Der Sohn des wahrscheinlich bekanntesten russischen Komponisten elektronischer und elektroakustischer Musik Edward Artemiev hatte zusammen mit Langzeitkollegen Vladimir Krupnitsky sein eigenes Label in Moskau gegründet. Electroshock veröffentlichte seither rund 45 CDs. Dabei strahlen die Label-Aktivitäten in Sparten wie Ballett, Installationen, Poetik, Malerei und cinematografische Technologien aus. 1999 wurde die Serie »Electroshock Presents« zur Verbreitung von Archivaufnahmen aus den 60er und 70er Jahren aus russischen Studios ins Leben gerufen. Als einziges russisches Produktionsstudio hat es sich ausschließlich der »ernsten« elektronischen Musik verschrieben. Und das in Zeiten, in denen die Durchschnittseinkommen der relativ gut verdienenden Moskauer ca. bei einem Viertel der tatsächlichen Bedürfnisse liegen. Mehrfach international ausgezeichnet und sozial engagiert, ist Electroschock zwar anerkannt, von kennen kann aber keine Rede sein. Klarerweise nehmen die Arbeiten der beiden Artemievs den meisten Platz der Releases ein. A. ARTEMIEV sei uneingeschränkt empfohlen, mit beeindruckender Sicherheit verbindet er Anätze klassischer und moderner Musik (»The Warning«, sein Erstling, »Forgotten Themes« oder die großartige Zusammenarbeit mit der Band KARAD ESTRA). Dagegen ist E. ARTEMIEV, der die russische Klangschule der End-50er internalisiert und seither mehr als 50 Filmvertonungen produziert hat, E-Akustik pur (»Three Odes«). Daraus lässt sich jenes Koordinatennetz destillieren, das bei Electroshock stilprägend wurde, nämlich eine ausgeprägte Affinität zu Soundtracks, »sphärischen« Werken und ambienthaften Soundscapes, immer wieder rückgekoppelt mit heftiger Elektroakustik. Fixpunkte sind dabei die Aufarbeitung der russischen/ sowjetischen Filmtradition. A. Tarkovsky ist klarerweise vertreten, dazu seien VICTOR CERULLOs »Visions« oder »Solaris, Mirror, Stalker« und »Odyssey« (R.: M. Konchalovsky), beide von E. ARTEMIEV empfohlen. Die Bandbreite reicht hier von »Metaphysisch«-Psychedelischem bis zu kruden elektroakustischen Stürmen. Erwähnt sei auch, dass der ANS-Synthesizer, u.a. von Artemiev sen.-Lehrer E.A. Murzin Anfang der 60er gebaut, bis 2000 auf »ANSiana« von STANISLAV KREITCHI auf einen Solo-Einsatz warten musste. Wie virtuos Kreitchi mit dem ANS umgeht, lässt jeden G4-User erblassen. Mittlerweile sind neun Label-interne Sampler zur elektronischen Musik erschienen, jeder von ihnen bietet ein reiches Spektrum bekannterer und teils völlig abstruser Soundgenerierungen. Auf der VÖ-Liste stehen u.a. Namen wie VLADIMIR KOMAROV, ANDREY RODIONOV, oder SOFIA GUBAIDULINA. Electroshock ist definitiv eine Goldgrube für Entdecker.
>> http://www.electroshock.ru
D-Vertrieb: Cue Rec.