Dass »Gut Lack« Wilfrieds letztes Album werden würde, war abzusehen. Dass es ein sehr gutes Album geworden ist, macht den Tod von Wilfried noch schmerzlicher, wer weiß, was für ein Alterswerk dieses österreichische Popchamäleon noch abgeliefert hätte? Für »Gut Lack«, einem Wortspiel aus »good luck« und der österreichischen Redewendung »Des hod an Lack«, hat Wilfried auf die lärmende Rockgitarre weitgehend verzichtet und in engster Zusammenarbeit mit seinem Sohn Hanibal und dem Multiinstrumentalisten Carlos Barreto-Nespoli plus diverser Gäste im entschlackten Setting produziert. Es kommen einem unweigerlich der alte Johnny Cash und Leonard Cohen in den Sinn, denen man buchstäblich beim Sterben zuhören konnte, was für manche schon zu viel des akustischen Voyeurismus war. Bei Wilfried, diesem Kämpfer bis zum Letzten (»A bissl was«), war eine Art akustischer Leidensporno aber sowieso nicht zu erwarten. Vielmehr glänzt er mit Selbstironie plus Volksmusikfetzen in »Trottel« und grimmigem Schmäh beinahe nietzscheanisch über die ewige Wiederkehr des Gleichen (»So ein«).
Klar politisch Position bezieht der lebenslang gleichzeitig Außenseiter und Insider des Austropops gegen unreflektiertes, sogenanntes Wutbürgertum im tänzelnden »Mir reicht’s«. Tief in die Seele, oder besser in seine mentale Verfasstheit angesichts seiner fortschreitenden Krebserkrankung, lassen das wehmütig aber bestimmende »Heute Pause« und das schon fast ins Jenseits kippende »Was wird?« blicken. Wer bei diesen Stücken keine glasigen Augen bekommt, muss an seelischer Vergletscherung leiden. Gegen Ende des Albums haben die Musiker Wilfrieds Text »17 Grad« in eine originelle Art Coverversion von »Summertime« von den Kinks gegossen. Mit genau diesen Songs wurde »Gut Lack« ein Abschiedsalbum, wie es besser kaum hätte werden können. Es zeigt noch einmal die verschiedenen Seiten dieses großen Künstlers, der selbst am Abgrund stehend und schmerzgeplagt noch das Schöne und Gute, aber auch das Verabscheuungswürdige deutlich erkennen konnte. Danke, Wilfried.