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Nick Mitchell-Maiato

»Pino Carrasco«

WasIstDas?/Kith & Kin Records

Nick Mitchell-Maiato hätte ursprünglich andere Pläne für die Songs gehabt, die nun auf »Pino Carrasco« zu finden sind. Eigentlich wären diese als sein Songwriting-Beitrag zu dem dritten One-Eleven-Heavy-Album gedacht gewesen, das die transatlantische Cosmic-Americana-Band im vergangenen Sommer in den USA aufnehmen wollten. Covid hat diesen Plänen – sowie der One-Eleven-Heavy-Westküsten-Tour – nun einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber die Trauer der Fangemeinde dürfte sich in Grenzen halten, da das nächste One-Eleven-Heavy-Album sicher nicht lange auf sich warten lässt und in der Zwischenzeit dieses großartige Solo-Album von Nick erschienen ist. »Pino Carrasco« ist eine Platte, die in ihrer Machart die Gegebenheiten 2020 perfekt widerspiegelt – so spielte Nick Mitchell Maiato sämtliche Instrumente selbst in seinem Home Studio in Valencia ein, während er sich Spanien in einem strengen Lockdown befand. Nichtsdestotrotz versprüht das Album aber auch genau jene Freude des gemeinsamen Musikmachens, die auch die beiden One-Eleven-Heavy-Alben ausmacht und überhaupt eines der Fundamente von Rock’n’Roll darstellt. In diesem Fall ist es eben eine Vorfreude – obwohl es dem Album in seiner fertigen Form an nichts fehlt, kommt man nicht umhin, sich diese Songs von einer Live-Band interpretiert vorzustellen. Das gesamte Album ist auch erneut ein Zeugnis für Nick Mitchell Maiatos hervorragendes, intelligentes Songwriting. Wie schon bei One Eleven Heavy finden sich genügend Anhaltspunkte für Leute, die an psychedelischer Gitarrenmusik der letzten 60 Jahre interessiert sind. Mit Grateful Dead, Little Feat, Funkadelic und Santana seien nur vier Beispiele genannt, deren Einfluss man hier verorten könnte. Das soll aber keinesfalls heißen, dass diese Musik der Vergangenheit verhaftet ist – vielmehr handelt es sich hierbei um eine durchwegs moderne Variante von Rockmusik, die um ihre Referentialität weiß und diese zelebriert, dabei aber absolut eigenständig ist. Sehr interessant sind auch die immer wiederkehrenden Brüche, wie zum Beispiel der Drumcomputer am Ende von »I Wish I Was A Sawmill«. Über die Dauer von sechs abwechslungsreichen Songs serviert Nick Mitchell Maiato hier ein perfektes Sommeralbum voller denkwürdiger Melodien, augenzwinkernder Texte und vertrackten Rhythmen, das es direkt in die Riege meiner Lieblingsalben der letzten Jahre schafft. Absolute Empfehlung!

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