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Teebs

»Collections 01«

Brainfeeder

Brainfeeder, das Label von Flying Lotus mausert sich immer mehr zu einem Versuchlabor in, sagen wir mal ganz blöde, Hypnagogic-Jazz. Wobei Teeb, auch im Gegensatz zum doch eher mit HipHop den Experimentalkasten verbastelnden Samiyam, dessen unlängst veröffentlichte CD »Sam Baker’s Album«, auch mehr knirscht, Jazz eher als Idee, denn als (nach)gespielte Musik versteht. Das war ja bei Flying Lotus zuletzt ein nicht ganz unwesentliches Problem: Ist das, was wie Fusion klingt auch wirklich Fusion (mit all den Schrecken), oder einfach nur eine etwas verpatze Seance. Teebs jedenfalls wagt sich, u. a. zusammen mit der Harfinistin Rebekah Raff, nicht nur in tiefstes Alice Coltrane-Gebiet (und erinnert dabei auch an die afrodelische Harfinistin Dorothy Ashby, deren kristallines Funk-Zirpen hier schwer in Dub eingelegt wird), sondern spinnt auch an einem Cocktail aus coltranescher »Cosmic Music«, satiescher Exotica und debussyschem Illbient zusammen, bei dem Sun Ra’s »Cosmo Aliens« zu sonischen Kleinoden wie »Just The Yellow Bits«/»Yellow More New« ein intergalaktisch, jedoch zumindest sehr illuminiertes, teilweise in elektronische Watte gewickeltes und von skizzenhaften Beatvermantschungen getragenes Deep House erbauen. Das ist mitunter so unglaublich schön, dass einem dabei fast jene Elemente am Ohr vorbeigehen, die dann doch eher an Wordsounds Prince Charming erinnern. Schon dort wurde ja u. a. mit einem Harry Belafonte-Sample über »My Island In The Sun« auf ein Zombie-Eiland gelockt. Vielleicht macht das ja auch die aufgekratzte Entspannung, die sich durch die ganze CD zieht aus. Neben Oneothrix Point Never die vielleicht einnehmendste Geistermusik der Saison. Teebs bringt jedoch noch etwas ins Spiel: Lässt sein »Red Curbs Loop (Stuff I Dream About)« doch auch daran denken, dass schon Walter Benjamin darauf hingewiesen hat, dass eine Analyse der Strukturen von Träumen (ihre Architekturen, Geographien, Raumverschachtelungen und Zeitsprünge) vielleicht doch ergiebiger sein könnten, als die Analyse des eigentlichen Geschehens (der Handlung, der Geschichte, der Bilder).

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