Organic Pulse Ensemble
Organic Pulse Ensemble

»Zither Suite«

Ultraääni Records

Was ist Jazz? Mein innerer Joachim-Ernst Berendt ruft: »kollektive soziale Praxis der musikalischen Improvisation«, »gemeinsamer musikalischer Austausch und die Fähigkeit, sensibel aufeinander zu hören und spontan auf Impulse des Gegenübers zu reagieren«. Also ungefähr so. Auf jeden Fall irgendwas, das man zusammen macht. Nicht so Gustav Horneij. Ein Schwede, der in Göteborg vor sich hin musiziert und eine Art absurden Spiritual Jazz fabriziert. Das klingt jetzt arg negativ. Ich weiß ja gar nichts über den Gustav, vielleicht kann er nicht anders und überhaupt: jeder wie er oder sie mag! Trotzdem, seltsam. Weil, hört man sich die »Zither Suite« ohne Beipackzettel an, man kommt im Leben nicht drauf, dass es sich hierbei um die Bastelarbeit eines einzelnen handelt. Sanft und seelig schaukeln die Kompositionen vor sich hin, dass es Don Cherry eine Freude sein könnte, denn der Gedanke an dessen Organic Music Society drängt sich sofort auf, ebenso wie der an Alice Coltrane. Es ist wirklich verrückt, und die Frage liegt nahe, ob das ein Grund zur Freude ist oder ein Ärgernis darstellt, wenn man mit den Ohren derart an der Nase herumgeführt wird? Gut, im Prinzip gilt das für sämtliche mithilfe von moderner Studiotechnik hergestellte Musik – mitnichten höre ich auf einem fertiggestellten Album, was Musiker*innen tatsächlich gespielt haben oder spielen können. Trotzdem, nochmal: Jazz, der keiner ist? Was ist das? Ein Schlagzeug gibt sachte eine Richtung vor, ein Bass wandert drum herum, Flöten und andere Blasinstrumente schmeicheln sich in die Gehörgänge ein, hier und da orgelt es und so weiter – alles super, oder? Ich bin in der Beurteilung etwas ratlos. Vielleicht sollte ich das nicht so ernst nehmen, in jeder Hinsicht. Ist ja nur Musik, wir haben doch ganz andere Probleme. Aber wo kommen wir da hin? Fragen über Fragen. Ich breche hier mal ab und überlasse Gustav mit seinem Organic Pulse Ensemble zur weiteren Beurteilung der skug-Leserschaft. 

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