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Michele Mercure

»Beside Herself«

RVNG Intl./Freedom To Spend

Musikerin, Komponistin, Songschreiberin und Sound-Ingenieurin Michele Mercure träumt von Musik und wandelt das in kurze Kompositiönchen um, die genauso klingen: wie Traumfragmente. Melodien, meist leichte Rhythmik, dann wieder industriell, bestimmen die einzelnen Stücke der Alben »Rogue And Mint« (1983), »A Cast Of Shadows« (1984), »Dreams Without Dreamers« (1985) und »Dreamplay« (1990), die von ihr selbst produziert und auf Kassetten via Tauschnetzwerk vertrieben wurden. Die Musik ist grob irgendwo zwischen Ambient und Industrial einzuordnen. Auch die progressive Elektronik von Tangerine Dream, Edgar Froese und Konsorten fällt ein, doch sind die von ihr verwendeten »experimentellen« Sound-Aufnahmen noch weit experimenteller – und doch sehr hörbar. Anspieltipp sei »No More Law In Gotham City« oder gar das sphärische »Antigone«. Den Synth-Soundtrack der Netflix-Serie »Stranger Things« (Michael Stein und Kyle Dixon) lässt sie alt aussehen bzw. klingen. Michele Mercure selbst wollte ihre Musik stets eher in immersiven Kontexten wissen, als auf der Bühne. Ihre Stücke fanden also Verwendung in Hörspiel, Tanz, Theater, Film und Fernsehen, z. B. bei MTV oder in Cartoon-Intros. Eine Korrespondenz mit Elektronik-Altmeister Conrad Schnitzler bestand natürlich. Als jemand, dessen Musik etwas DIY-mäßiges hat und aus dem Hinterzimmer in Pennsylvanien (statt in New York, Tokio oder Wien) die Avantgarde befeuert, gilt sie als Teil der »Eurock«-Szene, wird nebst Lauri Paisley, Pauline Anna Strom oder Don Slepian genannt und soll mit dieser Retrospektive die Aufmerksamkeit erhalten, die sie so arg verdient. Nicht bloß als Fußnote weiblicher Outsider-Art ist sie zu nennen, denn dafür ist die Musik doch zu gut. Nahezu kosmisch gut. Für Liebhaber*innen der »Berliner Schule«, »ernster« New-Age-Musik oder einfach Sounds für tief in der Nacht ein echter Hinhörer! Mit einem Essay von Emily Pothast.

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