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Kim Gordon

»No Home Record«

Matador Records/Beggars/Indigo

66 und kein bisschen leise. Kim Gordon, Ikone des Riot Grrrlism, bringt acht Jahre nach der Trennung von Thurston Moore mit »No Home Record« ihr erstes Soloalbum zur Welt. Sie ist nach Los Angeles zurückgekehrt und gleich zum Auftakt schildert Gordon in »Sketch Artist«, wie sie in L. A. an Obdachlosen vorbeifährt. Ein sehr traurig-traniges Cello-Sample wird darin sehr bald mit grummelnder Elektronik unterminiert, doch kehrt das Cello als melodischer Träger des Songs zurück. Danach geht es in »Air BnB« um die Selbstdarstellung von Vermieter*innen, die ihren Überbesitz zu Geld machen – mit funky No-Wave-Bass und Sonic-Youth-haften Gitarren, eine Referenz, die Kim Gordon eigentlich nicht braucht, und die auf »No Home Record« kein weiteres Mal auftaucht. Das Thema heimatlose Unbehaustheit macht Unbehagen und grandioserweise schlägt sich das auf die Hörer*innen nieder. Diese, so zur Aufmerksamkeit gezwungen, stellen fest, dass Kim Gordon ihr Spektrum von den ewigen Impulsgebern No Wave und Punk auf Rap und R&B, Elektronik und Jazz ausweitet. Etwa in »Paprika Pony«, wo sich verquere Gitarren mit einem in sich gekehrten, sich im Kreis drehenden Vibraphon-Spieluhr-Programming reibt. Großartige Infernos auch in den Folgesongs. »Donʼt Play It«, geschrieben und eingespielt mit Jake Messina Meginsky (Drums, Bass, Tapeloops), gerät spooky und lässt Stress spüren. Nervös scheppert die Drumbox in »Cookie Butter«, worin ein von Shawn Everett (Song-Co-Autor) programmiertes Drumloop fast wie ein Footwork-Sample klingt! Kim Gordon hat sich als Solo-Act neu erfunden, wobei sie nur für »Hungry Baby« in die Basssaiten greift und sonst hauptsächlich Gitarren- bzw. Drummachinesounds mit hoher Dringlichkeit versieht. Als Markenzeichen bleibt aber stets ihre wunderschön hektische, gehetzt klingende Ausnahmestimme. Während das Werk von Thurston Moore seit dem Ende von Sonic Youth gepflegte Langeweile verbreitet, klingen die Songs von Kim Gordon, auch dank der Produktion von Justin Raisen, der Bass bzw. Gitarre spielt sowie Programming und je einmal Orgel- und Synthsounds beisteuert, stets frisch und räudig. Selbst auf den leiseren Fade-out-Nummern »Earth Quake« und dem selbsterklärenden »Get Yr Life Back« knistert es vor Spannung!

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