Neuere Mainstreamwesen wie Amy Winehouse sind ja gerade deswegen heute so begehrt, weil sie (durchaus gekonnt) eine Ahnung von glorreicheren Musikzeiten geben und eine bestimmte Ära bis auf die kleinzigsten Production Tools und jede Feinstfärbung der Stimmintonation nachstellen können. Es tut nicht mehr weh, die Vergangenheit nie erlebt zu haben. Sie ist noch immer hier und jetzt, in neuem, garantiert echtem Fleisch, begehrbar und kaufbar. Haggis Horns war auch schon mal deren Backing Band und brettern ebenselbiges Bluesfunk-Gemisch inklusive Cinematic-Orchestra-Drummer in ein durchaus süffiges Debüt. Dasselbe in Schwarz machen Amy andere Backer, die Dap Kings mit der wenigermaßen behübschenden Sharon Jones, die als »kleine fette Mama aus Georgia« aber das richtige Feuer und Klangvolumen in die Stimmbänder rotzt und schlunzt. Brit-DJ Will Quantic Holland hat sich ohnehin mit seiner Echtband der puren James-Brown-Reanimation zugewandt, die auf dem dritten Album gleich, aber immer noch famos klingt. Und Hot 8 ist eine Brass-Marsch-Band aus den Ghettos New Orleans‘, die authentisch daneben wie etliche Zigeunerblaskapellen derzeit zum Bohei aufgeigen, aber dann doch nur für ein Zwischenhäppchen wie ein charmant verknurpseltes »Sexual Healing«-Cover gut sind. Retro endlich wieder neu-cool. Stax-Sixties in der Endlosschleife. Entzeitlichung, here we go!
Wannabe black retro bastards
Schmach des Klonzeitalters. Jeder möchte so hautnah und schweißübermannend, authentisch und individuell klingen und kommt gerade durch dieses Streben darauf, das er sich durch nichts anderes als durch eine Marke definieren kann, die per se schon Packaging und Austauschbarkeit bedingt.
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