm und dreist? 

Und was dagegen tun? Nun, zunächst einmal die Lage reflektieren. Das machen wir bei skug mit unserem digitalen Spiel »Kollektive Intelligenz«, das genau diese Sachverhalte live erlebbar macht. Zudem wissen wir, dass gegen die maschinengestützte Vereinsamung nur die menschliche Begegnung hilft, sei es bei unserem Salon skug mit Konzerten und Panel-Diskussionen oder in unserer Schreibwerkstatt »off_script«, die direkten Kontakt zu Autor*innen bietet und gemeinsam die Freuden des Schreibens erleben lässt. Und letztlich gilt es, zu kämpfen! Zum Beispiel dafür, das nächstes Jahr nicht aufgrund des Sparwahns die Lichter ausgehen, in Wien und anderswo. Es ist also viel zu tun, jetzt aber erst mal ran ans feierliche Scrollen. Viel Spaß mit den hoffentlich hilfreichen Jahreslisten, ganz ohne KI erstellt, sondern von Mensch zu Mensch …

Alfred Pranzls der Realität ins Auge blickende 2025er-Revue

1990, im Gründungsjahr, wurde im skug reklamiert, dass bei der Wiedervereinigung die Errungenschaften der DDR am besten in einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus einfließen sollten. Klarerweise ist das in dieser neoliberalen Umbruchszeit nicht passiert. Statt dessen noch schrecklicherer Räuberkapitalismus in der ehemaligen UdSSR, wo Geschichtsverdreher Putin im Nachfolgestaat Russland die Aufarbeitung der fatalen Vergangenheit stoppte. Die Resultate eines ungehemmten, nicht regulierten Spätkapitalismus müssen wir jetzt ausbaden … 2025 war eine Zeit des Erwachens in einer zusehends dystopischeren Welt, für Prophezeiungen, was skug im Dezember 2026 resümieren wird, bin ich allerdings nicht zu haben.

Zunächst aber ein Hochlebenlassen …

• Viva 35 Jahre skug! Viva Salon skug! Viva 10 Jahre Jahr in Listen!

• Viva S/W-Fotos von Manfred Rahs, z. B. im Nachruf auf Sonny Sharrock!

• Viva Long Read von Michael-Franz Woels mit über 60.000 Zeichen! 

• Viva skug-Review-Champion Holger Adam mit 135 Rezensionen dieses Jahr!

• Viva Erinnerungskultur und Traumaaufarbeitung by Kerstin Kellermann!

Zitat

»Dass die Nazis unsere Feinde sind, mein Gott! Wir brauchten doch bitteschön nicht Hitlers Machtergreifung, um das zu wissen. Das war doch seit mindestens vier Jahren jedem Menschen, der nicht schwachsinnig war, völlig evident. Dass ein großer Teil des deutschen Volkes dahinterstand, ja, das wussten wir ja auch, davon konnten wir doch nicht ’33 schockartig überrascht sein. [Gleichschaltung hieß,] dass die Freunde sich gleichschalteten. […] Das Problem, das persönliche Problem, war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten.« (Hannah Arendt im Interview mit Günter Gaus, 1964) 

Film/Bücher

Wurden früher Coups d’État (Johan Grimonprez’ Doku ist die eindringlichste des Jahres!) noch mit Geheimdienst, gedungenen Milizen und Militärs durchgezogen, schreibt der britische »Guardian« anno 2025 vom »digitalen Staatsstreich«. Die korrupte Verhaberung von Big-Tech-Bossen und dem Weißen Haus zeitigt neofeudalen Cyber-Faschismus. Gnadenlos Menschen selektierende KI existiert bereits, ebenso sind Algorithmus-gesteuerte Social Media ein ideales Werkzeug, um autoritäre bzw. faschistische Ideologie umzusetzen, schreibt der Philosoph/Mathematiker Rainer Mühlhoff in seinem aktuellen Buch. Widerständiges Insistieren auf humane Biodiversität ist der Feind, der mit einem libertären Mindset (Freiheit nur für die eigenen Machtinteressen) agierenden Tech-Milliardäre, die mit der rechtsextremen US-Regierung den Überwachungskapitalismus befördern. Gefährlich für EU-Europa ist auch das außenpolitische »Strategiepapier« des die Ukraine verratenden Trump-Regimes, das wie die »Agenda 2025« auf Vorarbeiten milliardenschwerer ideologiegetriebener Thinktanks beruht. Diese bekämpfen liberale Demokratien und helfen, einen identitären Nationalismus zugunsten der weißen christlich-fundamentalistischen »Uramerikaner« zu etablieren. Wenn Vertreter*innen der mit Drohungen und Erpressung operierenden US-Regierung behaupten, dass EU-Europa mit den Demokratie schützenden Regulierungen der Big-Tech-Plattformen die freie Meinungsäußerung und die Opposition unterdrücke, unterstützt sie rechtsextreme, populistische Parteien in Europa. Ziel: Spaltung und Zerstörung der EU. Wissend, dass die Europäischen Union schlechte Karten hat, weil sie eine eigene Sicherheitspolitik sehr vernachlässigt hat und diesbezüglich immer noch stark von den USA abhängig ist. Enorm manipulierte Social Media mit einer Shitload von Desinformation und Fake News disruptieren den nach Hannah Arendt für die Demokratie unbedingt nötigen Public Space. Fehler von öffentlich-rechtlichen Sendern wie der BBC führen zu Milliardenklagen seitens Trump, dabei sind journalistische Medien die wenigen Verbliebenen, die demokratische Notwendigkeiten wie Diskurs und Kontrolle der Mächtigen mit investigativen Reports aufrechterhalten. Respekt gegenüber jeglichen Mitbürger*innen, Dialogfähigkeit, Mut zu Kritik werden durch Social Media unterminiert. Wie weit das Denken, dass etwa Migrant*innen unsere Freiheit bedrohen, und nicht die keine Steuer zahlenden Superreichen, in die deutsche Mittelschicht vorgedrungen ist, belegen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey mit soziologischen Interviews. »Zerstörungslust – Elemente des demokratischen Faschismus« berichtet von tiefem Frust, über mangelnde Gerechtigkeit, Emanzipation und Abstiegsängste statt Zukunftsversprechen. Deshalb wird AfD gewählt und der Versuch der Zerstörung dieser Gesellschaft ist eine daraus folgende verzweifelte, wut- und nicht vernunftgeleitete Reaktion. Den Verlust digitaler Souveränität, deren Suchtpotenzial und viel Bekrittelungswertes aus der heimischen (Cyber-)Welt der Aufmerksamkeitsökonom*innen stellt Richard Schuberth in seinem Roman »Der Paketzusteller« mit sarkastischem Humor bloß. Kompromisslose Selbst- und Gesellschaftsentlarvung mit hohem Erkenntnisgewinn! Weiters seien zwei Bücher zur Ukraine empfohlen und jenes über Edek Bartz’ »Aufbruch in die Wiener Pop-Moderne«. New York war dem jüdischen, in einem kasachischen Internierungslager geborenen Migrant*innenkind eine Inspirationsquelle. Somit gibt die Wahl des Linken Zohran Kwame Mamdani, geboren 1991 in Kampala, Uganda, zum ersten muslimischen Bürgermeister New Yorks Hoffnung.

  • »Soundtrack to a Coup d’Etat« (Johan Grimonprez, BE/FR/NL 2024) Artikel
  • Rainer Mühlhoff: »Künstliche Intelligenz und der neue Faschismus« (Reclam)
  • Carolin Amlinger/Oliver Nachtwey: »Zerstörungslust – Elemente des demokratischen Faschismus« (Suhrkamp) 
  • Richard Schuberth: »Der Paketzusteller« (Drava Verlag)
  • Hg.: Katharina Raabe, Kateryna Mishchenko: »Geteilter Horizont – Die Zukunft der Ukraine« (Suhrkamp)
  • Serhiy Zhadan: »Keiner wird um etwas bitten« (Suhrkamp) Artikel
  • Klaus Nüchtern: »Interessant, du, faktisch – Edek Bartz und Wiens Aufbruch in die Pop-Moderne« (Residenz) Artikel

Konzert/Performance

Nach einer überragenden DDR-Geschichtsstunde mit Expander des Fortschritts das Highlight des Jahres im Wiener Echoraum am 12. Dezember! Finissage der Klangmanifeste mit Konzert von Angélica Castelló: Über die Bühne gespannte Tonbandschleifen generieren auf dem Abspielgerät einen dystopischen und doch herkömmlichen Sound, während sie aus ihnen seelenruhig ein Kleidungsstück häkelt. Die mexikanisch-österreichische Musikerin/Komponistin hat einmal geträumt, Tonbänder zu verspeisen, weshalb das Stück »Ein Traum« heißt, mit dem live dargebrachten Subtext »A loop is a mechanical prayer« … Genial!

Musik

Das Great Learning Orchester aus Stockholm hat sich nach Cornelius Cardews überaus groß angelegtem Experiment in sozialer Musik, übrigens aufgeführt bei Wien Modern 2025, benannt und widmet ein Doppelalbum Klängen, die auf Yoko Onos Texten, Instruktionen für Aufführungen und Zeichnungen beruhen. »Grapefruit« heißt diese 1964 erstveröffentliche Edition und dementsprechend geistert, knistert und knarrt es in dieser Conceptual Sound Art, quasi ein Sub-Soundtrack zu Fluxus. Als »WOMEX Artist Of The Year« überzeugt Noura Mint Seymali mit harter Desert-Rock-Fuzz-Psychedelia. Die mauretanische Griot-Sängerin durchwirkt diesen kongenial mit ihrer Winkelharfe Ardine. Eine Liaison aus lärmigem Chanson und spektralem Minimalismus – wie aus Zufälligkeit und Korrelation ein harmonisches Ganzes formen? Das gelingt Tatjana Paris bestens auf »thalle« mit dem Verweis auf Pflanzen ohne Wurzeln und Blätter, Algen etwa … Naturmystik auch bei The New Eves aus Brighton. Feministische Selbstermächtigung per archaischem Protopunk meets Pagan Folkrock! Der herrlichst hallende Gitarren-Reverb 2025 mit Isaac’schem Touch kommt vom Schweden Christian Kjellvander. Pure Magie atmet dieser dritte Teil einer Trilogie über die Spiritualität der Liebe, worauf zurückhaltend agierende Side-Wo/men geradezu zärtlich Kjellvanders intimen Baritongesang unterstreichen. Einschlägig queer und schwul. Der Kanadier Chick Boyd beeindruckt mit dirty verspritztem, funky schräg-pluckerndem Drumcomputer und vermaledeiten Gitarren-Samples: »Fuck me, I’ll never get pregnant« (»Glory Hole«). Nur eine EP des australischen Duos Party Dozen, doch fährt das Remake von Suicides »Ghost Rider« wie Hölle! Folgealben: Siehe Links zu Rezensionen/Artikeln.

