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Comunidad Internacional #6

feat. »Raw Sound of Burkina Faso«, »Luso Noir«, Wendo Kolosoy, Mamady Keita, Fatoumata Diawara ??

Foto: Wendo Kolosoy © unknown

bambara.jpgMan muss sie als Fan solcher Reissues alle haben, darunter das zehnte Album im Programm von Analog Africa (Groove Attack/GoodToGo): Die Compilation »Bambara Mystic Soul. The Raw Sound of Burkina Faso 1974-1979« ist besonders bunt geraten: Die stilistischen Anleihen reichen von Rock und Funk bis zu Latin und einer gewissen afrokaribischen Verspieltheit mit Discoflavors. Aber im Wesentlichen sind Rhythmen und Sound immer regional zuordenbar, d. h. Sahel, Senegal, Guinea, Burkina Faso. Die Compilation hat nur wenige ?berschneidungen mit anderen, früheren, die sich auch v. a. auf die Archive des CVD-Labels beziehen.

World-Lounge: »Putumayo Presents African Beat« (Hoanzl) bietet Musik für Starbucks & Co. Wir können uns sicher darauf einigen, dass das keine schlechten Songs sind, aber so wirklich gut sind sie halt auch nicht, von Busi Mhlongo und Vieux Farka Toure (beide in einer Mix-Version) und vielleicht Issa Bagayogo einmal abgesehen. Insgesamt ist das Putumayo-Konzept gelegentlich langweilig, weil zu opportunistisch.
putumajo.jpgEntschieden besser funktioniert »Putumayo Presents Latin Beat«: Auch hier wird nicht auf harten, trockenen oder besonders aktuellen, sondern breit akzeptablen modernen Latin-Pop-Sound gesetzt, wenn es auch in der Natur dieser Rhythmen liegt, nicht so beschaulich zu sein. Insbesondere die Kombinationen Moneda Dura/Ibrahim Ferrer und Edesio/Adriano Rodriguez mit ihrer Mischung aus Son und Broken Beats, Gesang und Rap funktionieren gut.

Gänzlich ratlos lässt mich DRC MUSIC »Kinshasa One Two« (Warp Rec./Rough Trade) zurück. Ich meine, ein Land so reich an Rhythmen und Stilen, die ganz Afrika und Teile Lateinamerikas beeinflusst haben – und dann ein Album, das man bestenfalls als Arts Students Project (veranstaltet von Damon Albarn) durchgehen lassen kann. Die völlig steife elektronische Bastelei erreicht ihre besten Momente dort, wo es ein wenig nach House Music klingt. Ratlos wie ich ist auch die Presseaussendung zu dieser kollektiven Anstrengung: Sie beschreibt die hier zu hörende Musik mit keinem einzigen Wort.

kolosoy.jpgArtists & Bands: WENDO KOLOSOY, der 2008 verstorbene Musiker und Mitbegründer der kongolesischen Popmusik, wird hier posthum mit einer der Doppel-CD »Botyiaki Ntembe« (Cristal Rec./Rattay Music/Broken Silence) gewürdigt – eine Neueinspielung (aus den Jahren 1993 bzw. 2004) seiner alten gro&szligen Hits aus den Fünfzigern und Sechzigern. Und zwar mit Musikern von damals und recht authentischer Instrumentierung. Die Songs der beiden CDs wurden schon vor einigen Jahren teilweise auf Hommage-Alben bzw. Compilations mit anderen stilbegründenden Bands veröffentlicht. Es ist die ursprüngliche Popmusik, die Basis von Rhumba Congolaise, Soukous und Ndombolo, genauso beschwingt, melodiös wie diese, wenn auch nicht so opulent bzw. gitarrenlastig instrumentiert. Dafür mit den damals schicken Jodlern! Schöner könnte nur noch eine restaurierte Edition seiner Originalaufnahmen sein, ich bezweifle allerdings, das diese – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – überhaupt noch existieren.

luso.jpg»Luso Noir – Music from Portuguese Speaking Africa« (Piranha/Lotus) bringt eine melancholische, dennoch recht rhythmische und beschwingte Compilation von gro&szligen Stars ehemaliger portugiesischer Kolonien Afrikas wie Bonga aus Angola, Wazimbo aus Mosambik oder Télé Alhiho von den Kapverden. Dass die Tonart dieser Musik häufig Moll ist, hängt wohl auch mit dem schweren kolonialen Erbe, den Bürgerkriegen und dem von vielen Musikern erlebten Exil zusammen. Aus all dem wurde eine Musik von strahlender Schönheit geschaffen, der sich dieses Album thematisch widmet. Wobei angemerkt werden muss, dass zumindest die Hälfte der Songs geradezu fröhlich swingt.

keita.jpgMAMADY KEITA aus dem Sahelstaat Guinea ist Trommler. Und die diversen Perkussionsinstrumenten seiner Heimat bilden auf dem Album »Hakili« (Cristal Rec./ Rattay Music/Broken Silence), das seiner nun 50-jährigen Karriere als Musiker gewidmet ist, auch die dominierende Basis. Aber diese essenzielle Musik wird mit ausreichend Instrumentarium wie Flöte, Kora oder Balafon sowie Gesang angereichert, dass daraus ein melodiöses, harmonisches Ganzes wird, das keineswegs nur für Ethno-Fans geeignet ist. Im Package auch eine DVD eines Live-Auftritts.

fatou.jpgMit gemischten Gefühlen höre ich das Debütalbum von FATOUMATA DIAWARA, die in Cote d’Ivoire geboren wurde, in Mali aufwuchs und nun in Paris lebt. »Fatou« (World Circut/Lotus) ist ein Singer-Songwriter-Album, das der Musik der Heimatländer der jungen Sängerin und Gitarristin einiges schuldet, insgesamt aber oft ein bisschen dünn instrumentiert ist und gelegentlich ein wenig artifiziell klingt, manchmal – wenn sie ihrer Stimme allzu viel Ausdruck unterlegen will – sogar nervend sein kann. Mit Keyboards und Percussion aufgefettet, kann mich Fatoumara Diawara schon eher überzeugen. Dennoch glaube ich, dass das Album im Bereich des Weltmusikpublikums eine Fangemeinde finden wird.

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