Sie tarnen sich als Miniatur-LPs, sind denn auch mindestens so umständlich auszupacken wie das schwarze Vinyl-Gold, und entpuppen sich nichtsdestotrotz als einfache CD-Reissues: Die Veröffentlichungen der Universal-LPR-Reihe versuchen auf etwas bizarre Weise, es beiden Tonträger-Lagern Recht zu machen. Originalgetreu nachgedruckte Schallplattenhüllen in CD-Format, die neben einem standesgemÃ¤ß eingesackten Silberling auch eine lesefreundlich vergrößerte Reproduktion der LP-Rückseite beinhalten – da kann der geneigte Freak tatsächlich sicher gehen, dass ihm nichts an historischer Information entgeht. Und diese ist von Wert, sind doch viele der akustischen Kulinarien, die man für diese Serie in den Archiven von Verve, A&M, Clef, Coral, Decca, Impulse!, Limelight, Mercury etc. erstöbert und teilweise erstmals in digitaler Form verfügbar macht, doch zu einem Gutteil tatsächlich als gesuchte Raritäten zu betrachten. Die beiden 10-CD-Tranchen, die dieses Jahr veröffentlicht wurden, bieten Entdeckenswertes quer durch den stilistischen Gemüsegarten: »Once Upon A Time«, das anno 1966 festgehaltene Zusammentreffen von Piano-Altvater Earl Hines mit den Mannen des Duke-Ellington-Orchesters und dem soeben bei John Coltrane ausgestiegenen Elvin Jones (!) findet sich da, ebenso Cooljazziges aus dem Munde Gerry Mulligans, der sich nach Chet Baker, Paul Desmond, Art Farmer, Ben Webster u. a. auch mit dem brillanten Altsax-Dandy Johnny Hodges zum aerophonistischen Ideenaustausch im (ausnahmsweise nicht pianolosen) Combo-Setting verabredet hat. Jimmy Giuffres »The Easy Way« von 1959 dokumentiert besonders geglückte Momente seines Trios mit Gitarrist Jim Hall und Bassist Ray Brown, Inbegriff der leisen kammermusikalischen Raffinesse. Selbst eine der letzten Studioeinspielungen Albert Aylers sichtet man hier: »Music Is the Healing Force of the Universe« vom August 1969 findet den Saxofonisten inmitten einer kraftvollen Free-R&B-Séance, in der Vokalistin Mary Maria gleich einer Schamanin die beschwörende Programmformel wiederholt. Als Zeitdokument ist zweifellos Archie Shepps »Attica Blues« von 1972 anzusehen, wo der zornige Saxofonist seine kantigen Linien etwas bemüht in ein bizarres, üppiges Environment aus Soul-Vocals und Bigband-Charts einbettet. Gabor Szabo, Dorothy Ashby, Buddy Emmons u. a. vergessene Geister jener Jahrzehnte werden ebenfalls wieder akustisch zum Leben erweckt. Mel Tormés »Tormé«, Kenny Burrells »Have Yourself A Soulful Little Christmas«, Blossom Dearies »My Gentleman Friend«, Hugh Masekelas »Grrr« u. a. warten bereits in der Pipeline. Eine eigenwillige, zweifellos ambitionierte Art, so manche Glanzpunkte aus der Geschichte des Jazz in Erinnerung zu rufen.
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