  • Yoko Ono/The Great Learning Orchestra: »Selected Recordings From Grapefruit« (Karlrecords)
  • Noura-Mint Seymali: »Yenbett« (Glitterbeat) 
  • Tatiana Paris: »thalle« (Carton Records)
  • The New Eves: »A New Eve Is Rising« (Transgressive Records)
  • Christian Kjellvander: Ex Voto/The Silent Love« (Tapete Records)
  • Chick Boyd: »Gay Like Me« (chickboyd.com)
  • Party Dozen: »Mad Rooter«/»Ghost Rider« (City Slang)
  • Michaela Melián: »Music for a While« (a-Musik) Artikel
  • Lukas Lauermann: »Varve« (col legno) Artikel
  • Ø: »Sysivalo« (Sähko Recordings) Artikel
  • Lovers: »Lettres d’amour«(Thanatosis) Review
  • Lonnie Holley: »Tonky«(Jagjaguwar) Review
  • Mick Harvey and Amanda Acevedo: »Golden Mirrors« (»The Uncovered Sessions Vol. 1)« (Mute Records) Artikel
  • Max Nagl: »Remise« (Rude Noises) Review
  • Miriam: »Sing-A-Beast« (Dissipatio) Review

Nachruf: Sly Stone (15. März 1943 – 9. Juni 2025)

Sly & The Family Stone aus San Francisco war die einzige Band, die im Summer of Love 1969 sowohl in Woodstock als auch beim Schwarzen Harlem Cultural Festival in New York spielte. Die in ihrer Pionierrolle Funk-Grooves mit im Gospel wurzelnden Black Soul und White Psychedlic Rock verschmolz sowie mit gemischten Geschlechtern und Hautfarben im Line-up überzeugte. Sylvester »Sly« Stewart, ehemaliger Radio-DJ, war als Keyboardspieler und Frontmann Sly Stone prädestiniert dafür, harsche Sozialkritik in Einklang mit einer sozialen Utopie zu bringen. Positiv konnotierte Togetherness (»Higher«, »Dance to the Music«) führte zu Chart-Erfolgen, doch mein liebster Song ist das in eine vielversprechende Zukunft marschierende »Everyday People« (1968), worin mit Empowerment jegliche rassistische Beleidigung hinweggefegt wird. Tragischerweise ist rassistische (Polizei-)Gewalt in den USA nie verschwunden und was die Bürgerrechtsbewegung der 1960er/1970er-Jahre hart erkämpft hat, liquidieren heutzutage ICE-Razzien … 

Didi Neidharts 2025 Survival Kit

When the shit hits the fan nearly every day, ist das Nicht-Irre-Werden schon eine Herausforderung. Zum Glück gab es auch 2025 immer noch viel von dem, was skug bereits vor 35 Jahren schon mal »Futter für die Birne« genannt hatte.

Zitate

  • »It’s not that we got all political, it’s that politics became pop culture.« (Trey Parker/»South Park«)
  • »Kunst kann einen Scheiß verändern!« (Marina Abramović)
  • »Lieber Scheiße in der Hose als Scheiße im Hirn.« (»Töte Amigo«, Damiano Damiani, 1966)

Bücher

  • Alex Aßmann: »Im Gefängnis frei. Andreas Baader, der Brandstifterprozess und die politische Gewalt« (Edition Nautilus)
  • Gilles Deleuze: »Über die Malerei. Vorlesungen März–Juni 1981« (Suhrkamp)
  • Sonja Eismann: »Candy Girls. Sexismus in der Musikindustrie« (Nautilus Flugschrift)
  • Paul Gilroy: »Schwarzer Atlantik« (Merve, Harvard University Press 1993)
  • Simoné Goldschmidt-Lechner: »Nerd Girl Magic« (Verbrecher Verlag)
  • Bernd Greiner: »Weißglut. Die inneren Kriege der USA. Eine Geschichte von 1900 bis heute« (C.H. Beck)
  • Georg Seeßlen: »Elon Musk. Der dunkle Visionär. Geld. Frauen, Pop und Tech-Faschismus« (Bertz+Fischer)
  • Erika Thomalla (Hg.): »Die Wahrheit über Kid P. – Wie ein Hamburger Punk den deutschen Popjournalismus erfand« (Junius) 
  • Erika Thomalla (Hg.): »Gegenwart machen. Eine Oral History des Popjournalismus« (Schöffling & Co)
  • Howard Zinn: »Eine Geschichte des amerikanischen Volkes« (März, HarperCollins 1980)

Diskurs

Musik

Langstrecke:

  • 6euroneunzig: »Slutalarm« (Katharina Hoffmeister und Nina Geßler GbR)
  • Nina Chuba: »Ich lieb mich, ich lieb mich nicht« (Jive)
  • Kerosine95: »Coming Out« (Self-released)
  • Kreisky: »Adieu Unsterblichkeit« (Wohnzimmer)
  • Michaela Melián: »Music for a while« (a-Musik)
  • The New Eves: »The New Eve Is Rising« (Transgressive Records)
  • Pulp: »More« (Rough Trade)
  • Tristwch Y Fenywod: »dto.« (Night School)
  • Say She She: »Cut & Rewind« (Drink Sum WTR)
  • Sudan Archives: »The BPM« (Stones Throw Records)

Reissues:

  • Miles Davis: »Dark Magus« (Mobile Fidelity Sound Lab)
  • Soft Cell: »Non-Stop Ecstatic Dancing« (Universal)
  • T.Rex: »The Studio Albums« (Demon/Edsel)

Kai Ginkels Musikjahr 2025

Meine EP des Jahres kam erst ganz zum Schluss. Ansonsten spielt die Reihenfolge keine große Rolle: Alles hier hat mich auf unterschiedliche Weise abgeholt – mal überraschend, mal vertraut. Die neuen Releases stehen vor den Wiederveröffentlichungen.

Neue Musik und Reissues

  • Hercules and Love Affair: »Someone Else« (Stratasonic)
  • Erika de Casier: »Lifetime« (Independent Jeep Music)
  • Sudan Archives: »The BPM« (Stones Throw)
  • Efdemin: »Poly« (Ostgut Ton)
  • Daphni: »Sad Piano House« (Jiaolong)
  • Wu-Tang Clan/Mathematics: »Black Samson, the Bastard Swordsman« (All Maf/36 Chambers)
  • Dominik Eulberg: »Lepidoptera« (!K7)
  • Oklou: »Choke Enough« (True Panther Sounds)
  • Leper Colony: »Creature from the Deep« (Testimony)
  • Metallica: »Load« (Blackened) Artikel
  • The xx: »xx« (Young Turks)
  • Orbital: »Orbital 2 (The Brown Album Expanded)« (London Records)
  • Buckingham/Nicks: »Buckingham/Nicks« (Rhino)
  • Squarepusher: »Stereotype« (Warp) 

Konzerte

  • Matmos, 12.06.2025, Flucc
  • Element of Crime, 11.07.2025, Arena
  • Maja Osojnik und Ursula Winterauer, 03.08.2025, Kultursommer Wien
  • Queens of the Stone Age, 13.07.2025, Wiener Stadthalle
  • Muscle Tomcat Machine, 5.7.2025, Kultursommer Wien

Rest in peace

Brian Wilson: Ein bewegtes Leben ging zu Ende – und wenig hat mich in meiner eigenen kleinen Welt so geprägt wie seine Musik mit den Beach Boys. Im amerikanischen »Rolling Stone« gab es in der September-Ausgabe einen zweiten Nachruf – mit einem besonderen Zitat: »If I could have had an easier life without the songs, I’d take the harder life«. Eine Lücke hinterlassen auch D’Angelo, Ace Frehley (Kiss), Yasunao Tone (Stichwort: »Solo for Wounded CD«) und David Thomas – jeder mit einer eigenen Klangwelt, die für mich wichtig war und bleibt.

Fabian Lutz’ Musik und Filme 2025

Tatsächlich bleibt ja gar keine Zeit im Dezember, um groß auf das Jahr zurückzublicken. Das klassische Problem. Andererseits gab es auch keine abnorm großen Highlights. Immerhin das!

Gute Alben

  • The Good Ones: »Rwanda Sings with Strings« (Glitterbeat) Review
  • Megabasse: »Discorde« (Standard in-Fi) Review
  • Satomimagae: »Taba« (RVNG Intl.) Review
  • Golem mecanique: »Siamo tutti in pericolo« (Ideologic Organ) Review
  • Jefre Cantu-Ledesma: »September« (Self-Released)

Gutes im Kino

  • »E.1027: Eileen Gray and the House by the Sea« (Beatrice Minger, CH 2024)
  • »Soundtrack to a Coup d’Etat« (Johan Grimonprez, BE/FR/NL 2024) Review
  • »Queer« (Luca Guadagnino, US/IT 2024)
  • »Flow« (Gints Zilbalodis, LV/BE/FR 2024)
  • »The People’s Joker« (Vera Drew, US 2022)

Die Welt sehen, verstehen und deuten: Jenny Legensteins Best of 2025

Geh, ich mag nicht schon wieder jammern und klagen über den Zustand der Welt und der Politik. Mittlerweile ist eine schon fast geneigt, ob der dräuenden faschistischen, verdreckten und verdummten Zukunft zu konstatieren, das Projekt Menschheit sei gescheitert. Trotzdem und gerade deswegen müssen wir kämpfen für eine gerechte Gesellschaft, die Überwindung des Kapitalismus und eine Lebensweise, die weder Tier noch Mensch noch andere Lebewesen und Pflanzen ausbeutet und zerstört. In the long run gehen nämlich narzisstische Egoman*innen und ihre irren Denkweisen unter. Venceremos! Bis dahin hilft die Kunst mit Trost und Rat und – noch viel wichtiger – die Welt (anders) zu sehen, zu verstehen und zu deuten.

