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David Behrman, Paul DeMarinis, Fern Friedman, Terri Hanlon, Anne Klingensmith

»Sheʼs More Wild«

Black Truffle Records

Oren Ambarchi, Multi-Instrumentalist und tausendfacher Kollaborateur mit vielen der spannendsten experimentellen Musiker*innen unserer Zeit, ist auch als Betreiber des Labels Black Truffle Records bekannt und hat immer wieder ein fantastisches Händchen bewiesen, wenn es darum geht, Skurriles, Seltenes, Spannendes und/oder sehr Spezielles aus dem Bereich der Musik auszugraben. Allen Veröffentlichungen gemein ist aber, dass sie ihm selbst gefallen. Beim neuesten Fundstück handelt es sich um eine am kalifornischen Mills College entstandene Aufnahme von 1981. Der Projektname: »Sheʼs More Wild«. David Behrman (»On The Other Ocean«!!!), Paul DeMarinis, Fern Friedman, Terri Hanlon und Anne Klingensmith stehen hinter dieser Performance-Truppe, wobei Friedman und Hanlon die Texte schrieben, die von Live-Elektronik in ihrer besten Art begleitet wurden – Spielzeug-Krachmacher inklusive. Eklektisch irgendwie, doch soundmäßig und als Gesamtstück äußerst bezaubernd. Die Platte beginnt mit Donnergrollen und Pferdegetrappel, Tierlauten, Wolfsgeheul, Rasseln. Dazu die Erzählung der Geschichte von der »Donner Party«, einer Gruppe von Siedlern, die bizarre traurige Berühmtheit erlangte, als sie bei einer Reise im Winter 1846 bloß durch Kannibalismus überleben konnte. Gefolgt von einer Aufführung von der »ehemaligen Schauspielerin« oder dem »Rancher«. »Archetypical Unitized Seminar« ist mit dem schönen, äußerst melodiösen Gesang ein Highlight. Der ironische Seitenhieb auf die damals wohl stark grassierende Japanophilie in »Japanese Disease«, einem Engelsgesang mit Orgelbemalung, besinnt sehr. Immer haben sie auch eine gewisse Poppigkeit ihrer Kunst im Auge, also eine gute Zugänglichkeit und den Versuch, zu unterhalten. Und die Musik macht Spaß. Während die Texte dieser kurzen Satiren im Mittelpunkt stehen, vorgetragen von den beiden weiblichen Erzählerinnen, und alle irgendwie um amerikanische, popkulturell relevante Themen kreisen, begleiten die Instrumente deren fast alberne, theatralische Vorstellungen ziemlich diffizil und gekonnt. Obwohl die Aufnahmen in den frühen 1980ern erfolgten, wirkt die Musik überhaupt nicht gealtert. Eine angenehme Brandung beendet die Reise. Bisher waren von dieser Aufnahme nur Teile auf einem obskuren Self-Release vorhanden, Black Truffle Records veröffentlicht nun ein hochwertiges Re-Release mit Texten und Archivbildern.

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