© Grafik: Benjamin Palme
© Grafik: Benjamin Palme

Was dir die Schreibwerkstatt empfehlen möchte

Du platzt vor kritischen Ideen, aber scheust dich, sie zu Papier zu bringen? Vielleicht hat das mit schlechten Erfahrungen zu tun. Untergründlich divers bespricht, wie sich Schreibprozesse wertschätzender gestalten lassen. Ein Zwischenresümee mit Filmtipps.

Die Stifte sind gespitzt, die Köpfe sind geölt und die Notizblöcke haben es nach hundertzwei Tagen endlich ins t/abor geschafft. Wovon ist die Rede? Von den »untergründlich divers« Schreibwerkstätten natürlich! Und bevor wir uns in Vanillekipferl verwandeln, überschreitet das Team hinter eurer Lieblingskritzelstube am 13. Dezember 2023 auch schon die Halbzeit seines un(t)ergründlichen Schreibgenussvermehrens. Deswegen wollen wir die Gelegenheit nutzen, zurückzublicken und zu schauen, welche kleinen und großen Erfolge sich das Projekt in den letzten Monaten aus den Fingern geschrieben hat (Fotos: © untergründlich divers). 

How to journalism 

Nachdem wir die ersten zwei Einheiten dafür genutzt haben, erste Schreibblockaden zu lockern, haben wir im Oktober schon in den Journalismus hineingespäht. Und es zeigt sich: Eigentlich würden die meisten ja gerne schreiben. Das t/abor war am 24. Oktober zu unserem Workshop »Was heißt journalistisch schreiben? Standards, Tipps und Tricks« sehr gut besucht. Doch was wir auch merken: Die Blockade, den nächsten Schritt zu gehen und wirklich einmal etwas zu veröffentlichen, ist noch ein anderes Kaliber. Viele haben in anderen Kontexten, wie Schule, Universität oder Arbeit, schlechte Erfahrungen mit Feedback gemacht und so die eigentliche Freude an ihrem eigenen Werk verloren.

Glücklicherweise hat das die Einheit am 22. November »Völlig daneben. Feedback geben und annehmen« gleich wieder aufgefangen (inklusive Wiederholungstäter*innen!). Gutes Feedback ist ein Zeichen von Wertschätzung – auch wenn es kritisch ist. Es ist:

  • respektvoll und achtsam
  • ehrlich
  • konkret
  • an den*die Autor*in adressiert (nicht über die Person)
  • in Ich-Botschaften formuliert.

Feedback ist ein Prozess zwischen Menschen. Es lässt sich gemeinsam gestalten. Genau das haben wir in unserer letzten Einheit ausprobiert. Alle Anwesenden haben eine Empfehlung geschrieben und Feedback im Zweier- und Gruppenkontext sowie mündlich und schriftlich ausprobiert. Die Teilnehmer*innen hatten nach der Einheit Zeit, die erhaltenen Feedbacks gegebenenfalls noch einzuarbeiten. Und siehe da: Gleich zwei unserer Teilnehmerinnen waren bereit, ihre kurze Empfehlung hier exemplarisch zu veröffentlichen. Im Folgenden also zwei kurze Empfehlungen zu einem selbstgewählten Thema:

»Ich würde dir wärmstens empfehlen …«

Ich habe letztens bei der Viennale den Eröffnungsfilm »Magyarázat mindenre« (»The Explanation for Everything«) gesehen und wollte ihn dir wärmstens empfehlen. Der Film spielt in Ungarn. Es geht dabei um einen Schüler, der aus einer rechtskonservativen Familie kommt und das Gefühl hat, dass er von seinem liberalen Lehrer schlechter behandelt wird als seine Mitschüler*innen. Was ich sehr interessant fand, war, wie sich die subtilen Feindseligkeiten, was die persönlichen politischen Haltungen angeht, in der zwischenmenschlichen Kommunikation widergespiegelt haben. Ich persönlich fand es auch spannend, dass keiner der Charaktere wirklich als gut oder böse dargestellt wurde, sondern jeder seine menschlichen Züge behalten hat. – Diana

Zuletzt habe ich lange Zeit nur »lauwarme« Filme gesehen, die mich wenig berührten. Nett waren sie, aber vernachlässigbar. Doch bei einer Personale der Viennale 2023 hatte ich endlich mal wieder ein großes Kinoerlebnis bei dem Film »L‘ Eté dernier« (»Last Summer«) von Catherine Breillat über eine Sex- und Liebesbeziehung – ist es eine solche? – zwischen einer Frau mittleren Alters und ihrem Stiefsohn, der aussieht, als hätte er soeben die Volljährigkeit erreicht. Die Geschichte spielt im Upper-Class-Milieu mit durchwegs schönen Bildern an ebensolchen Drehorten. Was hat mich an diesem Film fasziniert? Erneut das gesellschaftlich Atypische wider die Norm. Wie mit einer »alten« und erfolgreichen Hauptdarstellerin und ihrem anfänglich spitzbübischen und am Ende ihr komplett verfallenen »jungen« Stiefsohn eine Liebesgeschichte geschaffen wird, wie sie so in der dominanzkulturellen Lebensplanung oder -choreografie nicht vorgesehen ist. Wenn auch beide Hauptdarsteller*innen anfänglich keine Sympathieträger*innen sind, gelingt es dem Film doch, große Anziehung zwischen ihnen darzustellen. Deshalb meine große Empfehlung, diesen Film nicht zu versäumen und zu erfahren, wie zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorgesehene Liebe darstellbar ist. – Dominika Krejs

Wir danken Diana und Dominika für die spannenden Tipps und lebendigen Beschreibungen.

Kannst du auch etwas empfehlen? 

skug freut sich über Beiträge neuer Autor*innen. Du kannst jederzeit Texte einreichen! Wir empfehlen, zuerst mit der Redaktion abzuklären, wozu du in welcher Form veröffentlichen kannst. Wissen verantwortliche Redakteur*innen von deinen Plänen, können sie dir von Beginn an Feedback geben. Du kannst dann besser einschätzen, worauf du achten musst und was verlorene Liebesmüh ist. Wie lässt sich dieses Feedback einholen? Schreibe einen Pitch. Zweck eines Pitchs ist es, sowohl das Thema, über das du schreiben möchtest, zu skizzieren als auch deine Herangehensweise verständlich zu machen. 

Etwas, das noch nicht existiert, zu beschreiben, ist allerdings nicht so einfach. Wir werden uns deshalb in der nächsten Schreibwerkstatt mit der Herangehensweise und dem Stil dieser kurzen Abrisse beschäftigen. Du erhältst Tipps, Tricks und Snacks. Kein Vorwissen notwendig! Die nächste Schreibwerkstatt findet am Mittwoch, dem 13. Dezember 2023, ab 18:00 Uhr im t/abor, Taborstraße 51/3, 1020 Wien, statt. Der Eintritt ist frei.

Zwecks Planung freuen wir uns über unverbindliche Anmeldungen unter schreibwerkstatt@skug.at. Du hast noch Fragen? Melde dich jederzeit.

Link: https://www.instagram.com/ud_schreibwerkstatt/

Anmerkung: Das Europäische Solidaritätsprojekt »Untergründlich divers – Schreibwerkstatt für mehr Diversität im Musik- und Kulturjournalismus« wird aus den Mitteln der Europäischen Union finanziert. Es handelt sich um eine Kooperation mit skug.at.

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