Ohm Resistance
Ohm Resistance
Simm

»Too Late To Dream«

Ohm Resistance

Ein gutes Jahr für Ohm Resistance. U. a. brachte das auf tiefe elektronisch generierte Frequenzen spezialisierte Label Mick Harris’ aktuelles Scorn-Album »The Only Place« im Juni heraus. Und nun meldet sich jemand zurück, der auch Kollaborationen mit Harris sowie mit Bill Laswell, Harold Budd und Robin Guthrie aufzuweisen hat: Der in London ansässige Eraldo Bernocchi (auch Mitbegründer von Rare Noise Records) revitalisiert sein Soloprojekt Simm und verquickt mit messerscharfen Beats die verschiedensten Elemente von Hyper/Dub/Step über Noise bis Grime. Für Letzteres ist auf drei Tracks der bewährte MC Flowdan zuständig. Absolut auf der Höhe des glokalen Popgeschehens ist auch die Zusammenarbeit mit einem weiteren Vokalisten ausgefallen, einem gewissen Phelimuncasi vom in Kampala, Uganda beheimateten Label Nyege Nyege Tapes. Wie der Titel verrät, greift »Gqom Squbulo« den aus Südafrika stammenden Dance-Stil Gqom auf, der passenderweise auf Four-to-the-floor-Rhythmen verzichtet. »Too Late To Dream« weist also auch tanzbare Momente auf. Bernocchi versteht es, ähnlich wie die Großmeister Kevin Martin und Mick Harris, nicht durchgängig auf maximalistische Überwältigungsästhetik inklusive Bassoverkill zu setzen. Freilich ist zu hoffen, dass man sich nächstes Jahr auch wieder live den viszeralen Frequenzmassagen unterziehen kann. Aber bis dahin kann »Too Late To Dream« auch in den eigenen vier Wänden ohne Subwoofer-Arsenal seine deepe Wirkung entfalten. Denn es ist schon bemerkenswert, wie es Bernocchi geschafft hat, das Album in elf abwechslungsreiche, durchwegs songförmige Tracks zu gliedern. Und das, wo es sich doch um die Vertonung seiner zutiefst dystopischen Diagnose handelt: »Simm is just a spectator, a witness of disasters. We’re done, end of story. We fucked up big time. The planet is dying… It’s a dystopic reality that Ballard and Cronenberg perfectly described years ago. They forecasted the future; they wrote our epitaph and we thought we were reading a novel or watching a movie. Too late, too late to dream. It’s over.« Die Slow-Motion-Apokalypse hat schon begonnen, our house is on fire. Das Träumen hat ein Ende, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nicht einmal Simm lässt es sich nehmen, den letzten Track »Hope Spectre« zu benennen. Ein Gespenst geht um …

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen