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Zeitkratzer

»Neue Volksmusik«

Zeitkratzer Records

Darf ich bitte kurz mal Recht haben wollen? Danke. Volksmusik ist also das Thema. Dieser gehe es nicht um »Konservierung« und »Erhaltung«, nein, sie »ist, was sie ist«, »weil sie sich ständig verändert«. Legitim sei darum die »anarchisch-musikethnologische« Ûberschreibung, die mitunter sogar fremdländisch klingende »Volksmusik-Bastards« erzeugt oder gar bis zum satirischen Klamauk geht, denn da »Referenz und Herkunft« stets hörbar wären, sei gerade das Volksmusik. Sagt zumindest die Presseaussendung. Hat sie damit wirklich Recht? Volksmusik erneuert sich zwar tatsächlich beständig, aber meist tut sie das doch auf evolutionäre Weise, nicht durch intellektuelle Schocktherapien. Die machen zwar durchaus Spaß, gerade auf dieser CD, aber warum braucht es die Argumentation, das hier sei noch »Volksmusik«? Egal ob gewitzte Kuhglocken-Perkussion oder heimtückischer Muezzinjodler – die vom grandiosen Zeitkratzer-Ensemble produzierte Musik zeichnet sich jedenfallsnicht durch »Volksnähe« aus, vielmehr durch eine intellektuell-künstlerische Distanz, die »Referenz und Herkunft« zwar hörbar lässt, aber dennoch in ihr Gegenteil verkehrt. Natürlich ist gerade der Begriff »Volksnähe« äußerst schwierig zu definieren, und heikel überdies, inkludiert er doch, dass ein künstlerischer, intellektueller Zugang zur (Volks-)Musik das genaue Gegenteil ist: volksfern, volksfremd, ja, regelrecht entartet. Holla! Schon sind wir beim Faschistischen im Heimeligen und der viel spannenderen Frage, ob die alpenländische Schubumkehr dieser »Neuen Volksmusik« nicht eben deswegen umso notwendiger ist. Auch wenn sie gerade dann das Attribut »Volksmusik« nicht verdient. Andererseits … gerade »dem Volk« sind diese Ûberlegungen vermutlich herzlich wurscht. Mein Fazit darum: ein großartiges Stück Nolksmusik!

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