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Ja, Panik

»Libertatia«

Staatsakt

Ja, Panik hatten’s mit Album Nummer fünf nicht gerade leicht: Spätestens mit »DMD KIU LIDT« waren die Exil-Österreicher zu so etwas wie den Blumfeld des neuen Jahrzehnts geworden. Der Diskursrock-Staffelstab war endlich weitergegeben, die Pop-Kritik beschwörte noch einmal die Kraft des politischen Popsongs. Der ganz große Impact blieb allerdings aus. Verlangen die anderen Zeiten etwa doch nach anderen Strategien als denen von 1994? Aber wer fragt das schon, wo es doch endlich einmal wieder eine junge Band gibt, die überhaupt eine politische Meinung jenseits vom Gerede über »diese kalte Welt« äußert. Die Erwartungen an die neue Platte waren also hoch gesteckt. Und die Band zwischendurch kurz vor der Auflösung. Zu dritt statt zu fünft machte man schließlich doch weiter und »Libertatia« trifft nun auch fast überall auf (vorhersehbare) Begeisterung. Musikalisch rudern Andreas Spechtl, Stefan Pabst und Sebastian Janata zwar zurück: Locker swingende Disco-Pop-Songs sind entstanden, tanzbar ja, bisweilen aber auch ein wenig langweilig dahinplätschernd. Thematisch geht’s allerdings wieder vorwärts: Nach den resignativen Einsichten des letzten Albums, den Selbstinfragestellungen und Selbstmord-Flirts, werden auf »Libertatia« nun wieder neue Möglichkeiten gefeiert. Ja, Panik beschließen, anarchistische Nicht-Orte (und Sun Ras »Outer Space«) hier und jetzt zu leben. Sie tanzen (mit Gruß an DAF) die Europäische Zentralbank. Sie beschwören Zusammenhalt und frischen alte Schlachtrufe auf – aus »All Cops Are Bastards« wird »All Cats Are Beautiful«. Vielleicht ist das Beste am Album aber auch, dass die Band im dazugehörigen Manifest von Klassenbewusstsein spricht. Man kann sich anstecken lassen von diesem gewitzt Haken schlagenden Optimismus. Nur: Der Impact wird wohl auch diesmal ausbleiben.

Innsbruck – Weekender
Ja Panic tourt vom 4.2 bis zum 13.2 & vom 20.4 bis zum 2.5. durch Deutschland, Österreich und die Schweiz .
» die gesamte Tour

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