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1982 & BJ Cole | Photo: Tobias Salomonsen »www.hubromusic.com

The Jazz And The Refrigerator – Hubro

Der aktuelle Mainstreamjazz scheint fest in der Hand deutscher Labels wie ACT oder ECM zu sein, das gilt insbesondere für Künstler aus Schweden und Norwegen. Das ist ja durchaus eines der Mysterien der Weltkultur, warum sich ausgerechnet in diesen beiden Ländern eine so gepflegte und hingebungsvolle Jazzkultur ausgebildet hat.

Eine witzige Beobachtung ist jedenfalls, dass norwegischer Jazz doch meist eine Spur unterkühlter klingt, als wäre immer auch ein Quentchen Northern Folk inkludiert. Das norwegische Label Hubro Music beweist das mit vier hörenswerten Neuerscheinungen und ganz nebenbei auch, dass man gediegenen Jazz durchaus dort abholen kann, wo er produziert wird.

h3.jpgDen Anfang macht das Trio MOSKUS – Bass, Schlagzeug und Klavier, an letzterem Anja Lauvdal, was schon mal eine freudige Abwechslung ist. »Salmesykkel« klingt sehr entspannt und nach reichlich kühler Erde. Der junge Zawinul hatte einen ähnlichen Anschlag, war aber doch etwas vielseitiger. Aber Moskus besteht aus blutjungen Musikern, weswegen diese fast träge Attitüde doch ein wenig überraschend kommt. Könnte noch ein Geheimtipp werden oder bald den Weg zum gefälligen Mainstream finden.

h2.jpgDas Trio 1982 hat schon einige frostig folkige Aufnahmen hinter sich gebracht, mit Violine, Harmonium und Drums geht es hier meist in Richtung Highlanderjazz, selten aber so relaxed und stimmig wie in diesem Fall. Was vermutlich an der Mitwirkung der amerikanischen »Gitarrenlegende« BJ COLE liegt. Dieser spielt eine etwas verhaltene Steel Guitar mit markant-krachigem Slide zwischendurch. Als würde der Highway 51 direkt entlang der norwegischen Fjorde verlaufen. Das kommt überraschend gut, auch wenn bei manchen Tracks des Albums »1982 + BJ Cole« mehr eben doch mehr gewesen wäre. Trotzdem gut zum Chillen, zumindest bei Minusgraden.

h1.jpgMit JESSICA SLIGTER kommt die nächste Hoffnungsträgerin am nordischen Folkhimmel auf uns zu. Auf ihrem Debütalbum (veröffentlicht als J?) war sie noch etwas sphärischer unterwegs, nun zeigt sich die international umschwärmte Holländerin mitunter schrill poppig, dann wieder sperrig experimental. Nicht jeder Kunstgriff gelingt, aber genau das macht »Fear And The Framing« zum überraschend spannenden Hörerlebnis. Man fragt sich gut gelaunt bei jeder Nummer, wo die Dame denn jetzt wieder hin will. Auch fein kommt es übrigens, den Timbrenuancen in der Stimme von Frau Sligter zuzuhören.

h4.jpgEbenfalls ein Soloprojekt ist »Bathymetric Modes« von Multiinstrumentalist IVAR GRYDELAND, der sonst eher als Ensemblemusiker (Ballrogg, Huntsville) in Erscheinung tritt. Selbst einen Könner wie den Experimentalklarinettisten Xavier Charles braucht Grydeland nur für einen Track, und das blo&szlig zur vibrierenden Soundgrundierung. Alle Stücke funktionieren wie sphärisch-minimalistische Soundreisen und erinnern aufgrund des Synth- und Gitarreneinsatzes an die halbakustischen Alben von Jim O?Rourke. Nicht ganz so einfallsreich allerdings und typisch für alle vier Hubro-Neuerscheinungen gar ein wenig unterkühlt. Womit wir wiederum beim nordischen Jazzmysterium sind. Oder um es so zu formulieren: »Was macht der Jazz im Kühlschrank, Mama?«

Moskus: »Salmesykkel« // Hubro Music
1982 + BJ Cole: »1982 + BJ Cole« // Hubro Music
Jessica Sligter: »Fear And The Framing« // Hubro Music
Ivar Grydeland: »Bathymetric Modes« // Hubro Music

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