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Elainie Lillios, Foto: Aj Stegall
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Empreintes Digitales

Das französische Label Empreintes Digitales hat sich fast zur Gänze dem Aspekt der Werkschau verschrieben. In gediegenen Kartonboxen (die allerdings schnell knittern) werden zeitgenössische Komponisten mit meist starkem Hang zur Elektroakustik und musique Concrète vorgestellt. Stets mit ausführlichen englischen und französischen Liner-Notes und seit 2005 nur auf DVD, zwecks bestmöglichster Soundqualität.

So etwa die in Chicago geborene ELAINIE LILLIOS, die sich auf »Entre Espaces« gerne mit natürlichen Sounds spielt, dem Wind, dem Wasser, der menschlichen Stimme. Verfremdung und Originalklang stehen gleichberechtigt nebeneinander, werden oft genug zu wilden, durchaus mitrei&szligenden Soundfresken verwoben. Atemberaubendes Hörbeispiel etwa »Hastening Toward The Half Moon«, das den Titelinhalt tatsächlich ziemlich (Musique) concrète werden lässt. Auch »Threads« oder »Listening Beyond …« spielen ihre Klangpräsenz schamlos aus.

Witzig auch, dass Lillios ausnahmslos über die Grundmotive ihrer Stücke spricht, während der britische Komponist ADRIAN MOORE bei »Contrechamps« lieber die technischen Aspekte hervorhebt. Er schreibt etwa über Transpositionen, sonische Umfelder oder überlagerte Klangschichten, nur so zum Beispiel. Moores Stücke bewegen sich im Grenzland zwischen Akustik und Elektroakustik, sind dabei aber oft eher in der Nähe der Stille zu suchen. Dem Lehrstuhl an der University of Sheffield gemä&szlig geraten ihm diese ansonsten gro&szligartigen Soundinstallationen manchmal doch ein wenig zu akademisch.

Mit dem in Ottawa geborenen NICOLAS BERNIER und seinem Werk »Travaux Mécaniques« bewegen wir uns noch ein wenig mehr in Richtung Stille, allerdings eher gesinnungsmä&szligig. Seine Stücke verorten sich im gro&szligen Garten der Elektroakustik zwischen Post-Rock, Improvisation, Field Recordings, Ambient und entstehen meist als Installationen oder andere inszenierte Ereignisse. Gerne blitzen bei Bernier, der u. a. Gast bei der Ars Electronica war, ironische Elemente auf, die sich etwa in einem, sagen wir, eklektizistischem Umgang mit dem Konkreten manifestiert. »Writing Machine« ist hier der perfekte Einstimmungstrack, übrigens William S. Burroughs gewidmet.

Schlie&szliglich haben wir den im britischen Halifax geborenen PETE STOLLERY, ebenfalls ein Professor der Elektroakustik (in Aberdeen). Mit seiner Arbeit »Scènes« kehren wir zu einem etwas voluminöseren Kopfkino zurück. »Back To Square One« etwa verfremdet zwei Radiosendungen über ein Pferderennen und einen Leichtathletikwettbewerb, wobei das Stück die sich im Originalton ereignenden Intensitäten zunächst völlig abstrahiert, dann aber doch durchscheinen lässt. Auch hier steht die (akademische) Qualität völlig au&szliger Zweifel, aber wenn man bedenkt, dass auf Empreintes Digitales in den letzten zwei Jahren an die zwanzig einschlägige KomponistInnen per Werkschau vorgestellt wurden, stellt sich doch eine gewisse Hörermüdung ein, da kann ein Stück wie »scènes, rendez-vous« noch so gro&szligartig gelungen sein.

Man kann die vier vorgestellten CDs darum durchaus als stellvertretende Hörproben im Fach elektroakustische Komposition genie&szligen. Eine weitere Review gibt es übrigens hier. Und wer meint, das elektroakustische Kompositionsfach hätte sich mehr Innovationslorbeeren verdient, kann auch hier nachschlagen, was skug-Autor Wolfgang Fuchs vor zehn Jahren bereits zum Label Empreintes Digitales anmerkte.

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