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Steve Bates

»All The Things That Happen«

Constellation Records

Allein wieder mal einen Tonträger des kanadische Labels Constellation Records zugeschickt zu bekommen, lässt das Herz höherschlagen. Steve Bates, der mit dem PostRockKollektiv Black Seas Ensemble arbeitete und in Duos mit den Godspeed You! Black Emperor Musiker*innen Sophie Trudeau und Timothy Herzog spielt,hat ein Debütalbum geschaffen, das nicht ganz Ambient sein will und absolute Hörfreude bereitet. Seine Sozialisation hat Einfluss auf die Musik, sowohl in gestalterischer Hinsicht als auch in der politischen Haltung. Besonders eindringlich ist dies in »September through September« zu hören, einer kurzen, HammondOrgel-getränkten Elegie auf den chilenischen Dichter, Musiker und Theaterregisseur Victor Jara. Der Ursprung des Tracks geht auf einen Aufenthalt in Valparaiso zurück und verweist nebenbei auf exilierte Salvadorianer und Südafrikaner in Winnipeg. Nicht nur Hardcore, sondern auch die Erzählungen politischer Taktiken gegen repressive totalitäre Regime hat Steve Bates während seiner Jugend aufgesogen. Und als ihm sein Vater ein Kurzwellenradio schenkte, war sein Weg zum Sound Artist schon ein klein wenig vorgezeichnet. Hauptsächliches Instrument ist ein Casio SK-1 Keyboard Sampler, neben Electronics, Effektgeräten und Kassettenrecorder. Track 2 heißt gar »These problems are multiplied by the difficulty I have in front of a tape recorder« und wird anfangs von einem eher nervig-repetitiven Interlude heimgesucht. Steve Bates kreiert Sounds, die vordergründig Ambient sind, jedoch werden Störgeräusche eingeflochten bzw. fließen auch leicht abstrahierte Melodiebögen ein. Stücke wie »Destroy The Palace«, das auch von Orgeltexturen durchzogen wird, sind von einer feierlichen Erhabenheit, die ganz und gar nicht nach Zerstörungswerk klingen will.Bis auf zwei Ausnahmen regieren in Summe warme, beinah zärtliche Soundscapes. Ein gelassener, ruhiger Flow macht sich breit. Steve Bates lädt ein, in seinem außergewöhnlichem Soundpanorama ein Klangbad zu nehmen.

Home / Rezensionen

Text
Alfred Pranzl

Veröffentlichung
02.11.2022

Schlagwörter

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