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Emanuele Errante

»Time Elapsing Handheld« »The North Green Down« »The Hearts Of Empty«

Karoke Kalk

Schläfrige, bisweilen an Dämmerungszustände heranreichende Soundscapes sind das Um und Auf auf dem dritten Album des italienischen Sound-Künstlers. Beeindruckend ist, wie analoge Sounds von Piano, Orgel, Gitarre oder Harp mit prächtigen, teils nahezu majestätischen String- u. a. Sample-?berlagerungen (vermeine in »Inner« Góreckis »Symphonie der Klagelieder« zu hören) und digitalen Effekten ineinanderflie&szligen. Dies geschieht scheinbar so nebenbei, also mäandern schlaftrunkene Texturen in den sieben Kompositionen, die irgendwie auch unter Ambient subsumiert werden können. Und weil’s gar so schön klingt: Die Zeit verstreicht dadurch viel zu schnell in kurzweiligen 44 Minuten. Dass Errante ein Meister des subtilen Mehrwertes ist, zeigte schon seine Teilnahme am Dakota-Suite-Remix-Projekt. Von einem seiner Fans, Dakota-Mastermind Chris Hooson, wurde Errante erneut für eine Kollaboration eingeladen, diesmal, um einen menschlichen Verlust zu bewältigen. Hooson, dessen Schwägerin Hannah an Krebs verstorben ist, leistet mit »The North Green Down« 79 Minuten lang Trauerarbeit. Nicht in Form von Trübsal, sondern mittels hymnisch-wehmütiger Stücke, mit denen diese selbstlose, schöne Frau in Erinnerung behalten wird. Die sachte angelegten Stücke haben gedanklich ihren Ursprung in Southwold, das in Suffolk am Ozean liegt. Dieses Rückzugsgebiet für einen allerletzten Spaziergang ist irgendwie in die berührende Musik geflossen und kann auch als Hommage an die landschaftlich überwältigende, grüne Niederung mitempfunden werden. So betten sich auf dem dunkel-warmen Cello David Darlings sanfte Geigen, und lässt sich das Piano Zeit, lange auszuhallen. Sachte elektronische Einsprengsel umspülen die klassisch-ambientösen Instrumentals und die gemeinsame Klammer wird offenbar: wenngleich nicht mit Layerings gespickt, entwickelt auch »The North Green Down« einen cinematografischen Sog, eine explizite Konstante in Errantes Oeuvre. Hingegen bricht Dakota Suite die ins neoklassische lappende Konstanz auf dem zehnten Album. »The Hearts Of Empty«, aufgenommen mit Beserlschlagzeug, Kontrabass und Piano setzt auch auf Reduktion, klingt aber keineswegs wie ein klassisches Jazz-Trio. Mit fortwährender Dauer schleichen sich hin und wieder Synths und gelooptes Beiwerk ein und wiederum wird eine ganz spezielle Stimmung erzeugt. Tönt gut abgehangen und ein klein wenig ausgeschlafener als Errantes Album. 

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