romte geffen cover
Rotem Geffen

»The Night is the Night«

Thanatosis Produktion

Bedeutungsschwere Lyrik, musikalische Schwermut, unterstrichen von tiefgründigen, lang nachhallenden Klaviertastenanschlägen, Cello, Harmonium, Klarinetten und Synths. Nelly Klayman-Cohen aka Rotem Geffen schreibt sich auf ihrem zweiten Album »The Night is the Night« mit fragiler, subtil bohrender Intensität ins Gedächtnis des Rezipienten. Diese Einspielung mit schwedischen Musiker*innen wurde kongenial (co-)produziert von Keyboarder Alex Zethson (bekannt u. a. als Sideman des Fire! Orchestra) und Mixing Engineer Anton Toorell, die einen zart vibrierenden Klangraum erschaffen, der trotz geschildertem Leid ein mildes Licht der Hoffnung schimmern lässt. »Die Nacht ist die Nacht, sie beginnt mit dem Morgen, sie legt mich zu dir«, singt die in Stockholm lebende Musikerin im Refrain des Titellieds, das intertextuell auf einem Gedicht Paul Celans basiert (weitere Lyrik-Credits auf dem Longplayer bekommen Else Lasker-Schüler und Clarice Lispector), teils in englischer, teils in deutscher Sprache. Celan wird auch im zerbrechlichen, gänzlich auf Deutsch gesungenen »Ich vermisse dich« abgewandelt. »Der Stein vergisst seine Farbe. Ich warte noch immer auf dich. Ich warte auf die Zeit, wo der Stein blüht …«. Der Hauch der Nacht ist darin ein Morgen und Liebe ist möglich und unmöglich zugleich. Ähnlich berührend das Folgelied »I’m Allowed To Love You«, worin Liebe angestrebt, jedoch das Mantra »You are so near, as if you weren’t here«, verstärkt von einem Orgelmotiv, repetiert wird. Beschwörend wie ein Gebet klingt auch das finale »Hide«. Allein der Tonfall, in dem Rotem Geffen das Wort »Hide« in die Länge zieht, ist die Anschaffung wert. Gedanken, nicht nur wegen des bürgerlichen Namens, Rotem Geffen sei ein weiblicher Leonard Cohen, schießen hoch. »The Night is the Night« ist ein zeitloses Opus Magnum, Soap&Skin ein bisschen seelenverwandt und ebenbürtig. 

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