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Alexei Borisov, the Unstoppable Music Machine

Dreimal Alexei Borisov, dreimal höchst unterschiedliches Material: »Multiviza« (Laton) ist Leben im Transit, ist eine Compilation von Live-Takes 2003–05, die den russischen Industrial-Veteran um die halbe Welt brachten. Dabei sind so charmante Festivals wie das Stralsunder »Garage«, »Le Placard« in Montreal und Kiewer »Ru.Noise« dabei. Weitere Stationen: das »Budu Art« in Tomsk oder die Berliner »Transmediale«. Er gibt dabei tiefe Einblicke in seine recht persönlich gehaltene Soundart frei, es rauscht, kracht und pfeift allenthalben. Borisov setzt sich mit wild aufeinander gestapelten Feedback-Flächen auseinander, die sich um den für ihn typischen, gesampleten oder live vorgetragenen, lautmalerischen Sprechgesang organisieren. Wahrscheinlich nicht ganz unabsichtlich stammt der harsheste Track vom »Sónar« in Barcelona. »Multiviza« ist eine gut gemachte Zusammenstellung ins Live-Universum des Alexei Borisov. Während die Laton-CD als eine Art roher Monolith daher kommt, geht es beim Projekt mit Langzeit-Kollegen Anton Nikkilä wieder mal in Cut-Up-Feldforschungen zwischen Low Tech, russischem Industrial, kaputtem Jazz und sonischem Junk. Die bereits auf dem Vorgängeralbum »Typical Human Beings« (2004) vorgelegten Themen werden auf »Where Are They Now« — beide auf ihrem eigenen Label N & B Research Digest erschienen — verfeinert, Soundcluster aus lecken Maschinen treffen auf Noise, im Raum verlaufende, fremdartige, Muzakhafte Rhythmuslinien kollidieren mit wild gewordenem Improv-Gefrickel. Dazu gibt’s Geschichtsunterricht aka Erinnerungen Borisovs an das Russland der 1970er Jahre in seinen fast surrealistisch zu bezeichnenden, rezitativen Gedichten. Nett, dass diese Texte auf Englisch im Booklet abgedruckt sind. Wie seinen Vorgänger kann man »Where Are They Now« als Konzeptscheibe sehen, die eine ganz eigene Soundsprache entwickelt, wo mittels Splicing verschiedener Vergangenheitsstränge die Zukunft durchscheint. Auf »Pomol« (Lumberton Trading Comp.) ist Ähnliches zu beobachten: Volga (Angela Manukian, Alexei Borisov, Roman Lebedev, Uri Balashov), geschätzt wegen eines höchst undogmatischen Ansatzes an aktuelle elektronische Ambient- und Clubmusik und besonders wegen der Ausnahmesängerin Manukian, bleiben auf ihrem siebten Album der Grundlinie aus traditionellem russischem Folk-/Schamanengesang und energischen Tanzbeats treu. Mystisch, verträumt, energetisch, die Lieder von Volga sind voll des romantischen Pathos und bringen Volksweisen aus dem 19. Jahrhundert gekonnt in die heutigen Wohnzimmer. Wieder mal 13 Tracks, die slawische Psychedelia jenseits verbrämten Vergeistigungsquatschs zu echter World Music erheben. Soundmantras aus den Tiefen Russlands, herübergeweht durch ein seltsames Zeitfenster, Popmusik von zeitloser Schönheit und zwingender Tanzbarkeit. Wem’s bei »Tausen« nicht in Hirn und Beinen zuckt, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Pflichtscheibe.

Dreimal Alexei Borisov, dreimal höchst unterschiedliches Material: »Multiviza« (Laton) ist Leben im Transit, ist eine Compilation von Live-Takes 2003–05, die den russischen Industrial-Veteran um die halbe Welt brachten. Dabei sind so charmante Festivals wie das Stralsunder »Garage«, »Le Placard« in Montreal und Kiewer »Ru.Noise« dabei. Weitere Stationen: das »Budu Art« in Tomsk oder die Berliner »Transmediale«. Er gibt dabei tiefe Einblicke in seine recht persönlich gehaltene Soundart frei, es rauscht, kracht und pfeift allenthalben. Borisov setzt sich mit wild aufeinander gestapelten Feedback-Flächen auseinander, die sich um den für ihn typischen, gesampleten oder live vorgetragenen, lautmalerischen Sprechgesang organisieren. Wahrscheinlich nicht ganz unabsichtlich stammt der harsheste Track vom »Sónar« in Barcelona. »Multiviza« ist eine gut gemachte Zusammenstellung ins Live-Universum des Alexei Borisov.

Während die Laton-CD als eine Art roher Monolith daher kommt, geht es beim Projekt mit Langzeit-Kollegen Anton Nikkilä wieder mal in Cut-Up-Feldforschungen zwischen Low Tech, russischem Industrial, kaputtem Jazz und sonischem Junk. Die bereits auf dem Vorgängeralbum »Typical Human Beings« (2004) vorgelegten Themen werden auf »Where Are They Now« — beide auf ihrem eigenen Label N & B Research Digest erschienen — verfeinert, Soundcluster aus lecken Maschinen treffen auf Noise, im Raum verlaufende, fremdartige, Muzakhafte Rhythmuslinien kollidieren mit wild gewordenem Improv-Gefrickel. Dazu gibt’s Geschichtsunterricht aka Erinnerungen Borisovs an das Russland der 1970er Jahre in seinen fast surrealistisch zu bezeichnenden, rezitativen Gedichten. Nett, dass diese Texte auf Englisch im Booklet abgedruckt sind. Wie seinen Vorgänger kann man »Where Are They Now« als Konzeptscheibe sehen, die eine ganz eigene Soundsprache entwickelt, wo mittels Splicing verschiedener Vergangenheitsstränge die Zukunft durchscheint.

Auf »Pomol« (Lumberton Trading Comp.) ist Ähnliches zu beobachten: Volga (Angela Manukian, Alexei Borisov, Roman Lebedev, Uri Balashov), geschätzt wegen eines höchst undogmatischen Ansatzes an aktuelle elektronische Ambient- und Clubmusik und besonders wegen der Ausnahmesängerin Manukian, bleiben auf ihrem siebten Album der Grundlinie aus traditionellem russischem Folk-/Schamanengesang und energischen Tanzbeats treu. Mystisch, verträumt, energetisch, die Lieder von Volga sind voll des romantischen Pathos und bringen Volksweisen aus dem 19. Jahrhundert gekonnt in die heutigen Wohnzimmer. Wieder mal 13 Tracks, die slawische Psychedelia jenseits verbrämten Vergeistigungsquatschs zu echter World Music erheben. Soundmantras aus den Tiefen Russlands, herübergeweht durch ein seltsames Zeitfenster, Popmusik von zeitloser Schönheit und zwingender Tanzbarkeit. Wem’s bei »Tausen« nicht in Hirn und Beinen zuckt, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Pflichtscheibe.

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