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Tony Buck/Massimo Pupillo

»Unseen«/»Time Being«

Trost/Cien Fuegos

»Sex«. So heißt das erste Album der Band The Necks, die seit den späten 1980er-Jahren Musik nach dem gleichen Improvisationsprinzip und in derselben Besetzung macht. Tony Bucks Schlaggezeuge trägt wesentlich dazu bei, dass die Musik ihren stetigen Fließ-Sound beibehält und auch mal ganz gerne im Hintergrund verebbt. Ziemlich eindrucksvoll aber, wenn man es richtig laut erklingen lässt, ist es immer. Es kommt halt auf die Nuancen an, auf das Auf und Ab der Energien, die stetige Intensität im Zusammenspiel der Musiker. Ganz ähnlich darf man sich die neue Veröffentlichung von Tony Buck mit dem Bassisten Massimo Pupillo vorstellen (und zig andere hochwertige Kollaborationen im Free-Impro-Bereich) bzw. die neuen Veröffentlichungen. Denn es sind zwei, mit jeweils verschiedenen Covern, Titeln und Songs. »Unseen«, die CD-Version mit »Psithurism« und »Entrainment« gibt tatsächlich dieses Necks-Feeling wieder, nur eben mehr Psi-, mit abgefahrenem Elektrogeschelle, das wie Blätterrascheln klingt. Man stelle sich einen abgedunkelten Raum mit Kissen und Räucherholz und ganz vielen Grünpflanzen vor. »Entrainment« geht dann eher in Richtung Gestein, Höhle, Wasser, anorganisch. Tatsächlich darf man sich so, wie es Buck und Pupillo klingen lassen, vorstellen, will man diese tiefgehenden, zum Teil erschütternden Naturerfahrungen einem Außerirdischen vorspielen. Nichts anderes machen die beiden Musiker nämlich hier. Pupillo liefert wie so oft äußerst stabil ab. Dass er den Bass bedient, hört man kaum mehr raus, durch so viele Konvertermaschinen jagt er seine Töne. Er gehört zu dieser Generation von vielseitigen Musiker*innen, die den Jazz, Free Jazz oder die Freie Improvisation in eine Richtung gepusht haben, wo das Nutzen von Elektronik so organisch klingt, dass man den Unterschied von »natürlich« und »unnatürlich« gar nicht mehr hinterfragt. »Time Being«, die LP-Version mit den zwei kürzeren Stücken »Strange Luminant« und »Exhale« ist dagegen nicht halb so lang und auch nicht halb so eindrucksvoll. Auf Basis von hellen Drones (»Strange Luminant«) und düsteren Drones (»Exhale«) ballert der Sound leider nicht so doll wie mit dem Schlagzeug auf der CD-Version, insgesamt wirken die Aufnahmen recht unspektakulär. Es sei daher das Abspielen der Silberscheibe bei Maximallautstärke empfohlen.

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