Damien Jurado – »Sometimes You Hurt The Ones You Hate« – Maraqopa
Damien Jurado

»Sometimes You Hurt The Ones You Hate«

Maraqopa

Damien Jurado scheint, seinem Äußeren nach zu urteilen, mit seinen nach unten weisenden Mundwinkeln und dem melancholischen Blick, wie der traurigste Mensch der Welt. Sieht man ihn dieser Tage auf der Bühne, so bestätigt sich das Bild, er wirkt etwas verloren, in sich gekehrt, fast gefangen im eigenen Körper und überfordert mit der Welt. Sein struppiger Fünftagebart oder wahlweise die Sonnenbrille bei eh schon gedimmtem Bühnenlicht unterstreichen dieses Bild eines verlotterten Depressiven nur umso mehr. Doch beginnt er zu singen, mit der so unwahrscheinlich nach Verzweiflung und Kummer klingenden Stimme, so tönt noch etwas anderes unverkennbar heraus: seine wahnsinnige Begabung, eben diesem Treiben eine Ordnung und einen Sinn zu verleihen. »Sometimes You Hurt The Ones You Hate« beginnt rasant, vom Schlagzeug angetrieben (»James Hoskins«). Danach wird es wieder ruhig und nur Jurados Stimme, die Gitarre und ein wenig Begleitung hier und da erzeugen dieselbe Energie. Dann wieder wird er begleitet von weiteren Stimmen (»In A Way Probably Never«, »I Was A Line«) und gelegentlich setzen sich Teile direkt im Ohr fest, wo sie die Hörer*innen durch den Tag begleiten und Trost spenden. Kaum jemand besitzt Jurados Talent für Songwriting und aus jeder Pore spricht die Begeisterung für Musik und Melodie, als wäre es eine Glaubensangelegenheit, eine Religion. Er ist so ein Typ, der sich nach absolviertem Auftritt ins Hotel verzieht und im Bett noch ein Konzert von Grateful Dead anschaut. So einer ist er. Man wünscht ihm noch viele Einfälle und Inspiration, jedoch auch, dass es ihm gut geht, dass er in Wirklichkeit nicht so traurig ist, wie es scheint, wenn er singt. Wenn er über sich und die Musik spricht, hört man z. B. einen äußerst vitalen, humorvollen Typen. Erwachsen, aber mit der Freude eines Kindes.

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Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
24.04.2023

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