Andi Dvorák © Veronika Eberhart
Andi Dvorák © Veronika Eberhart

Subkultur in der Corona-Krise #7

Nicht nur Venue-Betreiber*innen und Künstler*innen sind vom kulturellen Stillstand betroffen, auch die heimischen Labels spüren die Krise. Wir haben Andi Dvorák vom Wiener DIY-Label Fettkakao um eine Wortspende gebeten.

Nachdem wir uns bereits mit den Betreiber*innen des lokalen DIY-Labels Cut Surface zum Thema Corona-Krise unterhalten haben, setzen wir nun mit Andi Dvorák von Fettkakao die Interviewreihe fort. Gegründet 2005, hat das Wiener Label in den letzten fünfzehn Jahren einen bedeutenden Beitrag zur heimischen – und auch zur grenzübergreifenden – Underground-Szene geleistet, zuletzt u. a. mit Single-Releases von Iv/An, der ebenfalls schon im Salon skug zu Gast war. Aber lassen wir den Labelbetreiber einfach selbst zu Wort kommen.

skug: Wie geht’s dir in der Quarantäne? Was bedeuten die aktuellen Einschränkungen aufgrund von COVID-19 für dich als Privatperson?
Andi Dvorák: Danke, es geht. Ich vermisse an meiner täglichen Routine am meisten das Schwimmen, versuch’ es derzeit aber mit einem öden Trockentrainig als Alternative.

Der kulturelle Betrieb ist weitestgehend zum Erliegen gekommen. Welche Auswirkungen hat das für Fettkakao und deine Arbeit als Labelbetreiber?
Verständlicherweise geht alles schleppender voran als zuvor. Das nagt natürlich auch an meiner Motivation, Projekte in Angriff zu nehmen. Annahmestopps für Pakete in Ländern wie z. B. den USA erschweren auch das Mailorder-Geschäft, das für Fettkakao eine zentrale Rolle einnimmt. Umso schöner, dass Personen aus Wien und Europa in den letzten Wochen vermehrt bei mir bestellt haben.

Waren für 2020 Releases geplant und wenn ja, werden diese erscheinen? Beziehungsweise gibt es alternative Ideen für Promotion und Vertrieb?
Es sind Veröffentlichungen für 2020 geplant, ich kann sie nur noch nicht preisgeben. Im Sommer bzw. Herbst werden einige Tonträger erscheinen.

In diesem Zusammenhang bist du mitunter selbst als Veranstalter tätig. Mussten Events verschoben werden und wie sieht die Ersatzplanung aus?
Die Release-Show zur aktuellen Iv/An-7″ war für 14. März geplant, wurde dann aber aufgrund der akuten Situation auf unbestimmte Zeit verschoben. Nachdem Ivan Antunovic für ein Konzert aus Zagreb anreisen muss, wird es sicher noch einige Zeit dauern, bis wir wieder eines planen können.

Du bist ja auch selbst DJ und Musiker, z. B. bei Lime Crush. Inwieweit betreffen die Maßnahmen zur Einschränkung dich und deine Projekte?
Mit Lime Crush wollten wir neue Songs aufnehmen und wieder Konzerte spielen, aber dann sind auch die Proben flachgefallen. Ich bin optimistisch, dass wir alles nachholen können, ebenso wie unsere Tanz- und DJ-Abende.

Künstler*innen trifft der Stillstand des kulturellen Lebens besonders hart. Hast du Projekte, in denen du trotzdem künstlerisch tätig sein kannst?
Sowohl als bildender Künstler als auch mit dem Label scheint es für mich keine allzu ideale Zeit zu sein. Ich suche und brauche den Austausch mit anderen Menschen, um Gedanken ausformulieren zu können. Für meine künstlerische Praxis braucht es soziale Orte. Online-Konzerte und dergleichen stellen genau eine Antithese zu all dem dar.

Erhältst du finanzielle Unterstützung von staatlicher/institutioneller Seite? Welche Möglichkeiten gibt es, dich und das Label Fettkakao zu fördern?
Mein Label ist zu klein. Bei der LSG z. B. bekommt man zurzeit nur Unterstützung gemessen an einem Mindestmaß an jährlichen Ausschüttungen. Es ist frustrierend, weil hier genau ein strukturelles Problem zum Vorschein kommt: Sender wie FM4 weigern sich, bis auf wenige Ausnahmen, Songs, die wir veröffentlichen, in die Rotation aufzunehmen. Durch den damit verbundenen Entgang an Tantiemen fällt den Künstler*innen und mir eine fundamentale Förderung über Jahre weg. Zum Glück gibt es immer wieder Unterstützung von der SKE, welche die Umsetzung lokaler Projekte enorm erleichtert. Dafür bin ich sehr dankbar.

Prognosen sind derzeit noch schwierig, aber wie sieht deine Planung für den Herbst aus bzw. worauf freust du dich am meisten in der Zeit nach Corona?
Für Herbst ist eine 15-Jahre-Feier angedacht – wobei die Planung nicht so leicht zu sein scheint. Viele Künstler*innen versuchen genau zu dieser Zeit, Konzerte und Touren nachzuholen. Niemand weiß so recht, ob und wie das klappen wird.

Vielen Dank für das Interview und hoffentlich bis bald!

Links:
http://www.fettkakao.com/
https://fettkakao.bandcamp.com/

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