Machen wir das ganz große Fass auf: Sind Interpol seit jeher überbewertet? Was bleibt, außer ein paar (zugegebenermaßen) großen Hymnen? Welche bemerkenswerte Weiterentwicklung kann man der Band über die Jahre attestieren? Bewegt sich das neue, mittlerweile vierte und schlicht »Interpol« betitelte (symptomatisch?) Werk nun endgültig am Rande der Relevanz? Wenn man von jeder Fan-Befangenheit frei ist, kann man dieser Platte relativ wenig abgewinnen. Die ad infinitum getriebene Larmoyanz ist an einem toten Punkt angekommen, an dem jede Dringlichkeit verloren scheint.
Natürlich gibt es wieder jene Momente, die Interpol immer auszeichneten, die Stellen, an denen sich Paul Banks poetische Halbsätze flehentlich aus der schwermütigen Monotonie der Postpunk-Gitarren erheben, getragen von einem erdigen Riff und einem stampfenden Beat. »Lights« ist so ein Beispiel, mit Abstrichen die Single »Barricade«. Das sind die Höhepunkte, die mitreißen, allerdings im viel zu schwerfälligen Rest versanden. Abgesehen davon wiederholt die Band sich auf dieser Platte zum wiederholten Male, daher ist die Selbstbetitelung ganz passend. Größter Bezugspunkt ist Interpol selbst, Interpol durch und durch. »Interpol« muss ein musikalischer Endpunkt sein, eine Chance zum Neuanfang, der wirklich notwendig erscheint. Passenderweise hat der für den musikalischen Schaffensprozess nicht unbedeutende Bassist die Band nach der Fertigstellung des Album verlassen.
Interpol
»s/t«
Universal
Text
Michael Döringer
Veröffentlichung
25.10.2010
Schlagwörter
American Recordings/Universal
Interpol
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