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Cuthead

»Total Sellout«

Clone Distribution

Die Verbindung von Sampling und Zitat war bereits in den 1990er Jahren Gegenstand poptheoretischer Ûberlegungen. Das Sampling im HipHop sprenge nämlich, wie Andreas Rauscher in einer frühen Ausgabe von »testcard« meinte, den klassischen Zitatbegriff: Dass gesampelt wird, ist in den allermeisten Fällen ja deutlich hörbar, weil es rauscht, knistert oder entsprechend schwingt – nur was verwendet wird, bleibt oft obskur. Eine Meldung aus der Tagesschau, das delphinische Geschnatter von Flipper oder vielleicht diese alte Chi-Lites B-Seite? Das Ergebnis profitiert eher von der Aura eines Sounds aus einer bestimmten Ära, seiner Aufnahmequalität oder dem Format,- samt Anspielungen, Attacken und Augenzwinkern. Der Dresdener Beatbauer Cuthead macht sich genau daraus einen Spaß, wenn er für »Total Sellout« die postmoderne Rekombinationsmaschine anschmeißt und mit ihr die Möglichkeiten seines Materials erkundet. Richtig feinen HipHop meint das im Ergebnis, der sich stets handwerklich präzise, mal wonky, mal sloppy, mal groovy präsentiert. Toll ist, dass sich Cuthead nicht in den technischen und ästhetischen Zwängen eines klassischen Verständnisses von HipHop verheddert, sondern sich auch Anleihen bei House, Disco und Bassmusik genehmigt. Aufwärtskompatibler Shit, wie man so schön sagt. Die 18 Nummern des Albums rutschen durch wie im Flug, es wird sofort danach auf Loop gestellt. Geendet wird mit einem seltsamen Sprachsample aus einer Radiosendung, in der der begeisterte Moderator verkündet: »Aus der Presse frisch auf den Teller, meine lieben Hörer. Die uns vorliegende Scheibe ist ja überhaupt das Allergrößte! Was sage ich, was schreibe ich? 31 Zentimeter im Durchmesser! Ein Mords-Oschi von LP!« Auch ein Statement. Gleich noch mal von vorn!

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