Klaus Albrecht Schröder bei der Pressekonferenz zur Albertina modern im Künstlerhaus © eSeL
Klaus Albrecht Schröder bei der Pressekonferenz zur Albertina modern im Künstlerhaus © eSeL

Spender! Sammler! Sponsoren!

Nun muss Kunststaatssekretärin Ulrike Lunacek den Hut nehmen und der verantwortliche Finanzminister kommt unbeschadet davon. In der Debatte meldeten sich hauptsächlich überbordende Kunstmachos zu Wort.

Vielleicht wird Werner Kogler in seiner spöttisch-schlauen und manchmal polternden Art es schaffen: die großartigen Angeber der Kunstszene in einen Rahmen setzen, sprich: stark ausbremsen. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder beschwerte sich im »Standard«, dass er bei Kogler nicht einmal einen Termin erhalten hätte. Das wäre ihm bisher noch nie passiert. Schröder forderte sage und schreibe 8 Millionen Euro für die Albertina. Obwohl er bisher immer enormen Umsatz machte, mit auf Tourist*innen ausgerichteten Blockbustern. Normalbürger*innen gingen wohl bei einem Eintritt von 16,90 Euro kaum mehr in ihre Wiener Albertina.

Machos unterstützen Machos
Der ehemalige Bundesminister für Kunst und Kultur, Josef Ostermayer, arrangierte die Übernahme des Künstlerhauses am Karlsplatz durch den Albertina-Direktor, der sich seitdem so verhält, als ob ihm der gesamte Bau persönlich gehören würde. Sogar der Baumilliardär Hans Peter Haselsteiner musste Schröder einbremsen. Es sei nicht ausgemacht, dass Schröder den Theaterbau, aus dem das Brut vertrieben wurde, noch zusätzlich zum Großteil des Haupthauses, den er eh schon hat, erhalten wird.

Auf der Versammlung der Künstlerhaus-Künstler*innen drohte Schröder unverhohlen, was in der Dokumentation »Das Künstlerhaus – Aufruhr/Umbruch« aufgezeichnet wurde: Die Künstler*innen sollten das ihnen jahrzehntelang gehörende Künstlerhaus verlassen und in das Nebengebäude umziehen. Er würde es sinngemäß nicht dulden, dass ihm jemand das Publikum abzieht. Eine Art Kampfansage. Die Künstler*innen entschieden sich trotz dieser Drohungen einstimmig, in ihrem Haupthaus zu bleiben.

Ulrike Lunacek bei der Pressekonferenz zur Biennale Venedig mit den Künstler*innen Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl © eSeL

Wortgewaltige Dinosaurier
Im Fernsehen konnte man beobachten, wie einige dieser alten Machos auf Ulrike Lunacek losgingen. Sie konnte ihnen in ihrer in Brüssel erlernten diplomatischen Art nichts entgegenhalten. Es bräuchte jemanden, der den Riesentankern die Stirn bietet und auf die ganzen »kleinen« Künstler*innen achtet, die von der Hand in den Mund leben, um sich ihre Kunst zu erhalten. Das werden Finanzminister Blümel und sein Freund Kurz bestimmt nicht machen. Die lieben sicher einen bestimmten Typus Mann, der Millionenumsätze und die entsprechenden Steuern dazu liefert. Spender! Sammler! Sponsoren!

Die freie Tanzszene wünscht sich das Haus am Karlsplatz und würde es bestimmt auf vielfältig spannende Art bespielen. Wo das Theater Brut nun hinkommt, ist noch immer nicht klar. Es ist echt an der Zeit, die öffentliche Kulturszene nicht diesen überbordenden Kulturlieferanten zu überlassen. Aber wahrscheinlich braucht es jemanden ähnlichen als Kunststaatssekretär*in, um die dominierenden Kunstangeber auf ein gutes Maß für alle Künstler*innen zurechtzuschrumpfen? Lunacek zeigte für diesen Zweck zu wenig Energie, Engagement und künstlerische Kreativität.

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