Afro: Retro-Musik aus Ghana. So perfekt im 1970s/80s-Stil, dass ich anfänglich ein Reissue zu hören glaubte. PAT THOMAS & KWASHIBU AREA BAND spielen auf dem selbstbetitelten Album (Strut/Hoanzl), unterstützt von legendären und noch sehr aktiven Musikern wie Ebo Taylor oder Tony Allen, eine scheinbar so leicht wie breit fließende Fusion aus diversen Afro-Stilen, vor allem Highlife, Rhumba Congolaise, Afrobeat und Sahel-Sounds mit einer soulig-jazzigen Note! Ein spätes Meisterwerk, das trotz seiner kontemplativen Seite immer den klassischen Swing der Tanzorchester der goldenen Jahrzehnte panafrikanischer Musik (späte 1950s bis frühe 1980s) hat. Dieses Album darf man einfach nicht verpassen.
Afro-Latin: Kubanische Rhythmen regierten einst die Welt: Rumba, Mambo, Chachacha, Pachanga, Son Montuno … Millionen tanzten dazu – auch in Afrika. Es gab jahrzehntelang keine afrikanische Musik, die nicht mehr oder weniger stark von der kubanischen beeinflusst gewesen wäre – Afrika war im Latin-Fieber. Dazu kamen noch Einflüsse von Soul, Funk, Jazz oder Disco. Dakar, Senegals Kapitale, war einer der musikalischen Hotspots des Kontinents, der auch Musiker aus umliegenden Staaten anzog. Unter ihnen AMARA TOURÉ aus Guinea-Conakry, Perkussionist und Sänger. Er spielte u. a. mit der Star Band de Dakar und später in Libreville, Gabun, mit dem Orchestre Massako. In den Jahren 1973 bis 1976 veröffentlichte er drei Singles und ein Album in jenem rauen, brodelnden jazzigen Cuban-Latinstil, der für die Afro-Seventies so typisch war. Analog Africa veröffentlicht nun besagtes Songmaterial Tourés auf der CD »1973-1980« – nicht mehr als zehn Songs, quasi sein Vermächtnis, aber was für eines! Die Spuren dieses Tourés verlieren sich Anfang der 1980er Jahre. Wie sein Leben weiterging und ob er überhaupt noch lebt, ist nicht bekannt.
Latin-Fusion: »Nu Yorica! Culture Clash in New York City: Experiments in Latin Music 1970-77« (Soul Jazz/Trost) ist das Reissue einer bereits vor zwanzig Jahren bei Soul Jazz erschienenen CD- bzw. Vinyl-Compilation, allerdings in einer songmäßig etwas modifizierten Version, was jene Fans, die das ursprüngliche Album besitzen, möglicherweise stören wird. Abgesehen davon, handelt es sich hier um eine fantastische Sammlung von Songs, die sowohl experimentell als auch melodisch und tanzbar sind – eine rare Kombination selbst im Latin-Genre. Die 1970er waren die große Fusion-Zeit: hier also Latin in Fusion mit Jazz, Funk, Brasil etc. Die Palette reicht von der 14-minütigen musikalischen Liturgie »Macho« des kubanischen Latin-Jazzers Machito, einem epischen Trip im musikalischen Kosmos der Orishas, bis zum mit Rockgitarren-Riffs angereicherten »My Friend« von Ricardo Marrero. Exzeptionelles zudem von Bugalú-, Salsoul & Disco-Legende Joe Bataan, von Latin-Jazz-Wegbereiter Eddie Palmieri, vom kubanischen Mambo-Erfinder Cachao oder von Cortijo Y Su Maquina del Tiempo mit bunten Karnevalesken.
Wüstenblues-Album im Stil bekannter Tuareg-Heroen wie Tinariwen: TERAKAFT zeigen sich auf »Alone« (Out|Here), ihrem fünften Album, wieder Bluesrock-orientiert: Ûber einer soliden Grundierung aus Bass und Percussions gibt’s die bekannt markanten Gitarren-Riffs und berberische Gesänge, was in seiner repetitiven Eindringlichkeit durchaus eine gewisse hypnotische Wirkung entfalten kann.
SACRI COURI spielen auf »Delone« (Glitterbeat/Hoanzl) eine zumeist beschwingte, gelegentlich auch rockende oder romantische Mischung, die sich auf Pop und avancierten Schlager von den 1940ern bis heute bezieht und jede Menge Einflüsse von italienischer Filmmusik über amerikanischen Folk bis zu Latin-Rock aufgreift. Wer musikalische Potpourries mag, wird hier bestens bedient.