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Manic Street Preachers

Know Your Enemy

Epic

Die Vorjahrs-Single »The Masses Against the Classes« (mit Kubas Flagge am Cover) und ein Konzert in Havanna im Februar haben es angekündigt: Das sechste Manics-Album will Polit-Rock sein, grandioser Stadion- und Alltagspathos-kompatibler Prototyp und nostalgische Reminiszenz zugleich. »Can anyone write a protest song?« fragt die Ballade über Paul Robeson, einen von 1930 bis 1960 populären US-Schauspieler und Spirituals-Sänger, der als Showbiz-Ikone schwarzer Identitätspolitik gilt. Wie schreibt man heute Protestsongs, als alternde Band mit ostentativem Sinn für Kunst und agitativem Bildungsanspruch (Zitate von Mao bis Susan Sontag auf Booklet und Website), mit Hang zu Pomp und Gitarrensoli, mit Erblasten zwischen Queen, Clash und Grunge? Nach »If You Tolerate This…« gibt es nun wieder ein Lied übers Erinnern des Spanischen Bürgerkriegs, aber gegenüber dem elegischen 1998er-Album wirkt die Musik entschlackt, und die Polemik gegen ideologische Neoliberalismen mutet oft schülerpunkbandhaft an (was nicht schlecht sein muss und auch nicht kruder ist als manche Tiraden von Slavoj Zizek). Wenn die Manics Kuba huldigen (»Baby Elian«), bedienen sie touristische ebenso wie revolutionsromantische Fantasien; wenn sie im Hidden Track »We Are All Bourgeois Now« von der Stereolab-Vorläufer-Band McCarthy covern, dann ist das super. Sarkasmus zum Kitsch erhoben: Know Your Enemy, genieß dein Symptom, denn ein Feind muss sein.

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