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Crónica – elektronischer Fado aus Porto

?? wenn man so will. Das portugiesische Label feiert die fünfzigste Veröffentlichung mit einer Compilation von gro&szliger Bandbreite. Von sperrig bis Ambient. Denkwürdig ist bereits der Auftakt von »Crónica L«. Mit venezianischen Stadtsounds von Enrico Coniglio die sich mit warmen Orgelklängen Janek Schäfers vermählen. Natürlich geht es auch strenger, etwa wenn Gilles Aubry + Paulo Raposo Formen dehnen oder Marc Behrens und Cem Güney im Virtual Space »Mouth To Mouse« erarbeiten. @ C und Gintas K setzen mit einer moderaten E-Gitarren-Verfremdung Gefühle frei und die Beiträge zweier weiterer Granden seien weiter unten eingeflochten. Zeit noch, sich dem formidablen Schlusspunkt zu widmen. The Beautiful Schizophrenic haben mich schon einmal zu einem Review für eine skug-Printausgabe hingerissen und setzen feierlich-wehmütige Emotionen frei. Vielleicht ist es die nostalgische Sehnsucht nach Verlorenem, die sich im Transfer ins Hier und Heute wie eine Abstraktion des Fado anhört. ?? Dieses Konzept der Saudade ist ja in Portugal und Galizien allgegenwärtig und mutiert selbst bei DURAN VAZQUEZ zu anregenden Hörerlebnissen. Dessen »Home, Sweet Home« (Crónica 45 beginnt mit einer elektroakustischen Montage, die cinematographisch die Sounds der spanisch-galizischen Atlantikstadt Vigo spiegelt. 15 sehr spannende Minuten, in denen es mitunter sehr geschäftig zuzugehen scheint und im Finale der Klang von Kirchenglocken ins stete Grundrauschen eingewoben wird. »Building« featured dann u. a. einen Presslufthammer wie überhaupt ein stetes Brummen die CD durchweht. Teils klingt das wie eine Maschinenfabrik on dope! Oder nach Schule mit hochaktiven Kids. Tatsächlich hat Vazques das Quasseln von Schülern über Karnevalaktivitäten in »Alarm, Anxiety, Eagerness« verpackt, wo Sirenen für die sozialen Spannungen zwischen ihnen stehen mögen. Grandios auch die abschlie&szligenden Tracks, in denen die Klänge des Andockens von Booten sowie der Gesang der Möwen auf Cíes Islands, drei vor Vigo im Atlantik liegenden Inseln, die Protagonisten sind. ?? MATHIAS DELPLANQUE hat Field Recordings in französischen Bahnhofstationen, in Hafengegenden, auf Park- und Ladeplätzen getätigt und schleust diese Klänge durch Raum und Zeit. Dabei mutieren sie zu dicht gewobenen, wunderschönen Ambient-Teppichen. »Passeports« (Crónica 48) hinterfragt somit die Relationen zwischen Space und Musik und kommt schwermütig hernieder. Sehr hübsch auch das mit Harmoniumklängen & Stimmen aus New Delhi verquickte »Passeport 3 (Dieppe)«. Die Sounds kommen aus einem Call Center, wo dem globalisierten Datenverkehr wohltönende Facetten abgewonnen werden. ?? In politisch unruhigen Gewässern schlingert RAN SLAVIN, der bereits auf dem 50er-Sampler mit Vitor Joaquim eindringlich orientalische »Stimmen über Wasser« serviert. Auf »The Mediterranian Drift« (Crónica 49) scheint ob gemächlich geloopter (Gitarren-)Texturen zunächst keine Spur davon zu sein. Doch in dieser Slow Motion schwärt eine Wunde, die Ruhe vor dem Sturm. Die Paraphrase auf die politischen Missverhältnisse im Nahen Osten ist bittersü&szlig, wobei in der zweiten Hälfte das Bittere in Form von bedrohlicheren Soundscapes überhand nimmt. Nach dem Sturm die Malaise: Das eindrucksvolle Cover zeigt Claude-Joseph Vernets »The Shipwreck«.

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