Conny Frischauf © Zoe Kursawe
Conny Frischauf © Zoe Kursawe

Art brut Sounds

Der Verein zur Verteidigung künstlerischer Grauzonen begeht die siebente Ausgabe des Festivals Unsafe+Sounds, das in der Wotruba-Kirche höhere Weihen (von Conny Frischauf bis KMRU) empfängt und im Das Werk noch fröhlichere experimentelle Urständ’ (von Dino Spiluttini bis Puce Mary) feiert.

Shilla Strelka – ihr Aliasnachname ist geborgt vom ersten sowjetischen Hund, der im Gegensatz zur berühmteren Laika den Rückflug aus dem Kosmos überlebte – ist eine schillernde Person in Österreichs Veranstalter*innen/Kurator*innen-Szene. Sie war skug-Autorin, einige Jahre Assistentin bei Peter Rehbergs Editions Mego und fungiert auch als DJ bei Großfestivals wie den Wiener Festwochen oder zuletzt den Salzburger Festspielen. Einen Namen machte sich die Tochter südkoreanisch-österreichischer Eltern mit kleineren Musikreihen wie Struma+Iodine oder Parken oder als Kuratorin bei diversen weiteren Festivals wie Elevate. Seit mittlerweile sieben Jahren ist das Festival Unsafe+Sounds ein nicht wegzudenkender Bestandteil an Festivals, die neue Sound-Territorien erschließen. Charakteristisch die Bezeichnung. Es geht um Klänge, die herausfordern, um genreoffene Klangwanderungen im ungesicherten Gelände. Um meist eher abstrakte Sounds, die speziell Einfluss auf den hörenden Menschenkörper nehmen, denn 2021 lautet das Festivalmotto »Touch«. Sei es durch wuchtige Bässe oder spezielle Ambient Sounds, die trotz Widerhaken Wonnegefühle bei den Rezipient*innen evozieren. Nach Covid-19 gibt es endlich wieder die Möglichkeit, die Musik physisch im gemeinsamen Erleben wahrzunehmen.

KMRU © Thukia

Wotruba-Kirche, 18. und 19. August 2021
Besonders geeignet dafür ist die aus Betonquadern errichtete Wotruba-Kirche. Jene Acts, die hauptsächlich auf atmosphärische Wirkung abzielen, werden darin sehr gut zu Geltung kommen. Erden. Etwa die fabelhaft geschichteten Ambient Sounds des aus Nairobi stammende Wahlberliners KMRU, der heuer das wunderbare Album »Logue« veröffentlichte. Oder Conny Frischauf, deren melodieselige Tracks aus »Drift« höchste Art-brut-Weihen erfahren werden. Nicht zu vergessen die Cellistin Lucy Railton, die auf Yair Elazar Glotmans & Mats Erlandssons »Emanate« eine vorbildliche Schnittstelle zwischen E und U und harscher Elektronik ist. Großartig auch die bereits von Sonic Territories vorgestellte Gischt aka Ursula Winterauer, Betreiberin von Ventil Records und maßgeblich an der Produktion von Unsafe+Sounds beteiligt. Gischts mit Beats unterlegte Sounds wabern einerseits und haben anderseits eine irgendwie dämonisch-sirenenhafte Ausstrahlung. Auch Simone Borghi, Anthony Linell, Bobby Would, Gross Module sollten keineswegs verpasst werden, abgerundet durch DJ-Sets von Caniche as Sensitive Blob bis Mariah Doesn’t Carey.

Puce Mary © Kasia Zacharko

Das Werk, 27. und 28. August 2021
Auch die meisten Acts der zweiten Festivalwoche im Das Werk sind zugänglicher als zunächst angenommen. Beispielsweise Sansibar, ein Elektroproduzent aus Finnland, der an Detroit Techno anknüpft, und selbst die dänische Industrial-Musikerin Puce Mary hat nicht nur horribel-rabiate Momente zu bieten. Isabella Forciniti streift mit ihrem Buchla Modular-Synthesizer Improv, dessen Anteil das Trio PLF (Lukas König, Peter Kutin, Freya Edmondes aka Elvin Brandhi) steigert. Auf diesem Feld der Ungewissen ist auch Philipp Quehenberger wohlbekannt, doch Dino Spiluttini oder Idklang aka Markus Steinkellner holen auf tanzbareren Boden zurück. Unsafe+Sounds rules Vienna. Wer riskiert, wird belohnt mit Genregrenzen sprengenden Sounds, die den Hörsinn strapazieren oder auch massieren. Nicht umsonst nennt sich das sich dahinter verbergende Veranstaltungsgremium Verein zur Verteidigung künstlerischer Grauzonen.

Link: https://unsafeandsounds.com/

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