»Vorsicht! Elektroakustik bzw. Field-Recordings bzw. Sound-Installationen« schicke ich als Warnung voraus, um keine falschen Vorstellungen aufgrund der Lobhudelei aufkommen zu lassen, die gleich folgen wird. »Resorts & Ruins« vereint drei Soundinstallationen des griechischen Komponisten Yannis Kyriakides. Das in drei Teile aufgeteilte »Covertures« wurde etwa bei der Biennale 2011 aufgeführt, »The One Hundred Words« beim Présence Electronique Festival in Paris. Kernstück der CD ist aber »Varosha (Disco Debris)«. Varosha ist der Name eines Vororts von Famagusta im Norden Zyperns, eine sonnig-sandige Bucht mit zahlreichen Hotels und azurblauem Meer. Zumindest war das vor 1974 so. Dann kam die türkische Invasion und seither ist Varosha Militärgebiet und dadurch im Laufe der Jahre zu einer verfallenen Geisterstadt geworden. »Varosha (Disco Debris)« führt die geneigte HörerIn tatsächlich bzw. buchstäblich mit verbundenen Augen durch verlassene Straßen. Besiedelt ist Varosha aber mit den Geistern der Vergangenheit, die sich in Form von Sirenen, angestaubter türkischer Popmusik, zypriotischen Folksongs und Narrationen entäußern. Dass sich Kyriakides nicht in die Abstraktion flüchtet, sondern immer wieder das Konkrete feierte, es als patinaverzerrten Kommentar auf das Vergangene restrukturiert (Tatsächlich verknüpft Kyriakides frühkindliche Erinnerungen mit dem Ort), macht »Resorts & Ruins« zu einer herrlich ertragreichen Angelegenheit. »So wird das gemacht«, möchte man beinahe ausrufen, so liebevoll und verspielt und doch auch ein wenig hinterlistig. So wie die der CD beigelegten Reprints historischer Postkarten von Künstlerin Isabelle Vigier. Auch hier lebt das Image der Vergangenheit in konservierter Menschenleere weiter. Das ist als kritischer Kommentar womöglich etwas unterkomplex, als Soundüberschreibung hingegen ist es äußerst gelungen.

