leadimage_preview.jpg
Hafler Trio

»The Name Of Someone«

Korm Plastics

Wenn Sie bisher die Re-Releases von Hafler Trio auf Korm ausgelassen haben: Das ist die vielleicht letzte und wahrscheinlich beste Möglichkeit, es nachzuholen. Mit dieser DCD, die »Brain Song« (1986), »Various Methods Of Attaining Immortality« (1995) und »Kuklos« (1988) umfasst, ist dieser Wiederveröffentlichungszyklus abgeschlossen. Das Cover kommt in gewohnter, ultra-aufwendiger Verpackung mit Transparentpapier und silberner Schrift daher, wie bei der Musik wird auch hier Metaebene um Metaebene aufgezogen.

Höchst unterschiedliches Audiomaterial erwartet die offenen Ohren, die Zeit Mitte der 1980er bis Mitte ’90er kann als die produktivste und in sich konziseste Schaffensperiode von Andrew McKanzie gelten. Einmal mehr macht H3Os »Logo«, die »unmögliche« Figur des Blivet, mehr als Sinn: Diese Musik ist voll von akustischen Täuschungen und Audiohalluzinationen, ein von Zerrfratzen bleckendes Spiegellabyrinth. Wie kein anderer kartografiert H3O verborgene Regionen der Psyche. Mal mit gruseligen Schabgeräuschen, mal mit runtergepitchten Stimmverzerrungen, mal mit Ambientflächen von der anderen Seite des Bewusstseins. Psychoakustik in Reinkultur. Dabei übersehen Viele die satirische oder zumindest zynische Perspektive McKanzies: Seine beinahe dadaistisch anmutenden Texte und die tief in der Musik verborgenen Indikatoren legen philosophische Visionen bloß, die trotz aller scheinbaren Misanthropie schlussendlich, wenn auch oft im schwerst karthatischen, so stets im dezidiert lustvollen Genießen verhaftet sind.

»The Name Of Someone« ist eine Art aktualisiertes Opus Magnum von einem der wichtigsten Soundkünstler. Selten war ein Blick in den Abgrund derart gleißend. Pflichtplatte, mit Rufzeichen.

favicon

Home / Rezensionen

Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
24.07.2013

Schlagwörter


Nach oben scrollen