Musik

  • C’mon Tigre: »Instrumental Ensemble – Soundtrack for Imaginary Movie Vol 1« (CMT)

Filmmusik für imaginären Streifen klingt oft retro, ein bisschen wie Lalo Schiffrin und B-Movie-Soundtracks der 1960er- bis 1970er-Jahre.

  • Laurent Pernice: »Il y a les ombres« (Le Label Beige)

Instrumentals und Spoken Word (englisch, französisch) machen den überwiegenden Teil der Nummern aus, langsame bis mittlere Tempi dominieren, das Album bewegt sich zwischen Song und Soundscape.

  • Taiga: »Murmurations« (Interstellar Records)

Das Duo Taiga lotet das Zusammenspiel von Flöte und Trommel auf subtile Weise aus. Sara Zlanabitnig (snare drum triggered flute) und Jaka Berger (prepared snare drum, feedback speakers, string boxes, modular synth) lassen sich von Natur(geräuschen) inspirieren, ohne banal Gezwitscher, Waldes- oder Wasserrauschen zu imitieren.

Konzert

  • Die Musikarbeiter*innen des »Augustin« sagten: »Auf Wiedersehen!« Mit Verschärft, Vereter, Gottfried Gfrerer, Schmankerl der Schöpfung und Andi Lechner. Am 05.11.2025 im Chelsea.

Theater

  • Sophokles: »Ödipus Tyrann«, Volkstheater (Regie: Nicolas Stemann)

Film

  • »Austroschwarz« (Mwita Mataro und Helmut Karner, AT 2025)
  • »Las Corrientes« (Milagros Mumenthaler, CH/AR 2025)
  • »Einfach machen! She-Punks von 1977 bis heute« (Reto Caduff, CH/DE 2025)
  • »Ich will alles. Hildegard Knef« (Luzia Schmid, DE 2025)
  • »The Mastermind« (Kelly Reichardt, USA/UK 2025)
  • »The Phoenician Scheme« (Wes Anderson, USA/DE 2025)
  • »Sirât« (Óliver Laxe, FR/ES 2025)

Buch

  • Else Feldmann: »Löwenzahn. Eine Kindheit« (Milena)
  • Ilse Kilic: »Alter Ego« (Ritter)
  • Lucia Leidenfrost: »Wir verlassenen Kinder« (Kremayr&Scheriau)

Literarische Entdeckungen:

  • Ta-Nehisi Coates: »The Water Dancer« (Hamish Hamilton, 2019)
  • Bücher der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen (1917–1976): »Böses Glück. Storys«, »Gesichter«, »Kindheit«, »Jugend«, »Abhängigkeit«, alle im Aufbau-Verlag

Holger Adams 25 für 25 

25 Tonträger (20 Neuheiten plus 5 Archiv- oder Wiederveröffentlichungen), eine vergleichsweise kleine Auswahl. Ich beklage mich nicht, ich habe ja für skug dieses Jahr ein, zwei, drei und mehr Veröffentlichungen besprochen – auch (fast) alle der hier aufgeführten. Aus gegebenem Anlass vielleicht noch der Hinweis auf ein wichtiges Buch: Liz Pelly:»The Mood Machine. The Rise of Spotify and the Cost of the Perfect Playlist« (Hodder & Stoughton). Frommer Wunsch zum Fest: Möge Spotify sang- und klanglos untergehen. In diesem Sinne: Guten Rutsch! 

  • The Necks: »Disquiet« (Northern Spy)
  • Razen: »Mirage« (Kraak)
  • Natural Information Society & Bitchin Bajas: »Totality« (Drag City)
  • Fletcher Tucker: »Kin« (Gnome Life)
  • Gwenifer Raymond: »Last Night I Heard The Dog Star Bark« (We Are Busy Bodies)
  • Dylan Golden Aycock: »No New Summers« (Scissor Tail)
  • Liam Grant: »Prodigal Sun« (VHF)
  • De Vlaamse Primitieven: »Lucht Van Een Andere Planeet« (Carbon Records)
  • Old Saw: »The Wringing Cloth« (Lobby Art)
  • Steenkiste/Bischoff: »S/T« (Stoned To Death)
  • Ultan O’Brian: »Dancing the Llne« (Nyahh)
  • Bart de Paepe: »Zürahümnah« (La Scie Dorée)
  • Brannten Schnüre: »Landschaft aus Tränen« (Quirlschlängle)
  • Pretty Lightning: »Night Wobble« (Fuzz Club)
  • Escape-Ism: »Charge of The Love Brigade« (Radical Elite)
  • Sophia Djebel Rose: »Secheresse« (WV Sorcerer)
  • Messa: »The Spin« (Metal Blade)
  • Havukruunu: »Tavastland« (Svart)
  • Castle Rat: »The Bestiary« (King Volume)
  • Phantom Spell: »Heather & Hearth« (Cruz del Sur)
  • Träd, Gras Och Stenar: »ST« (Silence)
  • Sister Irene O’Connor: »Fire Of God’s Love« (Freedom To Spend)
  • Third Ear Band: »S/T« (Antarctica Begins Here)
  • Royal Trux: »Provenance. The Demo-Tape 1988« (Fire)
  • The Cheater Slicks: »Don’t Like You. 30th Anniversary Edition« (In The Red)

Mio Michaela Obernosterers Top 10 2025

Nach großen Erwartungen 2021, die sich mit dem Debütalbum 2022 noch nicht erfüllen konnten, hat Ethel Cain bei meinen persönlichen BOTY-Awards 2025 alles abgeräumt: mit einem Album, dass ich mehr oder weniger auswendig kann, einem Song, der mir wochenlang im Ohr hing, und einem Taylor-Swift-Moment für alle, die nichts mit Taylor Swift anfangen können. Außerdem in den Listen: Live-Shows mit Gänsehaut- und/oder Schweißausbrauch-Garantie sowie meine diesjährigen Favoriten von der Leinwand bzw. aus dem Patschenkino … Enjoy!

Mios Top 10 Alben 2025

  • Alan Sparhawk with Trampled By Turtles: »S/T« (Sub Pop) Artikel
  • Anna von Hausswolff: »Iconoclasts« (Year0001)
  • Austra: »Chin Up Buttercup« (Domino)
  • Bon Iver: »Sable, Fable« (Jagjaguwar)
  • Ethel Cain: »Willoughby Tucker, I’ll Always Love You« (Daughters of Cain) Review
  • FKA twigs: »Eusexua« (Young)
  • Park Jiha: »All Living Things« (Glitterbeat)
  • Rainy Miller: »Joseph, What Have You Done?« (Fixed Abode)
  • These New Puritans: »Crooked Wing« (Domino)
  • When Saints Go Machine: »Greatest Escape« (WSGM)

Mios Top 10 Tracks 2025

  • Alan Sparhawk with Trampled By Turtles: »Not Broken«
  • Betterov: »17. Juli 1989« & »18. Juli 1989«
  • Dino Spiluttini: »Alone«
  • Ethel Cain: »Fuck Me Eyes«
  • Geese: »Taxes«
  • Idklang: »I Fucked This Up«
  • Paloma 004: »Speer (Sundl Remix)«
  • Rosa Anschütz: »Chase Pioneers«
  • Smerz: »A Thousand Lies«
  • These New Puritans: »Industrial Love Song«

Mios Top 10 Konzerte 2025

  • Soap&Skin, 17.01.2025, Konzerthaus
  • Babyjoy, 18.01.2025, B72
  • Tua, 17.02.2025, Flex Café
  • Kiasmos, 19.02.2025, Konzerthaus
  • Aya et al., 02.05.2025, Donaufestival
  • Nine Inch Nails, 27.06.2025, Stadthalle
  • Soap&Skin, 05.09.2025, Arena, Open Air
  • Park Jiha, 12.10.2025, De/semble, Reaktor
  • OG Keemo, 29.10.2025, Arena, Große Halle
  • Ethel Cain, 02.11.2025, Gasometer

Mios Top 10 Filme & Serien 2025

  • »Affeksjonsverdi« (Joachim Trier, NO, FR, DK, DE 2025) Review
  • »Alien: Earth«, Season 1 (FX on Hulu, 2025)
  • »Father Mother Sister Brother« (Jim Jarmusch, US, IE, FR 2025) Review
  • »Fucktoys« (Annapurna Sriram, US 2025) Review
  • »Ghost Elephants« (Werner Herzog, US 2025) Review
  • »In die Sonne schauen« (Mascha Schilinski, DE 2025)
  • »Murderbot«, Season 1 (Apple TV+, US 2025) 
  • »Nickel Boys« (RaMell Ross, US 2024)
  • »We Bury The Dead« (Zak Hilditch, AU/US 2024) Review
  • »Weapons« (Zach Cregger, US 2025)

Florian Rieders Jahresliste 2025

Es war im April bereits entschieden. Luvre47 hat einfach das Album des Jahres geliefert. Eines, das so zeitlos ist, dass es auch nach dem fünfzigsten Mal Hören noch ein Gefühl der Euphorie erzeugt – Kandidat für das Album des Jahrzehnts! Auf Platz zwei liegt der brachiale Sportler99, der zwar auch mit Karate Andi ein Album herausgebracht hat, aber auf seinem Solo-Release, produziert von Rokko Weißensee, einfach alles zerstört und uns mit seinen Lyrics einen Dauergrinser ins Gesicht zaubert. Die Top drei komplettieren die Lambrini Girls, um die es bereits im Jänner einen enormen Hype gab – das Album wurde diesem gerecht.

