mandell.jpg
Eleni Mandell

»I Can See The Future«

Yep Rock Records

»I knew in my heart it would not last forever, but forever is a long,
long time.« – Seit einer Dekade gilt Eleni Mandell als
Singer/Songwriter-Juwel und Geheimtipp der Independent-Musikwelt
Nordamerikas. Nicht unähnlich Tom Waits, dessen Kumpane Chuck E Weiss
anfangs ihr Mentor war, könnten Mandells Songs gut aus einer
Pre-Rock-Ära stammen. Mit »I Can See The Future« präsentiert die
Folk-Pop-Chanteuse aus Los Angeles bereits ihr achtes Album. Nachdem
der Vorgänger eine Art Bandprojekt war, fokussiert Mandell nun wieder
auf den zeitlosen Song.
»I want to fall in love again, I know where it will happen«, lautet
die erste Zeile des Openers »The Future«. Laut Mandell entspringe das
Album einer Zeit tiefer Trauer und Verzweiflung, schlussendlich sei
jedoch ein hoffnungsvolles Album mit »bittersweet« Songs daraus
geworden. Das fortwährende Spiel der zwei wiederkehrenden Figuren in
ihren Lyrics – der Vamp, der mit harten, coolen Typen unbändigen Spa&szlig
haben will und die Romantikerin, die eine lebenslange Beziehung sucht
– würde dann auch im Falle einer Verneinung des Einleitungssatzes
Sinn machen: »I want to fall in love again, but nowhere it will happen.«
Mit handwerklich fein ausgearbeiteten Stücken gelingt Mandell ein
überzeugendes, stimmiges Album. Lässt man sich darauf ein, ist es ein
Leichtes, mit Eleni im Cabrio durch die »Magic Summertime« von L. A. zu
brausen. »I always love the weather when it?s too hot to think.« Weiter
und weiter und weiter, mit jederzeit passenden, hippen
Easy-Listening-Songs, die das Album wie aus einem Guss klingen lassen.
Die für ihren verdrehten Humor und clevere, ökonomische Texte bekannte
Chanteuse fragt »Who You Gonna Dance With« und, man belie&szlig es ja doch
nicht nur beim Tanze, findet sich mit einem »Bun In The Oven«
wieder. Schlie&szliglich kann die leidige Beziehungskiste von vorne
beginnen, »Now Were Strangers«.
Als Produzent zeichnet Joe Chiccarelli (The Shins, The Strokes, White
Stripes) verantwortlich. Statt der Indie- und gemä&szligigten Jazz-Motive,
die diesmal in den Hintergrund treten, gibt es dezente Folk- und
verhaltene Country-Anklänge, letztere vor allem durch die
Pedal-Steel-Gitarre. Auf dem eingängigsten Stück des Albums, »Never
Have to Fall in Love Again«, singt Mandell im Duett mit Benji Hughes.
Ein toller Song, der wohl auch vom gro&szligen Willie Nelson hervorragend
interpretiert werden würde.

Insgesamt ist die Grundstimmung des angenehm flie&szligenden Albums eine
Art exotischer Lounge-Folk-Pop. Für den Background-Gesang wählte
Mandell ihre zwei Kolleginnen vom Trio The Living Sisters aus.
Bei Mandell ist vieles möglich: Mal ist sie »vampy« mal Romantikerin.
In der Vergangenheit schrieb sie sogar Songs für Filmmusik oder
Werbespots, wie z. B. das bekannte Bikini-Car-Wash-Video von Paris
Hilton (siehe YouTube). Privat ist Eleni im Moment glückliche Mutter
von eineinhalbjährigen Zwillingen, die sie nach einer anonymen
Samenspende gebar. Und zum neuen Albumtitel lie&szlig sie sich von einer
Tarot-Kartenleserin inspirieren.
Neben den von Chiccarelli mitgebrachten Joey Waronker (drums) und
String/Horn-Arrangeur Nathaniel Walcott (Bright Eyes) wird Mandell
wieder von vielen langjährigen Mitmusikern begleitet, die mit ihrem
einfühlsamen Spiel dazu beitragen, dass ein sehnlicher Wunsch
Mandells, der das ganze Album über präsent ist, in Erfüllung geht:
»We?re all together now … in the world of a song!« 

favicon
Nach oben scrollen