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Apocalyptica

»Bittersweet«

Universal

Die Finnen sind nicht nur extrem schlau (Pisa!). Sie haben viele Seen (sehr viele, angeblich 1000). Sie haben eine großartige Eishockey-Mannschaft (IMMER mein sentimentaler Favorit, auch wenn viele CCCP nachweinen), Temu Selannä ist ihr Kapitän. Sami Hyppiä kickt in (und bei) Liverpool. Und der berühmteste Export der letzten Jahre war wohl Jari Litmanen. Ebenfalls der kickenden Zunft zugehört. Gut, Ahtisaari hat ein wenig bei der IRA-Entwaffnung gepost und auch bei den Sanktionen gegen die schwarz-blaue Regierung einen der drei Weisen gemimt. Das war alles ein bißchen off-topic. Worauf ich hinaus will? Die Finnen haben einfach geile Namen. Drei von ihnen nennen sich Apocalyptica, was wiederum nicht finnisch …

Ein paar Jahre ist es nun her, dass sich drei junge Finnen für die berühmteste aller klassischen Musikschulen in Helsinki bewarben. Der Unterschied zu den potenziellen Kommilitonen? Neben der Liebe für Mozart, Brahms, Händel & Co. haben die Jungs auch ein Faible für die (damalige) Langhaarfraktion von Metallica, Sepultura und Kohorten. Nach erfolgreichem Abschluss der Hochschule entschied man sich Metallica zu covern und das auf einem eigenen kleinen kuscheligen Label. Anfänglich als Insidertipp gehandelt mauserten sich die kühlen Skandinavier zur Vorgruppe ihrer großen Idole um James Hetfield. Nach und nach jedoch entwickelte das Konzept eine Eigendynamik und die Fans verlangten nach mehr. Ging man zunächst zu viert (der Vierte im Bunde wurde alternierend eingesetzt) ausschließlich auf Tournee zu Werke, begannen die drei Bandmitglieder selber zu komponieren, sich zu emanzipieren. Das erste Album wurde zum riesigen Erfolg, auch der Nachfolger »Resurrection« erfreute sich an Verkaufszahlen die den Plattenbossen Freudentränen in die Augen trieben. Wie erfolgreich zeigen die Single-Auskopplungen, wo sich immer wieder diverse Chansonniers (u.a. Nasic, Sängerin von den Guano Apes) die Ehre geben. Im Februar des nächsten Jahres erscheint ein neues Album. Und zu Weihnachten beschenkt uns Apocalyptica mit einer Auskopplung. Längst ist Apocalyptica nicht mehr auf »die komischen Finnen mit den gefährlichen Stimmen die Metallica covern« beschränkt und längst kein Geheimtipp mehr. Die Band besinnt sich ihrer Nation und es trällern in diesem Falle mit Ville Valo (Him) und Lauri Ylönen (The Rasmus) zwei Landsmänner fröhlich mit. Ist auch besser so, nachdem, was ich stimmtechnisch einigen Antworten aus ihren Interviews entnehmen konnte. Nun, den düsteren Part der Vocals übernimmt logischerweise Mr. Valo und erinnert stark an die Sisters of Mercy. Newcomer Ylönen übernimmt den kreischenden Teil und macht das ganze zu einem feinem Sammelsurium modernster Pop-Art. Melancholische Texte die diese dunkle Ballade unterlegen, machen mich schon ganz horny auf das kommende Album. Finnland ist schön.

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