Top 10 Alben 2025

  1. Luvre47: »Depression mit Meerblick« (Self-released) 
  2. Sportler99: »Salzwasser auf Ex 2« (Self-released) 
  3. Lambrini Girls: »Who Let The Dogs Out« (City Slang) 
  4. Lakmann: »Der beste Tag meines Labels« (Eartouch Entertainment) 
  5. Waving The Guns: »Zwischen Wand und Tapete« (Audiolith) 
  6. Rome Streetz & Conductor Williams: »Trainspotting« (Mass Appeal) 
  7. PLH: »PLH« (Self-released) 
  8. Toni Zeno & Fid Mella: »Weltanschauung Sambusoda« (Self-released) 
  9. Ivo der Bandit: »Mit Ach und Krach« (Upstruct) 
  10. Digga Mindz »Rap oda Kunzt?« (Honigdachs)

Honorable Mentions: Bones & Brevin Kim: »Demo«, Rokko Weißensee: »Bleibe im Land und nähre dich redlich«, Yung FSK18 & Rattenjunge: »Go Low Or Die Tryin’«, Karäil, Mo Cess & Worst Messiah: »Veto«, Audio88: »Böse Wörter«, Multilingual Mike: »Nass vom Bass III«, eigentlich sollte auch Kool Savas erwähnt werden, aber der Elon-Honk hat sich selbst disqualifiziert.

Top 10 Singles 2025

  1. Souly: »Dreh den auf«
  2. Ramzey & Apsilon: »Jiggos«
  3. Sportler99: »80 Jahre Krieg«
  4. Gianni Suave: »Say Some«
  5. Multilingual Mike: »Simplemente«
  6. Redman: »Lalala (feat. Method Man)«
  7. Lambrini Girls: »Big Dick Energy«
  8. Yung FSK18 & Rattenjunge: »Fitcheck«
  9. Karäil, Mo Cess & Worst Messiah: »So viele Seelen (feat. Böser Wolf)«
  10. Megaloh: »Der Orden«

Ulrich Musa-Rois’ Lob auf physische Tonträger, Literatur und Film 2025 

Wie man an der untenstehenden Liste mit meinen wichtigsten Alben des Jahres unschwer erkennen mag, war die intensive Beschäftigung mit aktuellem Death Metal 2025 ein großes Thema für mich. Was für mich als jemandem, der keine Musik-Streaming-Dienste nutzt, einen besonders schönen Aspekt an diesem Genre darstellt, ist der nach wie vor große Fokus auf physische Tonträger, insbesondere auch erschwingliche CDs. Dank ambitionierter, fanfreundlicher Indie-Label wie zum Beispiel Transcending Obscurity Records aus Indien, Agonia Records aus Polen oder Dark Descent Records, Profound Lore Records oder 20 Buck Spin aus den USA gibt es in diesem Sektor monatlich fast unüberschaubar viele interessante Veröffentlichungen, die großteils auch einigermaßen unproblematisch erhältlich sind. Zu meinen Top-Releases gehörten heuer »Death Never Sleeps«, das zweite Album von Glorious Depravity, »Coronation of the Grotesque« von Castrator und »Hideous Aftermath« von Sanguisugabogg, drei Beispiele für eine meiner Meinung nach sehr gelungene Mischung aus Old-School-Death-Metal-Einflüssen und moderneren Elementen. Die Veteranen Cryptopsy haben mit »An Insatiable Violence« auch eine Reihe sehr gelungener Veröffentlichungen fortgesetzt. Eine so ungewöhnliche wie hervorragende Mischung aus Dissonant Death Metal und Psychedelic gab es von Umalamahri mit »Learning the Secrets of Acid«.Im Bereich der ruhigeren Klänge war das Duo-Debüt von Steenkiste/Bischoff ein herbstliches Highlight und was improvisierte Musik betrifft, war für mich die Veröffentlichung des selbstbetitelten Strövels-Tapes ein ganz großer Wurf. Darüber hinaus sind hier noch einige Konzerte, Bücher und Filme zu finden, die mir 2025 viel Freude bereitet haben, besonders erwähnen möchte ich vor allem noch »Shadow Ticket«, den großartigen neuen Roman von Thomas Pynchon.

Musik

Alben:

  • Glorious Depravity: »Death Never Sleeps« (Transcending Obscurity Records) Review
  • Castrator: »Coronation of the Grotesque« (Dark Descent Records)
  • Sanguisugabogg: »Hideous Aftermath« (Century Media)
  • Umulamahri: »Learning the Secrets of Acid« (Ordovician Records)
  • Dream Theater: »Parasomnia« (Inside Out)
  • Demiurgon: »Miasmatic Deathless Chamber« (Transcending Obscurity Records)
  • Ancient Death: »Ego Dissolution« (Profound Lore Records)
  • Strövels: »Self-titled« (Self-released)
  • Steenkiste/Bischoff: »Steenkiste/Bischoff« (Stoned to Death) Review
  • Shrine of Denial: »I, Moloch« (Transcending Obscurity Records)
  • Spinning Wheel: »Driftwood« (Self-released)
  • Tiktaalika: »Gods of Pangea« (Inside Out)
  • Flesh Remains: »Tales of Ruin« (Self-released)
  • Cryptopsy: »An Insatiable Violence« (Season of Mist)
  • Haxprocess: »Beyond What Eyes Can See« (Transcending Obscurity Records)
  • Revocation: »New Gods, New Masters« (Metal Blade Records)
  • Malefic Throne: »The Conquering Darkness« (Agonia Records)
  • Imperishable: »Revelation in Purity« (Everlasting Spew Records)
  • Depravity: »Bestial Possession« (Transcending Obscurity Records)
  • Altamira: »Minor Observations« (Hirsch Records) Review
  • Zement: »Passagen« (Crazysane Records) Review
  • Paul Riedl: »Demystification//Forestscapes« (Special Low Frequency) Review
  • Pretty Lightning: »Night Wobble« (Fuzz Club Records) Review
  • Morris Kolontyrsky: »Origination« (Projekt Records) Review 
  • Goose: »Chain Yr Dragon« (No Coincidence Records/Cargo)
  • Taylor Swift: »The Life of a Showgirl« (Republic Records)
  • Florence + The Machine: »Everybody Scream« (Polydor)

Archiv Veröffentlichungen:

  • Grateful Dead: »Dave’s Picks, Volume 53« (Rhino)
  • Grateful Dead: »Dave’s Picks, Volume 54« (Rhino)
  • Grateful Dead: »Dave’s Picks, Volume 55« (Rhino)
  • Grateful Dead: »Dave’s Picks, Volume 56« (Rhino)

Konzerte

  • Opeth et al., 22.02.2025, AFAS Live, Amsterdam
  • Blood Incantation et al., 11.05.2025, SimmCity, Wien
  • Skeletal Remains, Incantation, Fessus et al., 08.06.2025, Escape, Wien
  • Bruce Springsteen & The E-Street Band, 27.06.2025, Veltins Arena, Gelsenkirchen
  • Dream Theater, 12.07.2025, Stadionpark, Nürnberg
  • ABF et al., 26.07.2025, Schlosserei Ahoi, Floß & Co, Großraming
  • Truude Herr, Zerre et al., 01.08.2025, Fleischrock, Pfarrgarten Parkdeck, Waidhofen/Ybbs
  • Eastwood Haze, Carmine and the Runaway Boys et al, 04.10.2025, Eastwood Haze Rock and Roll Circus, Plenkersaal, Waidhofen/Ybbs
  • Speck, ABF, 11.10.2025, Proberaum Scheibbs, Scheibbs
  • Richthammer, Flesh Remains, Darkfall et al.,18.10., Black Creek Festival, Schloss Rothschild, Waidhofen/Ybbs
  • Necrot, High on Fire, 30.10.2025, Arena, Wien
  • Kinga Tóth, Reinhard Reisenzahn und Klaus Oberleitner, 19.11.2025, Vox Sonorum, Impulsquartier, Waidhofen/Ybbs
  • Suffocation et al., 20.11.2025, SimmCity, Wien

Bücher 

  • Thomas Pynchon: »Shadow Ticket« (Penguin Press)
  • Dorothee Elmiger: »Die Holländerinnen« (Hanser)

Filme

  • »Mr. Scorsese« (Rebecca Miller, US 2025)
  • »Stiller & Meara: Nothing Is Lost« (Ben Stiller, US 2025)
  • »Sinners« (Ryan Coogler, US 2025)
  • »Weapons« (Zach Cregger, US 2025)
  • »Companion« (Drew Hancock, US 2025)
  • »Train Dreams« (Clint Bentley, US 2025)
  • »Wake Up, Dead Man: A Knives Out Mystery« (Rian Johnson, US 2025)
  • »Zootopia 2« (Jared Bush, Byron Howard, US 2025)
  • »Eddington« (Ari Aster, USA 2025)
  • »One Battle After Another« (Paul Thomas Anderson, US 2025)
  • »Bugonia« (Yorgos Lanthimos, UK/US/KR/IE 2025)

Das Beste, was Adrian Malliga 2025 wahrgenommen hat

2025 – ein Jahr, in dem die Welt wieder ein gutes Stück verrückter wurde. Aber bekanntlich ist es ja so, dass, je mehr alles zu Grunde geht, die Kunst am meisten gebraucht wird und über sich hinauswächst. Und so gab es dieses Jahr sehr gelungene Releases von großen Musiker*innen, Comeback-Tourneen von legendären Bands und gelungene Alben von noch unbekannten Künstler*innen. Im Folgenden findet ihr meine Selektion von dem Besten, was ich 2025 aus der Welt von Americana, Country, Indie und generell guter Musik wahrgenommen habe, in hierarchischer Anordnung.

Die 15 besten Alben

  1. Turnstile: »Never Enough« (Roadrunner Records Inc.)

Ein Album, das eindrucksvoll zeigt, dass Diskussionen über Genrepurismus langweilig sind und die spannendsten Sachen passieren, wenn man Dinge miteinander kombiniert, die sonst wohl eher selten auf einer Platte koexistieren. Genau so schafft man es, ein neues Publikum zu erreichen und Menschen, die sonst nichts mit Hardcore zu tun haben, zu begeistern. Eines der realsten Heartbreak-Alben der letzten Jahre, auch der Film zum Album ist zu empfehlen.

  1. Geese: »Getting Killed« (Partisan Records) Artikel

Für viele zurecht das Album des Jahres, wird Geese’ Einfluss uns wohl noch die nächsten Jahre weiterbeschäftigen. Wir stehen hier am Anfang der Geschichte einer legendären Band to be und dürfen gespannt sein, was Cameron Winter mit seiner Truppe in den nächsten Jahren noch so auf den Markt bringen wird.

