»Medea« versteht sich als »Melodram für acht Instrumente« bzw. als eine Art Kammeroper ohne Gesang. Es gibt auch keine Narration oder vorgegebene Geschichte, vielmehr war Pasolinis Verfilmung der griechischen Tragödie der Ausgangspunkt. Laut Komponist war sogar Maria Callas selbst der Ausgangspunkt, die diese Rolle »so tragisch spielte, dass sie nicht einmal sang«. Ha! Guter Witz! Meine Erinnerung an Pasolinis »Medea« ist allerdings bescheiden. Ich sah den Film vor Jahren in einer grottenschlechten Kopie, die Bilder waren fleckig, der Schnitt aufgrund der verstümmelten Kopie fast schon dadaistisch. Dennoch blieb mir die Callas als expressive Ikone des Films unvergesslich. (Ehrlich, ich hatte fast schon Angst vor der Frau.) Die »Medea« von Calliope Tsoupaki, einer niederländischen Komponistin mit griechischen Wurzeln, klingt jedoch eher verhalten und konzentriert, keinesfalls expressionistisch. »Medea« wurde speziell für das niederländische Ensemble MEA komponiert bzw. komprovisiert. Ob die einzelnen Themen bzw. Instrumentenstimmen, die wie bei einer Filmmusik wiederkehrenden, zugleich variierenden Charakter haben, dabei tatsächlich eine visuelle und assoziative Wirkung auf die Hörerin haben, sei dahingestellt. Als dezent stacheliges Kammerkonzert, das aufgrund seiner paraminimalistischen Konzeption einen fast schon hypnotischen Sog erzeugt, funktioniert »Medea« allerdings blendend. Eigentlich eine großartige CD.
Calliope Tsoupaki
»Medea«
Unsounds
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