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Autechre

»SIGN«

Warp Records

Ungreifbar und gewaltig wie die Sonnenfinsternis auf dem Cover ist die Musik auf der neuen Veröffentlichung des Duos Autechre, »M4 Lema«: ein Glitch-Sturm ohne Maßen, durch den sich warme Harmonien ziehen und das alles irgendwie bändigen, doch es bleibt wild wie eine Fahrt mit der Achterbahn durch eine Serverfarm – ästhetisch irgendwie »arousing« in all dem Blitzen und Knacken und Zischen, Bubblegum-Pop auf dem Kopf. Überhaupt sind Autechre ja mit den Jahren immer verzwickter und verzwackter geworden, vorbei ist die Zeit von leicht bekömmlichem Ambiente. Jetzt klingtʼs wie Aphex Twin um das Jahr 2000 herum, ziemlich hart »durchdacht«, komponiert, aber weniger rhythmusfixiert, als ob tausendfach einschießende Farben, die Gefühle evozieren, wasserfallartig auf einen einstürzen (»F7«). »si00« fährt einen Gang zurück, es bleibt das etwas Aquatische. »Schöne Melodien«, ein bisschen »Feelgood« sind auf dem spacigen »esc desc« zu finden. Die Schönheit liegt im Verwobenen, Verschwobenen, in den bis ins Unendliche verschwimmenden Soundlayers. »au14« ist etwas weniger dicht, recht entspannend sogar. Mal etwas direkter spielt das leicht synthwavige »Metaz form8« melancholische Saiten an. Tanzbar verdubstept klingt »sch.mefd 2«. Zumindest mit Kopfhörern tief unter der Bettdecke verkrochen tanzbar. Ebenso sind »gr4 « und »th red a« recht warm geraten, es bleibt verspielt und experimentell, doch erreicht es beim Lauschen das Herz, besonders letzteres mit seinen eindringlichen, immer wiederkehrenden Sounds. »psin AM« dürfte wohl eine Hommage an Boards of Canada sein (»Everything you do is a balloon«). Wunderschön. »r cazt«, der Abschluss, ebenso bei all seiner ungreifbaren Abstraktheit, und das macht das Album aus, wohltuend, erbaulich. Nichts bei Kopfschmerzen, aber erhebend und gesundend.

Home / Rezensionen

Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
13.10.2020

Schlagwörter

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