  1. Bon Iver: »Sable, Fable« (Jagjaguwar) Artikel

Das wohl letzte Album von einem der wichtigsten Künstler der letzten 15 Jahre. Bon Iver schreibt sein eigenes Ende eindrucksvoll in ein Happily Ever After und lässt den traurigen jungen Mann in der Jagdhütte in Wisconsin zurück, um bis ans Ende seiner Tage Cabrio im sonnigen L.A. zu fahren. Die Veröffentlichung ist auch ein starkes Statement für Veränderungspotenzial und psychische Gesundheit von Künstler*innen, die oft in einer negativen Stimmung verharren, um Kreativität aus Schmerz zu beziehen. 

  1. Viagra Boys: »Viagr Aboys« (Shrimptech Enterprises) Review

Diese schwedische Band liefert uns die hedonistische, humorvolle Scheißdrauf-Attitude, die es gegenwärtig braucht, um mit der Welt klarzukommen. Songs über Tierärzte, Gesundenuntersuchungen oder Moorleichen lassen die Hörenden glatt vergessen, wie turbulent die Welt gerade ist.

  1. Wednesday: »Bleeds« (Dead Oceans)

Diese Band rund um die charismatische Sängerin Karly Hartzman aus North Carolina geht auf diesem Album noch mehr in Richtung Country als zuvor, bleibt aber auch dem Shoegaze-Einfluss treu. Americana-Storytelling trifft auf dichte Soundwaves und Pedalsteel-Gitarre. 

  1. Rosalía: »Lux« (Columbia Records)
  2. Cameron Winter: »Heavy Metal« (Partisan Records)
  3. Dean Johnson: »I Hope We Can Still Be Friends« (Saddle Creek) Artikel
  4. Esther Rose: »Want« (New West Records)
  5. Wet Leg: »Moisturizer« (Domino Records)
  6. Snocaps: »Snocaps« (Anti)
  7. Folk Bitch Trio: »Now Would Be a Good Time« (Jagjaguwar)
  8. Colter Wall: »Memories and Emptiness« (Black Hole Music) Review
  9. Whitney K: »Bubble« (Fire Records) Artikel
  10. Tim Hill: »Blood Sun Moon Run« (Self Release) Review

Die 25 besten Songs

  1. Dean Johnson: »A Long Goodbye«
  2. Bon Iver: »There’s A Rhythm/Au Revoir«
  3. Turnstile: »Never Enough«
  4. Geese: »Au Pays du Cocaine«
  5. Cameron Winter: »Love Takes Miles«
  6. Cameron Winter: »$0«
  7. Dean Johnson: »Before You Hit the Ground«
  8. Turnstile: »Sunshower«
  9. Hudson Freeman: »If You Know Me (demo)«
  10. Turnstile: »I Care«
  11. Viagra Boys: »Uno II«
  12. Wednesday: »Elderberry Wine«
  13. Folk Bitch Trio: »God’s A Different Sword«
  14. Esther Rose: »Rescue You«
  15. Wet Leg: »Catch These Fists«
  16. Tim Hill: »Walk-off (for Danko)«
  17. Lovehead: »Erdnussallergie«
  18. Tame Impala: »End Of Summer«
  19. Whitney K: »The Ocean«
  20. Alex G: »Headlights«
  21. Nick Shoulders: »Diggin’ Up Bones«
  22. Mac DeMarco: »Home«
  23. Colter Wall: »Like The Hills«
  24. Sam Plecker: »Red ’98 Ford Ranger«
  25. Crack Ignaz, Fid Mella: »Gumpendorfer Blues«

Die 10 besten Konzerte

  1. Radiohead, 18.11.2025, Unipol Arena, Bologna
  2. Dean Johnson, 27.04.2025, Cinema Plaza, Duffel
  3. LCD Soundsystem, 15.12.2024, Knockdown Center, Brooklyn
  4. Viagra Boys, 25.04.2025, Le Zenith, Paris
  5. Turnstile, 17.06.2025, Gasometer, Wien
  6. Isolation Berlin, 15.03.2025, Flex, Wien
  7. Alice Phoebe Lou, 13.05.2025, Arena, Wien
  8. Doppelfinger, 02.12.2025, Clash, Wien
  9. Whitney K, 27.09.2025, Rhiz, Wien
  10. Ja, Panik, 27.01.2025, WUK, Wien

Jannik Eders Musikrevue 2025

Leute, kaufts Erdäpfel! Davon wurden in Österreich heuer nämlich so viele geerntet wie noch nie! Die Lager sind prall gefüllt, die köstlichen Knollen warten nur darauf, bei euch auf dem Teller zu landen. Zum Festessen, rund um Weihnachten und Silvester, oder wann immer ihr wollt. Gratin, Püree, Rösti, Gnocchi, Wedges aus dem Ofen oder natürlich der Klassiker: Knödel – die Möglichkeiten sind schier unendlich. Wofür ihr euch auch entscheidet, die Bauern werden es euch jedenfalls danken, wenn ihr die Erdäpfel-Nachfrage boostet, denn die Rekordernte bringt einen Angebotsüberschuss mit sich, sodass der Preis nach unten gedrückt wird. »Wirtschaftlicher wäre es, die Erdäpfel gleich im Boden zu lassen, aber Lebensmittel sind einfach viel zu wertvoll«, sagte ein oberösterreichischer Bauernvertreter dem ORF. Recht hat er, daher, wie ein deutscher Fußballstar schon wusste, Kartoffeln auf die Eins – und ein letzter praktischer Tipp: Wer satt ist, kann sich dem Schnapsbrennen widmen, aus Polen und Russland kennen wir ja den Kartoffelwodka. Ein paar Flaschen davon werden auch 2026 nicht schaden, so viel sei prognostiziert. Bis die Gärung abgeschlossen ist, kann man sich mit ein bisschen Musik die Zeit vertreiben. 

  • Anna von Hausswolff: »Iconoclasts« (Year0001)

Auf ihrem sechsten Album vernachlässigt von Hausswolff etwas die Brachialität von einst, natürlich wird trotzdem düster dahingeschmettert – mit Ethel Cain und the one and only Iggy Pop!

  • Annahstasia: »Tether« (Drink Sum Wtr)

Eine der neuen großen Protagonistinnen zwischen Folk und Soul? Annahstasia beeindruckt: ruhig und reduziert die Arrangements, kraftvoll und einmalig ihre Stimme.

  • Djrum: »Under Tangled Silence« (Houndstooth)

Ab der ersten Sekunde begibt man sich hier auf eine virtuos komponierte Klangreise zwischen Clubmusik, Jazz und Klassik.

  • Joanne Robertson: »Blurr« (AD 93)

Wer sie noch nicht kennt, könnte meinen, was Neues von Grouper vorgespielt zu bekommen. Keine schlechte Referenz! Der Albumtitel ist Programm: alles schemenhaft, alles schwer zu fassen.

  • John Glacier: »Like a Ribbon« (Young)

Das Debüt der Londonerin tut so, als würde es sich nicht aufdrängen wollen, fesselt einen aber sofort. Als Rap gelabelt, mixt »Like a Ribbon« UK Garage, Spoken Word und Art Rock.

  • Legss: »Unreal« (Self-released)

Dem Genre »Post-Brexit New Wave Music« seien Legss zuzuordnen, war kürzlich zu lesen – im Schatten von Kolleg*innen wie Fontaines D.C. oder Black Country, New Road oft übersehen, aber absolut hörenswert. 

  • Maria Somerville: »Luster« (4AD)

Die folkigen Stücke der jungen Irin wabern dahin wie der Nebel über Dublin an einem Novembertag. Aber auch Dream-Pop- bzw. Shoegaze-Einflüsse der berühmten Landsleute My Bloody Valentine scheinen immer wieder durch.

  • Pile: »Sunshine and Balance Beams« (Sooper)

Auch auf ihrem neunten Album entfaltet die Band aus Boston eine Wucht, dass man sich denkt, ich zerreiß jetzt erstmal ein Telefonbuch.

  • Sharon Van Etten & The Attachment Theory: »S/T« (Jagjaguwar)

Was Sharon Van Etten auch macht, es hinterlässt bleibenden Eindruck. Neu beim diesjährigen Release war der Zusammenschluss mit The Attachment Theory, damit verbunden der schon beim letzten Album vernehmbare Wave-Einschlag. 

  • The New Eves: »The New Eve Is Rising« (Transgressive)

Ein aufgekratztes Zusammenspiel aus Gitarre, Geige und Cello, viel Freisinnigkeit: Die vier Frauen aus Brighton hätten auch als Vorband von Velvet Underground für Begeisterung gesorgt.

19 Alben + ein Film von Lutz Vössing

2025 war für mich das Jahr der Arbeit. Viel zu viel davon, viel zu wenig wirklicher Genuss von Musik. Wenn doch etwas, dann waren es vor allem eher ambientöse Klänge, die das verklumpte und angespannte Gehirn etwas bezirzten. 

  • Michael Wertmüller: »Shlimazl« (Trost)
  • Derya Yıldırım & Grup Şimşek: »Yarın Yoksa« (Big Crown)
  • Forest Drive West: »Maskin« (Ilian Tape)
  • Young Mothers: »Better If You Let It« (Sonic Transmissions)
  • Fennesz: »The Last Days of May (Longform Edition)« (Mego)
  • Schimmel über Berlin: »Eisenmund« (Static Age Musik)
  • Oren Ambarchi, Johan Berthling & Andreas Werliin: »Ghosted III« (Drag City)
  • Coroner: »Dissonance Theory (Century Media)
  • Orpokotijuhlat Saarella (Lauri Ainala): »Profetta heidän seassansa on« (Svart)
  • Martina Bertoni: »Electroacoustic Works for Halldorophone« (Karlrecords)
  • Park Jiha: »All Living Things« (tak:til)
  • Les Rallizes Dénudés: »屋根裏 (YaneUra) Sept. ’80« (Tuff Beats)
  • Cardiacs: »Cardiacs E.P.« (Alphabet/The Alphabet Business Concern)
  • Messa: »Spin« (Metal Blade)
  • Jefre Cantu-Ledesma: »Gift Songs« (Mexican Summer)
  • Maya Ongaku: »Approach to Anima« (Guruguru Brain)
  • Deftones: »Private Music« (Reprise)
  • The Beths: »Straight Line Was a Lie« (Anti)
  • Oneohtrix Point Never: »Tranquilizer« (Warp)
  • »Sirāt« (Óliver Laxe, ES/FR 2025)

Spur: B’s Vinyl/Tapes 2025

In geographischer Reihung, eine Auswahl diesjähriger Erscheinungen – nicht ausschließlich, aber auch als analoger Tonträger erhältlich – von Salon skug Resident Spur: B.

