Die Infrastruktur in Portland fungiert als Basis für eine lokale Community mit zahlreichen internationalen Anbindungen; etwa zum philippinischen Kollektiv SEEKERS INTERNATIONAL, deren aktuelles Album »Her.Imperial.Majesty« (Boomarm Nation LP) sich klanglich zwar an Dub (mit leisen Rave-Anklängen) orientiert, strukturell wird allerdings geschreddert, gecuttet und gedubt, sodass die Seekers am Ende doch eher zwischen Breakbeat-Science und Mark Fell landen. Bereits im letzten Jahr ist »Raï Dubs« von EL MAHDY JR. (Boomarm Nation 10″) in Zusammenarbeit mit Gulls, XJ und Alter Echo entstanden, die gemeinsam algerische Raï-Hits bearbeitet haben. In klassischen Dub-Gefielden bewegen sich Bristol’s Urgestein RSD (Rob Smith) mit »World Hungry / Dub Pride« (ZamZam Sounds 7″) und auch der dänische Musiker HIERONYMUS mit seinem Album »Space Coast« (PDXinDubTing! C60). Als Kontrast zu all dem, aber trotzdem aus der selben Ecke, bietet sich etwa der Sampler »Synths From The Sahara« (Sahel Sounds, C60) an.
Auf der anderen Seite des Atlantiks arbeitet sich die Achse Bristol-Berlin gerade an einem stoisch-hypnotischen Sound ab, der sich hörbar auf den Londoner »Forward« Sound von 2005 bezieht. Während es ORSON & SKRATCH auf »Nucleus« (Version 12″) mit einer Mischung aus 4/4-Grime (der einst auf Labels wie Locked On oder Zodiac Signs zuhause war) und dem Minimalismus früher Dubstep-Releases (etwa auf Tectonic oder Deep Medi) recht klassisch angehen, bäckt die Bristol-Community rund um Livity Sound derzeit verspultere Brötchen – etwa PEV & HODGE mit »21 Versions« (Livity Sound 12″) oder auch BATU mit »Numen / Cazz« (Hotline 12″). Dabei vermischt sich britische Dance-Tradition mit klassischen Roland-Drum-Sounds und wird mit viel Distortion und Hall zu einer neuen Form von Subbass-Chicago verklebt.
Dagegen bleibt die Lissaboner Kuduro-Fraktion mit der Sampler-Reihe »Cargaa Vol.1« und »Cargaa Vol.2« (Warp 12″) doch ein wenig hinter den hohen Erwartungen zurück. Zwar findet sich auf dem zweiten Teil sogar ein feiner Track von DJ Firmeza, einem der Mitbegründer der portu- giesischen Kuduro-Szene, doch mir wäre es meist lieber, die Tracks würden weniger nach London schielen als nach Luanda. Vom rohen und kompromisslosen Minimalismus des angolanischem Kuduro (beispielsweise Os Lambas’ »Comboio«) sind die Jungs nämlich mittlerweile ebenso weit entfernt wie vom charmanten Pop-Appeal des pan-afrikanischen Kuduro-Hits »Windeck« von Cabo Snoop (Mental Groove).