Putumayo ist 15 und beschenkt uns mit »African Party« (Putumayo/Hoanzl), der Erlös kommt auch www.hopehiv.org zugute: Tanzbar-Afrikanisches aus den ersten Labeljahren steht hier neben Newcomern: Vom international bekannten Labelartist Oliver Mtukudzi (Zimbabwe) bis zu Mapumba (Kongo) und dem legendären Bonga (Angola). In dessen cross-atlantischem Richtung Brasilien weisenden Stück sind Marisa Monte und Carlinhos Brown dabei. Auch »Café Cubano« (Putumayo/Hoanzl) verrührt Nachwuchs und Routine überzeugend; der in Miami geborene Exilkubaner José Cónde eröffnet mit einer textlich neuen Version des Klassikers »Hasta Siempre Comandante« und kratzt am Denkmal Ché: »Ein Held für die einen, ein Krimineller für die anderen.« Ebenfalls kritisch in Richtung Castro-Regime hat sich der hier vertretende Rene Ferrer geäußert – ein gut mundender »Café Cubano«. LaBrassBanda begibt sich mit »Habediehre« (Trinkont/Hoanzl) einmal um die Welt: Von Mariachi bis Ska, Reggae und Balkan haben diese bayrischen Bläser alles inhaliert, was weltweit gut ist und in ihre tanzwütige energetische Musik integriert. Auch Señor Coconut bezieht sich mit »Around the World with Señor Coconut« (Essay Recordings/Universal) scheinbar auf diese Rubrik: Von Merengue bis Rumba und Mambo hat hier alles Platz – sogar die entspannte Cha Cha Cha-Version von Trios »Da Da Da« feat. Stephan Remmler. Baila! »The Definitive Collection« (Wrasse/Harmonia Mundi) zeigt Rachid Taha von seiner besten Seite: Pop verquickt mit Worldmusic-Einflüssen von Afrika bis Indien und Tahas Coverversion von »Rock The Casbah« (The Clash, 1982). Im Film auf der Bonus-CD ist Taha auf Spurensuche und Tour in seinem Heimatland Algerien. Rupa & The April Fishes schaffen mit »Extraordinary Rendition« (Cumbancha/Hoanzl) eine der überraschendsten Veröffentlichungen der letzten Zeit: Die Sängerin Rupa ist eine US-Inderin und in der San Francisco Bay Aera zuhause, ihr weltumspannendes Konglomerat aus Gypsy, Swing und Latino-Sound ist Weltmusik im besten Sinn – in englischer, französischer oder spanischer Sprache. Umalali ist mit »The Garifuna Women\’s Project« (Cumbancha/Hoanzl) der Musik der Afro-AmerikanerInnen an der Karibikküste Mittelamerikas verpflichtet: Die Tradition wird hier trotz der Überführung in einen aktuellen Kontext gewahrt – ein raues und dennoch durch Präzision beeindruckendes Dokument, das insbesondere Frauen als Kulturträgerinnen zeigt. Zum Entspannen sei der oft sphärische, japanophil angehauchte Soundtrack zu »Kirschblüten« (Edel) empfohlen, der tolle Musik von Pizzicato Five bis Ryuchi Sakamoto bietet.

Home / Musik / Review Collection
Text
Jürgen Plank
Veröffentlichung
05.10.2008
Schlagwörter
15.60.75
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