  1. Will Long: »Acid Trax – EP 2« (Comatonse Recordings, JP)

Unter seinen drei gleichnamigen EPs auf dem Label von Terre Thaemlitz alias DJ Sprinkles lässt es sich besonders entspannt in ihren Remix auf der zweiten EP eintauchen. Wärmste Empfehlung für Betriebe, die auf der Suche sind nach etwas für die Warteschleife ihrer Hotline. 

  1. mafmadmaf: »The Victorian Whale« (Jyugam, CN)

Auch in dieses Werk des interdisziplinär arbeitenden Künstlers aus Guangzhou, komponiert mit Field Recordings aus der städtischen Dichte in Hongkong, lässt sich akustisch hervorragend eintauchen, bis zur Coda.

  1. Various Artists: »Gost Zvuk 10 Years« (Gost Zvuk, RU)

Nach der abgespaceten Interzona von Dmitry Drozdov alias Dx2ov vom letzten Jahr nun die Kompilation zur ersten Dekade des Moskauer Labels mit einer Vielfalt an Spielrichtungen. Kommt nach alter russischer Schule schön verpackt in alltäglichem, schwer konservierbarem Material. 

  1. Nikolaienko: »Love-Fidelity Or Hiss Goodbye« (Muscut, EE)

Soloalbum des ukrainischen Tape-Loop-Künstlers auf seinem Label, das mit Jahresende Bandcamp verlässt: »As Russia’s war continues and the U.S. shifts toward closer ties with Moscow, we no longer want our label’s revenue going into the U.S. economy. Our research showed that all Bandcamp sales are taxed in the U.S. […] why is there still no European alternative […] Do we actually need one, or are we missing an existing option?«

  1. Lu:k: »Lu:k« (Memme Vaev, EE)

Neu erschienen, aber schon während bester Jungle-Zeiten in der frühen Mitte der Neunziger, weit abgelegen der Hochburgen des Genres in England, mit eigenen Mitteln produziert. Way to go!

  1. Ø: »Sysivalo« (Sähkö Recordings, FI)

Auch erst dieses Jahr erschienen, posthum – das letzte von ihm konzipierte Album des viel zu früh verstorbenen Mika Vainio auf dem von ihm mitbegründeten fantastischen Label.

  1. Beats Unlimited: »2« (Hypno Discs, DE)

7″, die zweite vom Duo aus dem Wedding. Sphärisch.

  1. Nboj Tespo: »Blessed Planet « (South of North, NL)

Fieberträumerische Polyrhythmen erzeugt Nboj Tespo, ein neues Soloprojekt von Takafumi Okada, Schlagzeuger von Goat (JP).

  1. Uské Orchestra: »Le temple de la partie manquante« (Nazlo Records, BE)

I’m a monument! See below.

  1. Warzou meets Duppy Gun: »AM026« (Accidental Meetings, UK)

Dancehall Double 7″ – »Simple Touch« feat. Buddy Don mit herrlich zerbrechlicher Stimme.

  1. Deetroit: »Deeper Discoveries« (Unknown Deetroit, US)

Sagt eigentlich schon alles.

  1. Valesuchi: »Futuro Cercano« (Discos Nutabe, CO)

Aufreibendes Techno-Album aus Südamerika von der in Rio de Janeiro lebenden chilenischen Producerin. Da schwingen Spielarten wie Cumbia natürlich mit.

Michael Zangerls Gratis-Downloads

2025 war ein Jahr der kognitiven Dissonanzen. Circa die Hälfte aller Europäer*innen glaubt, dass in den nächsten zehn Jahren der Dritte Weltkrieg ausbrechen wird. Die Klimakatastrophe scheint unaufhaltsam, der Faschismus ist wieder da und Österreichs »Politik« beschränkt sich auf die Verwaltung von Austerität. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ich weiß nicht, was zu tun ist. Niemand weiß es – und wer es behauptet, versucht, etwas zu verkaufen. Ich bin lediglich überzeugt: Wir haben nur eine Chance, wenn wir die unendlichen Potenziale menschlicher Kreativität bejahen. Vor diesem Hintergrund erstelle ich hier keine »Top 10« des Jahres. Stattdessen findest du sieben Projekte, die sich gegen ökonomische Vernutzung sperren. Die Künstler*innen haben sie gegen freie Spende zur Verfügung gestellt. Es sind sieben Feiern von Musik als gelebter Praxis, voll Leidenschaft, Kreativität und der Sehnsucht nach einem besseren Leben. Hier sind sieben der interessantesten LPs des Jahres, die du kostenlos downloaden kannst. In alphabetischer Reihenfolge.

  • Emma Goldman: »all you are is we« (Zegema Beach Records)

Emma Goldman stehen ihrem Vorbild, der gleichnamigen anarchistischen Theoretikerin, in nichts an Witz und Aberwitz nach. Skramz mit Breakcore-Einschüben, sprich: »Sasscore« vom Feinsten.

  • King Gizzard & The Wizard Lizard: »Phantom Island« (Self-released)

Die australischen Chamäleons King Gizzard & the Wizard Lizard haben 2025 begonnen, Spotify zu boykottieren. Dafür haben sie ihre gesamte Diskographie gegen freie Spende zur Verfügung gestellt. Ihre neueste LP, »Phantom Island«, kombiniert 1970er-Garage-Rock mit Surfer-Vibes und orchestralem Indie.

  • Mahamboro: »7 Jazz Pop Greats« (Yes No Wave)

Das trojanische Pferd dieser Liste: Wer »7 Jazz Pop Greats« erwartet, bekommt stattdessen … Industrial Jazz mit Einflüssen traditioneller indonesischer Musik? Mahamboro ist schwer zu klassifizieren. Einfach mal reinhören! Geschenke haben noch niemandem geschadet.

  • Ludu du: »Ar bambocherien« (Becoq, u .a.)

Das Duo Ludu du spielt mit traditioneller bretonischer Volksmusik. Musik ist ihnen ein »Erbe außerhalb der Heimat«, etwas, das sich nationalistischen Instrumentalisierungen immer widersetzt. Reduziert und eindrücklich. 

  • 葬火 (Okuribi): »徒花 (Adabana)« (Tokyo Jupiter Records)

Okuribi machen dort weiter, wovon Sigh 1997 abgezweigt sind. Sprich: mit eklektischen Black Metal mit neoklassischen Einflüssen und Kabuki-Theatralik, aber strukturiert wie Pop. Beach Boys mit Corpsepaint.

  • Vauruvã: »Mar da Deriva« (Self-released)

Was für ein Trip! Vauruvã kombinieren brasilianischen Folk, Samba und Atmospheric Black Metal. Musik für Reisen in unmögliche Welten.

  • Waxwolf: »Magic Madness Sadness« (Self-released)

Instrumentaler Fusion-Prog-Metal mit Chiptune-Zwischenspielen. Dazu Linus Klausenitzer (Obscura) am Bass und Hannes Grossmann (Necrophagist, Alkaloid) am Schlagzeug. Melancholisch, megalomanisch, magisch.

Chris Hessle: Wem gehört 2025?

Die Antwort liegt für mich auf der Hand, diesen fünfzehn Arbeiten gehört 2025. Jede von ihnen bildet ein eigenes Universum für sich und doch ergeben sie zusammen ein feines Netz, das sich sanft über das vergangene Jahr legt. Wenn ich mich umblicke, breitet sich dieses als düstere Landschaft vor mir aus. Im Zwielicht erkenne ich alte und neue Bekannte, deren Klang im entscheidenden Moment ein Lüfterl auszulösen vermag, das mich kurz durchatmen lässt.

  • 58918012: »Protracted Silence« (58918012)
  • Ø: »Sysivalo« (Sähkö)
  • chra: »wondereel« (fals.ch) Review
  • Gérard Grisey: »Vortex Temporum« (Kyiv Dispatch)
  • Grand River: »Tuning The Wind« (Umor Rex) Review
  • Lemna: »Marga« (Lemnamusic)
  • Mourning [A] BLKstar: »Flowers For The Living« (Don Giovanni) Review
  • Murs: »Love & Rockets 3:16 (The Emancipation)« (Mello Music Group)
  • Répéter: »Boredom at the Belly-free Buffet / Too Many Lawyers« (Tropiques Dangereux) Review
  • Sun People: »Look Within« (All Things) Review
  • Susanne Brokesch: »Bateau Rouge« (Small Forms)
  • Valentina Magaletti & YPY: »Kansai Bruises« (AD 93)
  • Voice Actor & Squu: »Lust (1)« (Stroom.tv)
  • Various Artists: »Wiener Wasser« (Electropia Records)
  • Zane Trow: »Ibis« (Room 40)

Im öffentlichen Nahverkehr ist das Radio im letzten Jahr zu meinem ständigen Begleiter geworden. Das liegt vermutlich an meiner Weitsichtigkeit, erweitert aber hoffentlich auch meinen Blick auf die Welt. 2025 ist somit ein Jahr, in dem Radio mich (wieder einmal) gerettet hat.

  • »Die Peter Thiel Story« (Jasmin Körber, Fritz Espenlaub, Klaus Uhrig, Christian Schiffer, Deutschlandfunk, 27.05.2025)
  • »Journal Panorama: Proteste in Serbien« (David Freches, Ö1, 30.09.2025)
  • »Krieg gegen die Ukraine. Wie Menschen in dem Land resilient bleiben« (Rebecca Barth, Deutschlandfunk, 08.08.2025)
  • »Same Streets Different Lives« (Season 3) (The Hackney and Newham History Social Club, Immediate Theatre, 18.07.2025) 
  • »Sockenpuppenzoo: Angriff auf Wikipedia« (Christoph Schattleitner, Daniel Laufer, SWR, 16.01.2025)
  • »Unexpeced Elements: Science inspired by Taylor Swift« (Marnie Chesterton, BBC, 05.10.2025)

Peter Kaisers Auswahl 2025

Das war also wieder so ein Jahr globaler geo- bis sozialpolitischer Verfinsterungen. Österreich ist im Februar haarscharf einer rechts-rechtsextremen Regierungskatastrophe entkommen, wie sie u. a. im Nachbarland Tschechien im Dezember angelobt worden ist. Verschnaufpause, aktivistische Motivationsschübe oder gar Trost bietet das Erinnern an das, was (noch) nicht eingetreten ist, freilich nur bedingt. Für Lichtblicke sorgten wieder mal die musikalischen Erlebnisse: auf Tonträgern, gestreamt und vor allem live. Die Konkurrenz des KI-generierten konformistischen Klangdrecks (wie er u. a. von einer Plattform gefördert wird, die auch Rekrutierungswerbung für Trumps rassistische Menschenjägertruppe ICE schaltet) brauchen die folgenden Artists, mit ihren z. T. auch wunderbar dreckigen Klängen, nicht zu fürchten.

