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Ohrensausen

Eine unvollständige und willkürliche Liste von Musik für den dunkelroten Bereich der Soundanlage. Verträgt sich sehr gut und ist sozusagen synergetisch zu hören mit dem Artikel »10 auf der nach oben offenen VU-Skala« im aktuellen skug #64, S. 24f. Dort gibt's das theoretische Futter für die hier verbreiteten Musik-Wahnsinnigkeiten. Viele der angeführten Titel sind in limitierten Auflagen erschienen: Happy hunting!

MSBR: V/A: »Noise Progression Vol. 1–6«; Video-Collection (MSBR-Label) 1999–2001. Koji Tano starb diesen Juli 44-jährig. Welch Verlust. Als Artist und Labelbetreiber veröffentlichte er seit Anfang der Neunziger mehr als 200 Titel.

AUBE: »Pole Noir« (TaâLem, 2005); »Tapes 1992–97« (20CDRs; G.R.O.S.S., 2003). Seit 1991 treibt Akifumi Nakajima sein Unwesen, verwendet jeweils nur eine Soundquelle. Weil Designer von Brotberuf, sind die VÖs auf seinem Label G.R.O.S.S. absolut stilsicher.

EMIL BEAULIEAU: Auch wenn sein eigener Output auf diverse Tapes und sonstige »strange« Formate verteilt ist: Ron Lessard betreibt seit 21 Jahren von Michigan aus RRRecords, die wohl wichtigste Anlaufstelle für Noise überhaupt. Ein Rock’n’Roll-Wrecker, einer der wirklich »Guten«.

CONTAGIOUS ORGASM: »Spill Drop« (Waystyx, 2005). Eines der »neueren« Projekte der japanischen Noise-Szene.

CONTROLLED BLEEDING: »Bladder Bags and Interludes (Vanilla, 1992). Bezüglich Lärm-Studien war damit der Höhepunkt dieser vielseitigen US-Band erreicht.

FRL. TOST: »I hate you, Laura!«. Beitrag der Wienerin Frl. Tost für den »Extreme Music From Women«-Sampler (Susan Lawly, 2001) mit der für mich besten heimischen Lärmnummer ever.

FUCKHEAD: »The Male Comedy« (Mego, 1998). So ziemlich das Brauchbarste aus Ö-Landen der letzten paar Jahren.

HANATARASH: »4: AIDS-A-Delic« (Public Bath, 1992/2001). Yamatsuka Eyes Soloprojekt vor und während Boredoms-Zeiten.

RUSSELL HASWELL/MERZBOW: »Satanstornade« (Warp, 2002). Noise und Blackmetal revisited. Auch wenn das Experiment nicht überzeugend aufging: Metal wurde noch nie so elektronisch vaporisiert.

THE HATERS: »Mind the Gap« (P-Tapes, 2005). »25-Years-Anniversary-Compilation« (Tochnit Aleph, 2004) ist »das« Manifest von G.X. Juppiter-Larsen: 25 Stunden Haters-Krach. Kollaboration mit THE NEW BLOCKADERS (Richard und Philip Rupenus): »Zero Is The Journey« (PsychForm, 2004). »Changez le Blockeurs: 21.st Antiversary Edition« (Vinyl on Demand, 2004) ist deren »Manifest«. Chronisch unterschätzt und sträflich negiert, sind diese beiden Formationen so etwas wie die Quintessenz musikalischer (Total-)Verweigerungshaltung. 

HEAD OF YAGAN: »1833« (Trost, 1999). Die einzige mir bekannte österreichische VÖ mit mehr oder weniger nichts anderem als Lärm. Vorarlberg im rotesten dB-Bereich. Was ist nur aus ihnen geworden?

HIJOKAIDAN: »The Never Ending Story of the King of Noise« (4CDs; 1992). Wem das nicht reicht, sei »Last Recording Album« (2004, beide Alchemy) als Jojo Hiroshiges 25-Jahres-Jubiläumsplatte empfohlen.

ZBIGNIEW KARKOWSKI: »Electro-Statics« (Post Concrete, 2003). Eine MCD, die in gut 20 Minuten klar macht, wie dicht digitaler Noise jenseits der »traditionellen« Japan-Schule sein kann. Schon jetzt ein Klassiker.

MACRONYMPHA: »Intensive Care« (SAD, 1997). Wieder so ein Fall von »chronisch unterschätzt«: Joseph Roemer/Tim Oliveira (USA) zeigen den Japanern, wo der Noisehammer hängt. Veröffentlichten mit Kalibern wie Incapacitants, Smell & Quim und Krang.

MASONNA: »Frequency LSD« (Alien8, 1998), »Shock Rock« (MIDI Creative, 2002) und zur Draufgabe der totale Augen- und Ohrenbeuschlreißer als DVD: »Alchemism« (Teichiku, 2005) mit Incapacitants, Masonna, Christine23Onna, Up-Tight … Mein persönlicher »King of Noise«.

MERZBOW: Favorit aus der langen Liste von Merzbow-Releases: »Venerology« (Releapse, 1994). Für heuer: »Early Computer Works« auf dem russischen Label Waystyx.

GERT-JAN PRINS: »Sub 8 & 9« (A-Musik, 1999). Eine 12“, die Noise-mäßig keine Wünsche offen lässt. Der Holländer in bester Spiellaune.

RICHARD RAMIREZ/BLACK LEATHER JESUS: »First You Destroy Their Faith« (Splatter Rec.), die erste »offizielle« Release und »Start Again« (beide 2005), Ramirez‘ fünfte reguläre Platte, gleich nachgeschoben. Lärm aus den amerikanischen Höllen-Schlünden.

JESSICA RYLAN: »2673« (Kitty Play, 2005). War heuer auf Europa-Tour mit diversen anderen RRR-Artists. Mit ihrer Band Can’t (was sich nicht zufällig nach einem bestimmten Körperorgan anhört) macht sie mit Stimme und rudimentärstem Equipment die Bühnen unsicher.

SCHLAUCH: »Eintragung ins Kursbuch« (SBC, 1994). Die Vorreiter heimischer Krach-Kultur aus Graz. Schlauch als Grundsozialisation, aus der Fetish69, Schlund und einige andere Bands hervorgingen.

WHITEHOUSE: The one and only. »New Britain« (Susan Lawly) definierte 1982 »Power-Noise«. Auch nicht schlecht: »The 150 Murderous Passions« (United Diaries, 1981), eine Kollaboration zwischen COME ORG. und NURSE WITH WOUND.

1BOMB1TARGET: Wiener Krach- und Lärmpartie rund um das sehr aktive Noisecamp mit Formationen wie Eat Dead Gore, Neon Squid Autopsy und Assimilatah.

V/A: »The Japanese/American Noise Treaty« (Release, 1995). Wer sich diese DCD von Anfang bis Ende voll gibt, ist selber Schuld. Für jene Zeit schlicht und einfach genialer Sampler. Oft kopiert, bis heute unerreicht.

V/A: »An Anthology of Noise& Electronic Music Vol. 1–3 (Sub Rosa; 2001–05). Zusammenstellung eher »akademischer« Lärmmusik seit 1913 vom Subrosa-Chef Marc-Guy Hianant.

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