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Various Artists

New Deutsch

International Deejay Gigolo Records

Jetzt bekommen also auch die (deutschen) Electro-Clasher ihre unglaublich seltsam klingenden »Back From The Grave«-Sampler. War ja nach »Verschwende Deine Jugend« nicht anders zu erwarten und zu wünschen. Auch dass DJ Hell da mit seiner alten Plattenkiste ganz vorne mitmischt. Jetzt also Korg-MS 20-Punk zwischen „Warm Leatherette??? (Weltklang) und eigentümlichem »Jute statt Plastik«-Hippie-New Wave-Electro, bei dem zwar schon gekorgelt wird, was das Zeug hält, diese Sounds und Maschinen-Rhythmen aber weniger »Future« (oder sonische Sci-Fi) meinen als vielmehr eine kalte, unmenschliche, industrialisierte und rationalisierte Gegenwart. Siehe Neon mit »Neon« (»Grelle Farben, grelles Licht, nein Neon mag ich nicht, es tötet mich, es tötet dich«), Keine Ahnung mit »Plastik« (auch Scheiße) oder Eiskalte Engel mit »Kinder aus Asbest« (noch mehr Scheiße). Alles paradoxe Zeugnisse von Wünschen zurück zu einem anderen (natürlicheren?) Zustand (der Gesellschaft, der Umwelt) und somit auch diametral der No Future/»Zurück zum Beton«-Ideologie von Gitarrenbands wie Mittagspause, S.Y.P.H., Fehlfarben entgegengesetzt. Dagegen wirken Acts wie Gleitzeit mit »Ich komme aus der DDR« wie die dialektischen Vorläufer der Wir sind Helden. Die Bergung und Wiederveröffentlichung solcher Dokumente ist natürlich immens super. Nicht nur, weil dadurch ein noch differenzierteres Bild von Damals (eher wenig bis nahezu keine Kraftwerk-Erdungen) im Sinne massig verursachter Missverständnisse der produktiven Art möglich ist. Es stellt sich auch die Frage, warum dann später all diese ganzen Depeche Mode-Klone so eine Übermacht bekamen. Vielleicht deshalb, weil die üblichen Verdächtigen wie DAF (hier mit dem ultrarauhen und noch gitarrenverzerrten »Verschwende Deine Jugend«-Vorläufer »Tanz mit mir« vertreten), Grauzone (»Film 2«), Der Plan, Pyrolator oder No More (»Suicide Commando«) dann doch radikaler mit einem damaligen Gestern (also Woodstock und so) gebrochen hatten. Ganz zu Schweigen von der nun noch deutlicher und radikaler erscheinenden Sprengkraft der akustischen Gitarre bei FSKs 1980er Debüt-Slogan »Ja zur modernen Welt«. Das schreit jedenfalls alles nach Nachschlag und Aufarbeitung, aber bitte nach keinem blanken Revival.

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