10 starke Alben 2025 (alphabetisch) & ein 40-jähriger Blast from the Past

  • Agriculture: »The Spiritual Sound« (The Flenser) Review
  • Dead Pioneers: »Po$t American« (Hassle Records) Review
  • Anna von Hauswolff: »Iconoclasts« (Year0001)
  • Little Simz: »Lotus« (AWAL)
  • Lurch: »Lurch« (StoneFree Records) Review
  • Manic Youth: »Perfect Health« (Sissi Records)
  • Nekrodeus: »Ruaß« (FDA Records)
  • Scimitar: »Scimitarium I« (Crypt Of The Wizard) Review
  • Shizune: »Breviario d’Oblio« (Self Release)
  • Luis Vicente/John Dikeman/William Parker/Hamid Drake: »No Kings!« (Jacc Records) Review
  • Hüsker Dü: »1985: The Miracle Year« (Numero Group) Review

10 feine Songs (alphabetisch)

  • Bonnie »Prince« Billy: »London May«
  • Dead Bob: »No Fun« 
  • Dives: »Keep Talking« 
  • Tamara Flores: »Chingona« 
  • Kerosin95: »7 Kilo Testo«
  • Nenda: »Krrra«
  • Perfume Genius feat. Aldous Harding: »No Front Teeth«
  • Propagandhi: »No Longer Young«
  • Von Seiten der Gemeinde: »Vegl«
  • Witch Club Satan: »You Wildflower«

20 beglückende Konzerte (chronologisch)

  • The Klingt.Collective et al., 11.01.2025, 25 Jahre klingt.org, MS Vindobona & Theater am Werk Interview
  • Laibach, 19.02.2025, Arena
  • Manic Youth et al., 09.03.2025, Tüwi
  • Descendents, Circle Jerks, 30.03.2025, Arena
  • Desolat, Bug, More Is More, 12.04.2025, Venster99
  • Blood Incantation, 11.05.2025, Simm City
  • Dead Pioneers, 20.05.2025, Arena
  • The The, 30.06.2025, Arena
  • Wolfgang Mitterer/Eva-Maria Schaller: »Walzerwut«, 25.07.2025, ImPulsTanz, Odeon Theater Interview
  • Nenda, 20.08.2025, WUK
  • Atheist, 07.09.2025, Viper Room
  • Paloma 004, Bruch, Iv/An, 12.09.2025, 20 Jahre Fettkakao Records, Einbaumöbel
  • Dead Bob, 18.09.2025, Chelsea Artikel
  • Lord Spikeheart et al., 30.09.2025, Rhiz
  • Luis Vicente/John Dikeman/Brad Jones/Hamid Drake, 07.10.2025, Martinsschlössl 
  • The Obsessed, 08.10.2025, Arena
  • Jeanne d’Arte, The Burned-out Burnouts, Tubi Trio, 07.11.2025, Salon skug: 35 Jahre Untergrund, Rhiz
  • Scimitar, Lurch et al., 21.11.2025, Loud & Proud, Flucc
  • Witch Club Satan et al., 22.11.2025, Loud & Proud, Flucc 
  • Shizune, Small Hours, 06.12.2025, Venster99

Walter Pontis’ Fave Fifteen 2025

Sachlich betrachtet wäre Rosalias »Lux« das herausragende Pop-Album des Jahres. Es vereint klassische Musik, Flamenco und modernen Pop recht überzeugend und attestiert dem Pop-Business den Anschein einer Hochkultur-Elite. Wie dem auch sei. »Celebrate white independence, it’s great all the white folks get a clean slate« eröffnen Dead Pioneers (übrigens live am 11. März 2026 in der Arena Wien!) ihr Album »Po$t American« und legen in ihren Lyrics mit »a country built on genocide… fuck you and your patriot circle« noch eins nach. Naïm Amor & Kid Congo Powers (The Gun Club, The Cramps, Nick Cave etc.) warten in ihrer »Tucson Safari« mit Rockabilly/Garage Rock und Link-Wray- beziehungsweise Suicide-Anklängen in bester Retro-Future auf. Über The Bug vs Ghost Dubs »Implosion« können Sie hier eine Review nachlesen. Circuit Des Yeux war sowohl mit ihrem Album »Halo On The Inside« als auch live am Donaufestival Krems einer der Höhepunkte neben Shabakas Soloauftritt in der dortigen Minoritenkirche. Guerilla Toss entführen uns in eine psychotische Neo-Kraut-Party. Das gegen Jahresende erschienene »Conflict DLC« von Health steigt hier verdienterweise auch noch empor. Lucrecia Dalt befand sich bereits in meinen Jahreslisten von 2020 und 2022, mit »A Danger to Ourselves« ist sie nun ganz on top. Und meine »Fave Fifteen Female Football Players« brillieren auch heuer wieder. Who let the dogs out? Another perfect year!

Pontis Fave Fifteen Albums 2025

  1. Lucrecia Dalt: »A Danger to Ourselves« (Rvng Intl.)
  2. The Bug vs Ghost Dubs: »Implosion« (Pressure) Review
  3. Health: »Conflict DLC« (Loma Vista Recordings)
  4. Kid Congo Powers: »Tucson Safari« (In The Red Records)
  5. Bill Orcutt: »Another Perfect Day« (Palilalia Records)
  6. Circuit Des Yeux: »Halo On The Inside« (Matador Records)
  7. Lambrini Girls: »Who Let The Dogs Out« (City Slang)
  8. Dead Pioneers »Po$t American« (Shelter Press)
  9. Guerilla Toss: »You’re Weird Now« (Sub Pop Records)
  10. Bassvictim: »Forever« (VOTB)
  11. Aya: »Hexed!« (Hyperdub)
  12. Pink Siifu: »Black’!Antique« (Dynamite Hill)
  13. Geese: »Getting Killed« (Partisan Records)
  14. Wet Leg: »Moisturizer« (Domino Records)
  15. Rosalía: »Lux« (Columbia Records)

PontisFave Fifteen Female Football Players 2025

  1. Alyssa Thompson (Chelsea)
  2. Linda Caicedo (Real Madrid)
  3. Alexia Putellas (Barcelona)
  4. Claudia Pina (Barcelona)
  5. Ewa Pajor (Barcelona)
  6. Sakina Karchaoui (PSG)
  7. Esther González (Gotham FC)
  8. Mariona Caldentey (Arsenal)
  9. Rose Lavelle (Gotham FC)
  10. Keira Walsh (Chelsea)
  11. Selma Bacha (Lyon)
  12. Giulia Gwinn (Bayern München)
  13. Momoko Tanikawa (Bayern München)
  14. Melchie Dumornay (Olympique Lyon)
  15. Olivia Smith (Arsenal)

Christian Eggers Choice 2025

Wie, 2025 ist schon wieder vorbei? War es vor allem musikalisch doch überdurchschnittlich, sehr viele, sehr gute Veröffentlichungen von Kreisky, Tortoise, Phenomenal World (Michael Fischer, Philipp Quehenberger, Didi Kern), Backxwash, Stereolab, Sparks oder Paloma 004! Sogar eine Comeback-Single von Shudder To Think auf Dischord und ein vierundzwanzigstes Album von Jethro Tull gab’s! An mindestens drei Lektüren mit Schwerpunkt Musik erinnere ich mich: Bei »Candy Girls – Sexismus in der Musikindustrie« (Nautilus Flugschrift) handelt es sich um eine sehr traurige wie fällige, sich zum Überdruss noch weiter von allein aktualisierende Analyse der Journalistin und »Missy«-Herausgeberin Sonja Eismann, bei »Die Wahrheit über Kid P. – Wie ein Hamburger Punk den deutschen Pop-Journalismus erfand« (Junius) wiederum um eine aufregende Rekonstruktion der wilden und Klassismus exorzierenden Autorwerdung Ende der 1970er des 2021 als Andreas Banaski verstorbenen Popjournalisten, während in »What Goes Up Must Come Down – Kleine Geschichte der Popmusik« (bahoe books) Hans Platzgumer einen erfahrungsreichen Rückblick und eine daraus abgeleitete Untersuchung der fatal schnellen Schwerkräfte im Musikbusiness bietet. Hier meine Top 10: 

  1. Deadguy: »Near-Death Travel Services« (Relapse)

Da dachte ich, ich wäre dem Genre entwachsen und enteilt, machte die Rechnung aber ohne Deadguy! Mit nur dezentem Update im Band-Logo eine massive Metalcore-Breitseite, mit der niemand mehr rechnen konnte und das in dieser straffen Wucht und scharfen Präzision, die das ohnehin brutale Debüt »Fixation on a Co-Worker« von 1995 sogar noch toppt!

  1. Artificial Go: »Musical Chairs« (Feel it Records)

Mit so viel freiem Post-Punk-Frohsinn im Whatever-Wave voller verjüngender Wirkungen war ebenfalls nicht zu rechnen. Freund*innen der The Lo Yo Yo, 49 Americans oder Plastics drehen ebenso durch, wie alle anderen weiter nach einem treffenderen Superlativ als »irre« suchen!

  1. Gelli Haha: »Switcheroo « (Innovative Leisure)

Unter ihrem bürgerlichen Namen Angel Abaya mit ihren Indie-Ansätzen an Ausdrucksgrenzen stoßend, hier ein Rundum-Relaunch als Gelli Haha und Oberflächen offen umarmender Synthie-Pop. Leichte Hits folgen echten Hits in funkelnder Unkompliziertheit und einem konzeptuellen Faible für die Farbe Rot, um von »Piss Artist«, einem sehr bösen wie sehr lustigen Witz unterbrochen zu werden.

