Nach Release des letzten Albums von Mac DeMarco, »Five Easy Hotdogs«, erst im Jänner 2023 gibt es für die Fans des Künstlers jetzt noch viel mehr Content und zwar gleich 199 Tracks. Wie man diesen Release bezeichnen soll, ist gar nicht so leicht zu sagen, es ist kein Album, es sind keine B-Sides oder Outtakes, vielmehr wirkt es so, als hätte der Künstler einfach die gesamte ungefilterte Festplatte seines Produktions-PCs veröffentlicht. Die meisten der 199 Songs lassen sich als Ideen bezeichnen, die an Gitarre, Drummachine, Bass und Synthesizer oder Piano eingespielt wurden. Manche Aufnahmen sind noch reduzierter und lassen sich dem Ambient-Genre zuordnen, z. B. »20190826« oder »20200229 2«, ein 13-minütiger Drone-Song. Andere Titel sind schon weitergedacht und solide Instrumental-Tracks, wie »20210616«, das auch gut aufs letzte Album gepasst hätte. Wieder andere Aufnahmen sind versehen mit Lyrics-Platzhaltern, die schon die Rhythmik von Wörtern haben, aber noch keinen fertigen Text ergeben, wie »20201126 2«. Auch finden sich einige Songs, die neben der Datumsbezeichnung schon einen Titel haben, diese sind quasi »fertig« und mit Lyrics und Gesang versehen, manche davon kennen DeMarco-Fans wohl schon von Live-Aufnahmen, etwa »20200817 Proud True Toyota«. Besonders viel Anklang in der Fanbase fand der Song »20190724«, der in den letzten Wochen zum Meme avancierte, als DeMarco ihn bei einem Studiobesuch als »just garbage, but fun to make« bezeichnete. Diese Einstellung dürfe er wohl zu den meisten Aufnahmen auf dem Release haben, wirklich gute Songs, die den Weg in die Playlist finden, lassen sich an zwei Händen abzählen. Dennoch erlaubt »One Wayne G« interessante Einblicke in die Songproduktion und kreative Herangehensweise eines der bekanntesten Indie-Artists der letzten Jahre. Auch lässt sich das Album als eine Art Tagebuch rezipieren, man hat den Eindruck, man könne bessere und schlechtere Phasen in DeMarcos Verfassung in den fast fünf Jahren Produktionszeit heraushören. Falls sich die Frage stellt, ob es den Aufwand der 9 ½ Stunden Laufzeit wert ist, sich die 199 Aufnahmen anzuhören, lautet die Antwort dennoch nein, es empfiehlt sich eher, im Shuffle-Mode an der einen oder anderen Stelle in diese Materialflut einzutauchen.
Mac DeMarco
»One Wayne G«
Mac’s Record Label
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