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Volga

New Recordings

N&B Research Digest

Für das heurige Jahr ist das Moskauer Projekt Volga ist eine der erfolgversprechendesten Verbindungen von den beiden Enden der raumzeitlichen Koordinatenachsen. Die 1999 ins Leben gerufene Band Volga verbindet aktuelle Elektronik mit dem russischen Äquivalent des Madrigalengesangs und traditionellen Volksweisen aus dem 12. bis 19. Jahrhundert. Nach der VÖ auf dem russischen Label Exotica ist »New Recordings« die zweite Einspielung von Angela Manukjan (Voc.), Alexei Borisov und Roman Lebedev (Electronics) und Uri Balashov (selbstgemachte Instrumente). Mit den Soundexperten Borisov (aka F.R.U.I.T.S.) und Balashov, dem Techniker Lebedev (der u.a. russische Synths für Benzo vor dem Vergessenwerden rettet), der grandiosen Stimme von Manukjan und ab und an unterstützt durch die Videoarbeiten von Roman Anikushin wird aus Volga eine wunderschön leidende, höchst sensibel agierende Techno-Formation mit Spielwitz und jeder Menge diskursiver Geheimtüren. Ambientöse Soundwälle, Feedback aus den hinteren Winkeln des Hirns treffen auf gestauchte D’n’B-Patterns, zu denen sich die Stimme und vor allem die Geschichten, die sie erzählt, dazupassen, als wären sie nie getrennt gewesen. Sounds und Stimme drehen sich im schamanistischen Mantra ineinander, bohren sich auf die andere Seite des Bewusstseins durch. Dazu muss man nicht Russisch verstehen können: Der hohe Wert dieser Platte liegt u.a. darin, wie sehr es die Musiker schaffen, die verschiedenen Emotionslevels zu einheitlichen Sequenzen – zu Tracks – zusammenzumontieren und damit auf ein neues Stadium zu heben. Die CD schlechthin für kalte Monate, für Fernweh, für… Eine definitive Empfehlung.

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Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
13.06.2003

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