  1. Sunny War: »Armageddon In A Summer Dress« (New West Records)

Den Dissonanzen und Widersprüchen des Weltenlaufs so eingängige, lebensbejahende Songs abzuwringen und in so variierende Formen wie Country, Gospel oder Soul zu packen, ist Domäne von Sunny War. Mit »Walking Contradiction« enthält das vielfältige »Armageddon In A Summer Dress« zudem ein sehr tolles Duett mit einem stimmlich milden, aber im ehrlichen Schulterschluss gegen Status Quo und Machtverhältnisse geeinten und um überzeugte Kämpfe gegen diese erprobten Crass-Mitbegründer Steve Ignorant.

  1. Today is the day: »Never Give In « (SuperNova Records)

Das nunmehr zwölfte Album des Projekts um Steve Austin mag auf ersten Blick nicht so zwingend wirken wie der Vorgänger »No Good to Anyone« (2020), aber mit wiederholtem Hören wächst diese stilistische Eklektik, ob in der dahin mäandernden Hymne aller Habenichtse »I Got Nothin’« oder dem infernalen Selbstauflösungsmantra »Psychic Wound«, um sich letztlich meist in überraschend freundlichen Pop-Refrains zu organisieren.

  1. Engelhardt/Seef/Davis: »abceefd« (Hakkı)

Ob mit Workshop oder Fanal, die musikalischen Projekte des vor allem als bildender Künstler prominenten Kai Althoff (Documenta 13), behaupten einfach so lange mehr Möglichkeiten, bis sie auch tatsächlich eintreten. In »abceefd« setzt Althoff auf außerweltliches Micro-Crooning zu Melodien, welche wohl Batterien entweichen, wenn sie zu lange auf sehr heiße Herdplatten gelegt werden: Fantastisch!

  1. Vesna Pisarović: »Poravna« (PDV Records)

Der musikalische Brückenschlag der erst 2024 in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommenen, traditionell bosnischen, von Liebessehnen durchdrungenen musikalischen Gattung Sevdalinka, mit Methoden der freien Improvisation des Jazz, sorgt hier für wechselwirkende Brüche, Stopps und Dynamisierungen, welche Vesna Pisarović, die Eurovision-Song-Contest-Teilnehmerin von 2002, stimmlich eindrucksvoll steuert, kittet und mit Gefühl und Leben füllt.

  1. Ichiko Aoba: »Luminescent Creatures« (Hermine)

Die zarteste Sinnesschule, der ich 2025 gewahr werden durfte, Musik, größer, sanfter und bezaubernder als mir dafür je Worte gegeben sein werden, dagegen ist womöglich Kate Bush stumpfer Hardrock.

  1. KeiyaA: »Hooke’s Law« (XL)

Die Transformation bittersüßer, existenzieller Zweifel in fahrigen, düsteren Elektro-Soul, perfektioniert die Chicagoer Sängerin und Produzentin KeiyaA. Holpriges Jazz-Zaudern triggert Drum & Bass-Restarts in Balladenform voller Sample-Snippets, alleine wie sich »Make Good« aus den eigenen Spuren und Schichten schält, ist sehr fortgeschritten!

  1. Public Enemy: »Black Sky Over the Projects: Apartment 2025« (Enemy)

Angesichts des genresprengenden Frühwerks und seiner kontinuierlichen kanonischen Abhandlungen könnte das P.E.-Spätwerk mehr Aufmerksamkeit verdienen. Chuck D. und Flavor Flav haben nichts verlernt und auch Routine mindert die Magie ihres geschliffenen Dialog-Raps nicht. Inhaltlich bedarf es kaum Anstrengung, die Soul- und Funk-Samplebanken sind erlesen kuratiert, selbst Abstecher in 1970er-Rock wie »Evil Way« versprechen sehr lockeren Altherrenspaß: »Public Enemy Comin Throoooo? Yeah, boyeeeeee!«

Sepp Wejwars Jahreslisten 2025

2025 war nicht mein Jahr. Gesundheitlich betrachtet. Aber darauf ist hier nicht einzugehen. 2025 war mein Jahr! Musikalisch betrachtet. Ich habe so viel und so vielfältig wie nie zu vor live musiziert. Es leben die Freie Improvisation und das Künstler*innen-Kollektiv Free Forms Of Arts. Und hier kommen meine Listen:

12 herausragende Musiker*innen, mit denen ich 2025 zusammenspielen durfte … da gab es noch viel mehr, die ebenfalls einen Platz hier verdient hätten, also mussten die Würfel rollen. In reverser alphabetischer Reihenfolge.

  • Pavel Zlámal: »Saxofon« (Tschechische Republik)
  • Przemysław Strączek: »E-Gitarre« (Polen)
  • Salzamt: »Band« (Vienamericana)
  • Palatinsky Marton: »Bassklarinette« (Ungarn)
  • Lacina Herbert: »X-saitige Bässe« (Österreich)
  • Nicky Kokkoli: »Saxofon« (Griechenland)
  • Damir »Capri« Kafka: »Klavier« (Kroatien)
  • Emil Gross: »Schlagzeug« (Österreich)
  • Tibor Feledi: »Keyboard« (Slowakei)
  • Chiao Hua Chang: »Erhu« (Taiwan)
  • Ayşe Deniz Birdal: »Cello« (Türkei)
  • Jairo Enrique Benitez Habib: »Flamenco-Gitarre« (Die ganze Welt)

9 großartige Electronic-Musicians, mit denen ich 2025 zusammenspielen durfte: 

  • Gero von Randow: »Dark Marie« (Hamburg/Wien)
  • Art Denisson: »SOMA The Pipe« (St. Petersburg)
  • Haruki Noda: »Präparierte Gitarre« (Wien)
  • M.A.C.H.: »Ableton Live« (Niederösterreich)
  • Anthony Kroytor: »SOMA Lyra 8« (USA)
  • Maknouchi: »SOMA Terra« (Japan)
  • Viktor Metyko: »Korg« (Wien)
  • Oli Mayne: »Erica Synths Synthrix« (London)
  • Bostian Perovsek: »Arturia Keys« (Slowenien)

9 großartige Tänzer*innen, mit denen ich 2025 zusammenarbeiten durfte:

  • Vanessa Mattei Scarpaccini (Italien)
  • Cristiana Fusillo (Italien)
  • Paulina Rewucka (Polen)
  • Michaela Ondrasinová (Tschechische Republik)
  • Elene Boschi (Italien)
  • Maruska Ronchi (Italien)
  • Pepa Pasatu (Italien)
  • Josef Ka (Österreich)
  • Razvan Marchis (Rumänien)

12 Sachbücher, die 2025 erschienen sind:

  • Sven Beckert: »Kapitalismus. Geschichte einer Weltrevolution« (Rowohlt)
  • Thomas Metscher: »Imperialismus und Kultur« (Mangroven)
  • Lisl Ponger: »Semiotische Geister« (Madelbaum)
  • Manuela Bojadzijev: »Die windige Internationale« (Das Westfälische Dampfboot)
  • theorie.org: »Kassette 2 (20 Bände)« (Schmetterling Verlag)
  • Michael Hewener: »Johannes Agnoli oder Subversion als Wissenschaft« (Dietz)
  • Thomas Etzemüller: »Handgranate oder Zeichenstift. Zur Ambivalenz der Moderne« (Hamburger Edition)
  • Lars Distelhorst: »Dekonstruiert Identitätspolitik« (Edition Nautilus)
  • Isabel Fargo Cole: »Das Zenonzän. Paradoxien des Fortschritts« (Edition Nautilus)
  • Tove Soiland: »Progressive Landnahme. Reproduktion im Desasterkapitalismus« (Unrast)
  • Aufstände der Erde: »Erste Beben« (Assoziation A)
  • Heinz-J. Bontrup: »Erbeuteter Reichtum. Wege aus der neoliberalen Zerstörung« (Papyrossa)

Electronic Gear aus 2025, das so manchen einiges an Freude bereiten dürfte:

  • Clank »Uranograph« (Futuristisches Live-Beast)
  • AKAI: »MPK Mini Mark 4« (Mehr als ein Controller)
  • Telepathic Instruments: »Orchid« (Akkordhilfe)
  • SOMA Synths: »Warp« (Multi-Effektgerät)
  • Roli: »Airwave« (Fuchtel-Controller)
  • Roland: »TR 1000« (Drum-Fusion)
  • Melbourne Instruments: »Roto Control« (Missing Link)
  • Daydreamer: »Synth 1« (Simpler Synth)
  • GeoShred Studios: »Plugin« (für das iPad)
  • Moog: »Messenger« (Ein neuer Klassiker)

Juliana Ariela Sejas’ reverie of 2025 

So it’s time to say goodbye to this year, a collage brimming with retro-futuristic imagery, a few gaps in memory too, all through a bit of text. Humanity has never managed so brilliantly as to get over 2025 alive, I suppose. And despite that, the whole existence, from all the void and darkness that haunts it, also has its reach and is capable of expressing something that takes it a little further. Like when we share something inevitable with others, or when we go a little beyond the fence zone looking for a gaze beyond… However, to continue with this trend of widespread austerity in the world, I’m going to share shortly some of the stuff that impacted me on an upward line.

An album

  • Fuchs in Berlin: »Are You Breathing Now?« (Skank Bloc Records)

A sound sprinkled with motion waves, the perfect noise, and the experimentally psychedelic vibe needed to earn a place in my collection of interesting records.

A song

  • Little Buddha: »Hold U Forever«

A song that inspires a high frequency, from this spiritual artist and emerging musician. Spectacularly delightful.

An art exhibition

Although I no longer visit museums or conventional exhibitions, this year I’ve been more than ever amazed by my usual strolls through the aisles of Shopping Plaza Canning in Buenos Aires. Its colors have captivated me in a special way; its brightly lit windows and the products displayed so forcefully reveal much of what art seems to want to tell us in this clever movement of hyper-fetishistic window displays. Each figurine for sale also contributes to and plays its part in an even more enchanting exhibition. Charming lighting and all… like a revitalizing scene in the art business.

 

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