Brandlmayr, Dafeldecker, Fennesz: »Till the old world’s blown up and a new one is created«
M=Minimal/Mosz
Sie schon wieder, Dafeldecker? Im Ernst? Kommen Sie sofort nach vor an den Katheder und erzählen Sie! Was ist ihnen denn da eingefallen? Der dritte Tonträger binnen zwei Jahren, der mir auf den Rezensentenschreibtisch wandert? Geht’s noch? Das letzte Stück (»Der Kreis des Gegenstandes«/Monotype Rec.) war ganz schön schroffer Stoff, Dafeldecker! Ich habe sie damals schon gewarnt! Aber gut, Musiker, unbelehrbar! Und erst diese Elektroavantgardisten, tsss! Da wir schon davon reden. Brandlmayr! Brandlmayyyr! Nach vor an den Katheder! Habe ich nicht erst vor ein paar Monaten »El infierno musical« (Mikroton) über den grünen Klee gelobt? Diese wunderbare Kollaboration mit Christoph Kurzmann? Reicht das denn nicht? Unersättlich nach Lob, wie? Und wer steht da noch hinten? Fennesz, Christian Fennesz? Muss man diesen »Jimi Hendrix der Elektroavantgarde« überhaupt noch vorstellen? Ihr drei also habt euch zusammengetan? Um was zu machen? Einen elektroakustischen Gottesdienst, der so gar nichts Stutenbissiges, Röhrendes, Dissonantes, Schepperndes, Elektrokrachendes hat? Eine gut halbstündige Meditation zwischen Noise und Nothing, zwischen Anstieg und Verdichtung? Ein tonales Blütengestöber im weißen Acker der Diffusion? Ein Soundgedicht, das sich vor dem Hörer öffnet wie die Wolkendecke nach einem Gewitter? Ein elektroakustischer Wolkenzauber also, ein »Meisterwerk«, wie die Pressemitteilung des Labels nicht müde wird zu schimpfen? Hm. Hmmm. Also gut, dann, okay, dann setzt Euch halt wieder. Muss ich Euch halt ein Sehr gut ins Klassenheft schreiben. Aber nur deswegen, hört Ihr, nur deswegen, weil mir »Till the old world’s ??« wirklich wahnsinnig gut gefallen hat. Keine Ahnung, was ihr da ganz genau angestellt habt, aber das Resultat ist großartig.