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LCD Soundsystem

»American Dream«

DFA

»Oh Baby«, oh wie wehmütig, einlullend schön brummend und melodieselig, ein bisschen suicidesk im Klang, zum Dahinschmelzen. Eine Ode an sein eigenes Kleinkind oder doch ein Love Song? Egal. Trotzdem bleibt James Murphy, der auf Bowies letztem Album Percussion spielte und von diesem aufgemuntert wurde, das 2011 eingestellte LCD Soundsystem wieder in Gang zu setzen, ein Hipster. Roland- und EMS-Synths sowie Moog-Orgel bedient James Murphy in diesem warmen, einprägsamem Opener, nur Matt Shaw assistiert am Yamaha CS-60. Ein Suicide-ähnliches Elektronikriff macht sich anfangs auch auf Track Nr. 2 bemerkbar, wenngleich in »Other Voices« das Postpunk-Erbe mit flottem Bass und schneidiger Gitarre, ebenfalls von James Murphy selbst gespielt, durchschlägt. Generell schimmert Harmonischeres durch, was vermutlich auf die vermehrte Einbindung von Hot-Chip-Mitglied Al Doyle an Tasteninstrumenten und Gitarre zurückzuführen ist. Außerdem ist Doyle am Songwriting hauptbeteiligt. Dieses bewältigt Murphy in seinen Lyrics ziemlich selbstreflexiv, es geht um das Ringen mit der eigenen Existenz. Die Bewältigung von Sucht, Liebe, Verlust, eine Art Verlorenheit und Leere. Ja, das Leben ist endlich, dämmert es ihm in »Tonite«. Spätestens mit »American Dream« beginnt das Alterswerk von LCD Soundsystem. Im Grunde sind die meisten Songs mittelprächtig. Statt an den discoiden Glamour anzuknüpfen, klingt manches wie ein Bastard aus Wave und Krautrock zwischen Eno und David-Byrne-Kollaborationen. Deshalb sind ausgerechnet die kontemplativen Songs die besten, weil ergreifendsten. Auch der letzte Track: »Black Screen« ist eine rührende Fade-out-Elegie, feat. Murphy an Synths und Sequencern sowie Doyle am Klavier. 11 Minuten und 50 Sekunden Kurzweil, mit Piano-Nachhall.

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