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Various Artists

»Cosmic Future Grooves Vol.1

Show Up Records/Cargo

Library LPs gehörten lange Zeit zu den schmählichst gehassten Produkten kulturindustriell fabrizierter Funktionsmusiken aus  flie&szligbandbetriebenen Tonkonservenfabriken. Das änderte sich spätestens mit dem (neuen erwachten) Interesse an unglaublich seltsamen Musiken. Boten doch all diese ursprünglich für Werbungen sowie als Radio, TV und Film am Rei&szligbrett erdachten Hintergrundmusiken nicht nur jede Menge neues Material für die Sampler dieser Welt, sondern verblüfften auch mit einer teilweise sehr frechen wie experimentellen Aneignung gerade aktueller Pop-Trends. Dem akustischen Schabernack waren dabei selten Grenzen gesetzt. Bekanntlich waren es dann ja auch Sportsendungen, die die ersten waren, die nach Jungle/Drum&Bass klingende Signations verwendeten. Nun also kosmische Klänge zwischen analog und digital. Wobei sich hier doch zeigt, dass ein Synthesizer oder eine Midi-Steuerung alleine auch keine Zukunft heraufbeschwören können. Schon gar nicht, wenn diese schon längst Vergangenheit ist. Da braucht es schon eher trashgeschulte Ohren, um den Genuss einzelner Highlights nachvollziehen zu können. Aber dann macht es auch wieder Spa&szlig. Ein Track wie »Robotory« ist im Grunde nichts anderes als das Thema von »Rocky« in Outta Space. Anderes erinnert an die TV-Signations von Computer-Sendungen wo in grauer Vorzeit geheimnisvolle Programmiersprachen gelehrt wurden. ?berhaupt klingt vieles nach dem doch eher einfachen Strickmuster mal mit ein paar Synths und Midi-Tools die Hintergrundmusikerrungenschaften den 1960er/1970er aufzupimpen. James Bond meets »Tron«. Und das kann ja auch Spa&szlig machen wie das von »Spiegel-TV« bekannte »Mobile Unit« oder der Amiga/8bit-Game-Sounds-Overkill »Video Funk« beweisen. Nur kommt meist eher nur auch komischerweise sehr biederer Jazzrock als Spielzeugmusik raus. Auch wenn wir mittlerweile wissen, dass es keine noch so dämlichen Sounds gibt, die nicht von irgendwoher re-signifiziert und aktualisiert werden, so besteht der Erkenntnisgewinn gerade solcher Compilationen gerade darin, Sound zu präsentieren, die immer noch sonische No-Go-Areas darstellen. Uncool und unsexy schlummern sie hier und warten wahrscheinlich weniger auf die x-te 80ties-Wiederauferstehung als Chill-Wave, denn auf ein magisches Witch-House-Ritual. Ansonsten ist das allemal guter Stoff für ausgefuchste Edits.

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