Placeholder_Rezensionen
Gwen Stefani

»Love Angel Music Baby«

Interscope/Universal

Wenn sich Gwen Stefani auf ihrer Soloplatte alle charts-erdenklichen ProducerInnen schnappt, um ihre und deren Visionen und Relektüren von 80s Pop umzusetzen, wird musikalisch Pop-Monarchie als Basis-Demokratie gelebt und auf höchst humorvolle, spaßige und intelligente Art an einer zu 70% geschmacksfesten Dekanonisierung von 80s-Pop als E-Clash und der Defokussierung vom Dance-Post-Punk-Craze gearbeitet – und das mit konträrsten Herangehensweisen von 1:1-Scherenschnitten bis zum popistischen Datendiebstahl aus der Zukunft. Aber kann hier abseits des meist unbekümmert-unpolitischen, aber auch mitreißend-innovativen Dance-Imperativs in einem, klarerweise auch als ein für sämtliche Käuferschichten ausdiversifiziert lesbaren Capitalism-Produkt Basis-Demokratie in ihren identitätspolitischen Rillen denkbar gemacht werden? Inklusive Zusammenschlüssen von minoritären Positionen? Hier handelt es sich immerhin um ein Album, in dem sich das aus einem jüdisch-diasporischen Musical-Song hergeleitete Working-Class-Begehren eines italo-amerikanischen Material Girls (bei all ihren gen Japan gerichteten neokolonialen Dämonen) mit Hood Shout Outs von Eve vereint. Fashionmotivierte, exotistische Jet-Set-Kosmopolitik neben flashstylende Block Parties gestellt wird. Und der avantgardistischste Superstar unserer Tage mit Gwen ein Stück produziert, in dem er mit ihr nicht nur auf das Recht auf freie ethnicitycrossende Partnerwahl pocht, sondern erstmals, wie beiläufig, auch in puncto sexuelle Präferenzen der heterosexuellen Matrix/Hegemonie eine klare Absage erteilt. Oder werden alle, auch von mir auf dieses Werk projizierten, popdissidenten Hoffnungen jähest zerschlagen, indem nur die Highschool-Fetenrockhits ausgekoppelt werden oder Gwen in der videovisuellen Folge zu einer fluiden neoliberalen Monarchin wird, die den Süßwarenladen der subkulturellen Minoritäten plündert?

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